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Endstation für neun

Endstation für neun

Titel: Endstation für neun
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Schein zu wahren.«
    Rönn sah Gunvald Larsson an und schüttelte den Kopf. Dann wandte er sich wieder dem Mann in dem Krankenbett zu und sagte:
    »Was haben Sie dabei empfunden?«
    »Es ist immer eine Prüfung, schwere Entscheidungen treffen zu müssen. Aber ich gehöre zu den Leuten, die… Wenn ich mich einmal entschieden habe, eine Sache durchzuziehen, dann…« Er verstummte.
    »Hatten Sie nicht versprochen zu gehen?«, fragte er.
    »Wir gehören zu den Leuten, für die das, was sie versprechen und was sie tun, zwei Paar Schuhe sind«, sagte Gunvald Larsson.
    Forsberg sah ihn an und sagte verbittert: »Sie foltern und belügen mich nur.«
    »Es gibt in diesem Raum mehr als einen, der sich nicht an die Wahrheit hält«, erklärte Gunvald Larsson. »Sie hatten schon Wochen vorher beschlossen, Göransson und Kriminalassistent Stenström zu töten, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Woher wussten Sie, das Stenström Polizist war?«
    »Ich hatte ihn früher schon beobachtet. Ohne dass Nisse was davon merkte.«
    »Woher haben Sie gewusst, dass er allein gearbeitet hat?«
    »Er ist nie abgelöst worden. Ich bin davon ausgegangen, dass er auf eigene Faust ermittelte. Um Karriere zu machen.«
    Gunvald Larsson schwieg eine halbe Minute.
    »Hatten Sie Göransson angewiesen, keine Papiere bei sich zu tragen?«, fragte er schließlich.
    »Ja, das hatte ich ihm schon befohlen, als er das erste Mal anrief.«
    »Wie haben Sie gelernt, die Bustüren zu bedienen?«
    »Ich habe die Busfahrer bei der Arbeit beobachtet. Trotzdem wäre es beinahe schiefgegangen. Es war der falsche Bus.«
    »Wo haben Sie sich hingesetzt? Unten oder oben?«
    »Oben. Ich war schon bald allein.«
    »Und dann sind Sie mit der schussbereiten Maschinenpistole die Treppe hinuntergegangen?«
    »Ja. Ich habe sie mit dem Körper verdeckt, damit Nisse und die anderen, die im hinteren Teil saßen, sie nicht sehen konnten. Trotzdem ist einer noch dazu gekommen, aufzustehen. Mit so was muss man eben rechnen.«
    »Und wenn sie geklemmt hätte? Zu meiner Zeit hatten diese alten Schießeisen häufig Ladehemmung.«
    »Ich wusste, dass sie funktionieren würde. Ich kannte meine Waffe gut und hatte sie sorgfältig überprüft, bevor ich sie ins Büro mitgenommen habe.«
    »Sie haben die Maschinenpistole ins Büro gebracht?«
    »Eine Woche vorher.«
    »Hatten Sie keine Angst, dass jemand sie dort finden könnte?«
    »Niemand wagt es, meine Schubladen anzurühren«, erklärte Forsberg gebieterisch.
    »Außerdem war sie eingeschlossen.«
    »Wo haben Sie die Waffe vorher aufbewahrt?«
    »In einem abgeschlossenen Koffer auf dem Dachboden. Zusammen mit meinen anderen Trophäen.«
    »Wie haben Sie sich vom Tatort entfernt, nachdem sie diese Menschen erschossen hatten?«
    »Ich bin die Norra Stationsgatan in östliche Richtung gegangen, habe am Haga-Terminal ein Taxi genommen, den Wagen beim Büro geholt und bin nach Stocksund zurückgefahren.«
    »Und haben unterwegs die Maschinenpistole weggeworfen«, sagte Gunvald Larsson. »Keine Sorge. Die finden wir.« Forsberg entgegnete nichts.
    »Was haben Sie empfunden?«, wiederholte Rönn sanft. »Als Sie geschossen haben?«
    »Ich habe mich, meine Familie, mein Zuhause und mein Unternehmen verteidigt. Haben Sie mal eine Waffe in der Hand gehalten und gewusst, dass Sie in fünfzehn Sekunden einen Schützengraben voller Feinde stürmen werden?«
    »Nein«, sagte Rönn. »Das habe ich nicht.«
    »Dann begreifen Sie gar nichts!«, schrie Forsberg. »Dann haben Sie hier nichts zu sagen! Wie soll denn ein Idiot wie Sie mich verstehen können!«
    »So geht das nicht«, erklärte der Arzt. »Er muss wieder behandelt werden.«
    Er drückte den Alarmknopf. Zwei Krankenpfleger kamen herein. Forsberg brüllte weiter, während das Bett aus dem Zimmer gerollt wurde.
    Rönn begann das Tonbandgerät einzupacken.
    »Ich hasse dieses Schwein«, sagte Gunvald Larsson plötzlich.
    »Bitte?«
    »Ich werde dir was sagen, das ich außer dir noch niemandem erzählt habe«, sagte Gunvald Larsson. »Fast alle, mit denen wir es bei unserem Job zu tun haben, tun mir leid. Es sind arme Schlucker, die sich wünschen, sie wären nie geboren worden. Es ist nicht ihre Schuld, dass sie nichts kapieren und alles zum Teufel geht. Es sind Gestalten wie der hier, die ihr Leben zerstören. Egozentrische Schweine, die nur an ihr Geld und ihre Häuser und ihre Familie und ihre sogenannte gesellschaftliche Stellung denken. Die meinen, sich ein Urteil über andere Menschen erlauben
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