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Endstation Oxford

Endstation Oxford

Titel: Endstation Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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und nur aus diesem Grund hat Ben Frances davon abgehalten, Myles zu verklagen. So etwas führt natürlich ebenfalls zu Missstimmungen. Zwar hat Myles ihnen das Geld später zurückgezahlt, allerdings nicht schnell genug.« Estelle unterbrach sich. »Sollen wir noch einen Tee machen? Komisch, wie sehr man sich nach gesüßtem Tee sehnt, wenn die Welt um einen herum zusammenbricht.«
    In diesem Augenblick hörten sie, wie die Tür geöffnet wurde. Frances streckte den Kopf um die Ecke. »Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass unser kleines Drama bald seinen Höhepunkt erreicht. Genießen Sie die Zeit, die Ihnen noch bleibt.« Mit diesen Worten verschwand sie wieder. Ehe Kate und Estelle reagieren konnten, hörten sie, dass die Tür wieder abgeschlossen wurde.
    »Was war denn das?«, fragte Kate.
    »Jedenfalls nichts Erfreuliches«, erwiderte Estelle. »Ich nehme nicht an, dass sie Ihnen Ihr Handy gelassen hat, oder?«
    Kate schüttelte den Kopf.
    Als Frances ihre Wohnung betrat, hörte sie Kates Handy klingeln. Sie wartete, bis die Mailbox ansprang, und schaute dann, wer angerufen hatte. Ein gewisser Craig. Sicher der neugierige Mensch, der Kate in die Buchhandlung begleitet hatte. Frances hörte die Nachricht ab. Craig wunderte sich, dass Kate nicht ans Telefon ging, und bat um einen Rückruf. Frances konnte hören, dass er sich bemühte, entspannt und zwanglos zu klingen, doch sie spürte die unterschwellige Unruhe in seiner Stimme.
    Er war nicht der Mann, der den Dingen einfach ihren Lauf ließ. Er würde sich fragen, wo Kate steckte, und vermutlich bald nach ihr suchen. Nicht, dass er am Ende noch vor ihrer Tür auftauchte! Sie musste ihm eine beruhigende Nachricht senden. Natürlich konnte sie Kates Stimme nicht imitieren. Aber vielleicht sollte sie eine SMS schicken? Frances überlegte, was Kate aufgehalten haben könnte und lächelte, als ihr die Lösung des Problems einfiel.
    Nachdem sie die SMS abgeschickt hatte, traf sie alle nötigen Vorkehrungen, falls ein weiterer Tölpel vor ihrem Haus aufkreuzen sollte.

35
    Um fünf Uhr nachmittags war es bereits stockfinster. Die Temperatur fiel schnell. Craig wünschte, Kate hätte ihm gesagt, wohin sie wollte. Er wusste, dass sie gern lange Spaziergänge machte, wenn sie über einem Problem brütete, aber normalerweise war sie zu den Essenszeiten immer zurück. Tee und ein netter Plausch um vier Uhr – so etwas liebte Kate.
    Er rief ihr Handy an, das aber nach kurzem Klingeln auf die Mailbox umschaltete. Er hinterließ eine Nachricht und hoffte, dass sie bald zurückrufen würde. Natürlich war es noch viel zu früh, um sich ernsthaft Sorgen zu machen, und gewiss wäre Kate alles andere als dankbar, wenn er überreagierte und mit Kanonen auf Spatzen schoss. Außerdem konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie so unüberlegt handeln und die Akins auf eigene Faust zur Rede stellen würde.
    Fünf Minuten später piepste sein Telefon und meldete eine SMS. Sie kam von Kate. Als er ihren Namen las, verspürte er eine unendliche Erleichterung. Dann war also doch seine Fantasie mit ihm durchgegangen.
    Komme ein bisschen später. Habe in der Stadt einen wirklich netten Blazer gefunden, den ich unbedingt anprobieren muss. Warte nicht auf mich .
    Craig starrte auf das Display. War da wirklich alles in Ordnung? Irgendetwas stimmte da nicht, auch wenn er den Finger nicht darauflegen konnte. Er zwang sich, an etwas anderes zu denken, und arbeitete etwa eine Stunde lang an seinem Skript. Doch es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren. Als er die Nachricht erneut durchlas, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
    Wirklich nett . So redete Kate einfach nicht. Nie. Er konnte sich nicht erinnern, diese Formulierung je von ihr gehört zu haben. Aber irgendwer hatte kürzlich so gesprochen. »Wirklich nett.« Craig versuchte, sich an die Stimme zu erinnern. Richtig, es war Frances Akin gewesen. In Frances’ Welt war alles »wirklich nett« – zumindest wollte sie es glauben machen.
    Kate war also zu Frances gegangen, entweder zu ihr nach Hause oder in die Buchhandlung, und Frances hatte … ja, was? Sie in ein Hinterzimmer eingeschlossen? Sie in das Dachzimmer ihres Hauses gesperrt? Kate konnte unmöglich so unvorsichtig gewesen sein. Immerhin hatten sie sich darauf geeinigt, dass sie Jon einweihen und ihm die Entscheidung über das weitere Vorgehen überlassen würden. Aber offensichtlich war Kate von Craigs Vorschlag weniger angetan gewesen, als er angenommen
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