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Endstation für neun

Endstation für neun

Titel: Endstation für neun
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Tür wurde aufgestoßen. Gunvald Larsson starrte ungläubig auf sein vandalisiertes Dienstzimmer. Sein heller Regenmantel war völlig durchnässt, ebenso seine Hose und die blonden Haare.
    Die Schuhe waren lehmverschmiert.
    »Scheiße, wie sieht es denn hier aus«, sagte er missmutig.
    »Was ist so merkwürdig an dem Bus?«, hakte Melander nach.
    »Ja, also, ausgerechnet dieses Modell wird auf der Linie 47 nicht eingesetzt.«
    »Nicht?«
    »Normalerweise nicht, meine ich. Auf der Linie fahren in der Regel deutsche Busse der Marke Büssing. Ebenfalls Doppeldecker. Das hier war nur ein Zufall.«
    »Brillante Spur«, kommentierte Gunvald Larsson. »Der Irre, der das getan hat, ermordet nur Leute in englischen Bussen. Ist es das, was du sagen willst?«
    Ek sah ihn resigniert an. Gunvald Larsson schüttelte sich und sagte:
    »Was ist das übrigens für eine Affenhorde, die im Foyer herumlärmt?«
    »Journalisten«, sagte Ek. »Jemand sollte mit ihnen reden.«
    »Ich nicht«, sagte Kollberg sofort.
    »Gibt Hammar oder der Reichspolizeichef oder der Justizminister oder irgendein anderes hohes Tier keine Pressemitteilung heraus?«, fragte Gunvald Larsson.
    »Die ist wahrscheinlich noch nicht fertig«, sagte Martin Beck. »Ek hat schon recht. Jemand sollte mit ihnen reden.«
    »Ich nicht«, wiederholte Kollberg.
    Anschließend drehte er sich fast schon triumphierend um, als wäre ihm gerade eine zündende Idee gekommen. »Gunvald«, sagte er. »Du bist doch als Erster vor Ort gewesen.
    Du könntest eine Pressekonferenz abhalten.« Gunvald Larsson starrte in den Raum hinein und strich sich mit der Rückseite seiner großen, behaarten Rechten eine nasse Haarsträhne aus der Stirn. Martin Beck sagte nichts und machte sich auch nicht die Mühe, zur Tür zu schauen. »Okay«, sagte Gunvald Larsson. »Seht zu, dass ihr sie irgendwohin schafft. Ich werde mit ihnen reden. Es gibt nur noch eins, was ich vorher wissen muss.«
    »Was?«, fragte Martin Beck.
    »Hat irgendjemand mit Stenströms Mutter gesprochen?« Es wurde totenstill im Raum, so als hätte seine Bemerkung alle Anwesenden, den Fragesteller eingeschlossen, verstummen lassen. Der Mann auf der Türschwelle sah vom einen zum anderen.
    Schließlich drehte Melander den Kopf und sagte: »Ja. Sie weiß Bescheid.«
    »Gut«, erwiderte Gunvald Larsson und knallte die Tür zu.
    »Gut«, sagte Martin Beck zu sich selbst und trommelte mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte.
    »War das jetzt wirklich klug?«, fragte Kollberg.
    »Was?«
    »Gunvald und Pressekonferenz… Meinst du nicht, wir beziehen auch so schon genug Prügel von der Presse?« Martin Beck sah ihn an, ohne zu antworten. Kollberg zuckte mit den Schultern.
    »Was soll's«, sagte er. »Es spielt keine Rolle.«
    Melander kehrte an seinen Schreibtisch zurück, griff nach seiner Pfeife und zündete sie an.
    »Nein«, sagte er. »Es spielt wirklich keine Rolle.« Er und Kollberg hatten das Schaubild inzwischen aufgehängt. Eine vergrößerte Planskizze vom Unterdeck des Busses, in die man eine Reihe von Gestalten eingezeichnet hatte. Sie waren von eins bis neun durchnummeriert.
    »Wo steckt denn bloß Rönn mit der Liste?«, murmelte Martin Beck.
    »Also noch einmal zu dem Bus«, sagte Ek hartnäckig. Und wieder klingelten die Telefone.

8
    Der Raum, in dem die erste improvisierte Konfrontation mit der Presse stattfand, war für diesen Zweck definitiv ungeeignet. Es gab darin nur einen Tisch, ein paar Schränke und vier Stühle, und als Gunvald Larsson eintrat, war die Luft durch Tabakrauch und die Ausdünstungen nasser Mäntel bereits stickig.
    Er blieb unmittelbar hinter der Tür stehen, ließ den Blick über die versammelten Journalisten und Fotografen schweifen und sagte tonlos:
    »Also. Was wollen Sie wissen?«
    Sofort redeten alle wild drauflos. Gunvald Larsson hob seine rechte Hand und sagte:
    »Der Reihe nach, wenn ich bitten darf. Sie da können anfangen. Anschließend gehen wir von links nach rechts.« Danach verlief die Pressekonferenz wie folgt:
    FRAGE : Wann wurde der Bus entdeckt?
    ANTWORT : Gestern Abend, etwa zehn Minuten nach elf.
    FRAGE : Von wem?
    ANTWORT : Von einer Zivilperson, die wiederum einen Streifenwagen alarmierte.
    FRAGE : Wie viele Personen befanden sich in dem Bus?
    ANTWORT : Acht.
    FRAGE : Und alle waren tot?
    ANTWORT : Ja.
    FRAGE : Wie sind diese Personen gestorben?
    ANTWORT : Für eine Aussage darüber ist es noch zu früh.
    FRAGE : Ist ihr Tod auf äußere Gewalteinwirkung
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