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Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Titel: Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi
Autoren: Xanthippe Verlag
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Schuld auf sich und Ihr Haus laden.»
    «Nein, auf keinen Fall, ich will doch keine zusätzliche Aufregung erzeugen, Doctor Feelgood. Können Sie ihm nicht ein Gegenmedikament geben, und wir verschieben notfalls die Versammlung um ein paar Tage? Wir könnten doch sagen, dass der Professor sich nicht wohl fühlt.»
    «Amalia, die Lage ist zu ernst. Der Professor ist sehr geschwächt, er spricht kaum mehr. Meine Prognose ist, dass er den morgigen Sonnenaufgang nicht mehr erlebt. Und wenn Sie jetzt nicht sofort etwas unternehmen, dann gehe ich in den Speisesaal, und dann weiss bald die ganze Gästeschar, was hier abläuft. Sie machen sich selbst verdächtig, wenn Sie jetzt nicht handeln!»
    Amalia setzt zu widersprechen an, da betritt Vreni den Gang. Amalia besinnt sich kurz und sagt dann:
    «Vreni, ruf den Hirtenbuben, er soll rasch ins Dorf hinunter laufen und Kamil holen.»
    «Aber was, wieso denn den Kamil?»
    «Frag nicht. Anordnung Doctor Feelgood. Vreni, rasch, der Bub soll sich beeilen. Und, Vreni», hier muss sich Amalia kurz unterbrechen, die Hand auf die Brust legen und tief Luft holen, «dem Professor geht es nicht gut, aber sorg dafür, dass niemand etwas vernimmt, es soll nicht noch mehr Aufregung entstehen.»
    Vreni starrt Amalia an, bleibt zuerst wie angewurzelt stehen, nickt dann aber und macht sich wortlos auf, den Buben zu suchen. Der Doctor hat seine Brillengläser abgenommen, putzt sie nachdenklich und nickt Vreni ein paarmal hinterher. Dann steigt er die Treppe hinauf zum Patientenzimmer.
    Als Amalia zu Müoma Weva in die Küche kommt, lässt sie sich seufzend auf einen Stuhl sinken. Weva hält einen Moment inne und setzt dann ihre Arbeit mit ruhigen, eingeübten Bewegungen fort.
    «Und?», meint sie nur.
    Als Amalia ihr in knappen Sätzen rapportiert, wie besorgt Doctor Feelgood um den gesundheitlichen Zustand des Professors ist, geht Weva ruhigen Schrittes zum Küchenschrank, nimmt aus der obersten Schublade ein Fläschchen heraus und schenkt ein Gläschen voll für Amalia ein.
    «Hier, nimm das, du kannst es jetzt brauchen.»
    Amalia nippt kurz daran und hustet sofort.
    «Heiliger Herr, was ist denn das schon wieder?»
    «Arnika, es wird dir gut tun.»
    Doch Amalia steht auf und geht unruhig in der Küche hin und her. Sie denkt nach. Plötzlich entfährt ihr ein »Heiliger Antonius und alle Heiligen, stehet uns bei!»
    «Amalia, lauf nicht dauernd hin und her», seufzt Weva, «du machst mich ganz verrückt. Setz dich hierher, und trink endlich. Was ist denn los?!»
    «Jemand hat die Medikamente vertauscht.» Amalia schluckt sichtbar, als sie es ausspricht.
    Weva blickt erschrocken auf: «Was? »
    «Der Doctor ist sich sicher», erklärt Amalia, «jemand muss ins Zimmer 11 gegangen sein und die beiden Arzneien vertauscht haben. Und jetzt hat der Professor eine zu hohe Dosis von diesem Schlafmittel zu sich genommen, Chloral oder so, und das kann offenbar in dieser Menge tödlich wirken.»
    Die beiden Frauen sehen sich schweigend an. Weva hält die Hand vor den Mund und flüstert dann: «Gütiger! Das wäre schrecklich. Wer kann denn so etwas nur…?»
    Amalia geht wieder hin und her, schreitet zum Fenster, macht es auf. Sie löst die drei obersten Häkchen ihres schwarzen Kleides und atmet tief ein.
    Weva ihrerseits hat ihre ruhige Stimme wiedergefunden: «Du musst jetzt einen kühlen Kopf bewahren!»
    Amalia tritt zu ihr hin, packt ihre Hand und bittet inständig: «Weva, du bist meine einzige Stütze. Hilf mir. Wenn die Gäste etwas merken, ist es aus mit der Sommerruhe. Dann reisen vielleicht alle miteinander ab. Und das Hotel muss geschlossen werden. Und wenn erst herauskommt, das hier Gäste krank werden oder sogar umkommen oder umgebracht werden …» Bei diesen fürchterlichen Worten versagt Amalias Stimme. Sie räuspert sich. «Weva … das darf nicht sein!»
    «Jetzt wart doch einmal ab», versucht Weva zu beschwichtigen, «vielleicht erholt er sich.»
    Doch Amalia ist in Gedanken schon viel weiter.
    «Der Doctor hat anders geredet», meint sie sorgenvoll, «wir müssen zusehen, dass niemand sich aufregt. Wir könnten etwas organisieren, vielleicht ein Picknick im Freien. Was meinst du? Drüben auf der Nesselalp? Wir könnten die Maultiere holen. Das wäre doch eine gute Ablenkung.» Amalia hat sich mit dieser Idee ein wenig in Fahrt geredet. Sie klingt, als wollte sie sich selbst überzeugen.
    Weva geht nicht darauf ein. «Warten wir ab. Was meint denn der Doctor?»
    «Das ist es ja»,
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