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Endlich geborgen

Endlich geborgen

Titel: Endlich geborgen
Autoren: Barbara McCauley
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alles.”
    Er zögerte, ehe er sie ergriff.
    Und wünschte sich, es nicht getan zu haben.
    Ihre Hand war glatt und zart. Trotz der Kälte fühlte sie sich warm an, und diese Wärme schien auf ihn überzugehen und seinen ganzen Körper zu durchfluten. Sie sah zu ihm hoch, erstaunt und verwirrt zugleich, dann zog sie ihre Hand hastig zurück.
    „Ich muss nach Kevin sehen”, erklärte sie ein wenig atemlos. „Danke nochmals.”
    Sie wandte sich um und eilte ins Haus zurück. Er kniff die Augen zusammen und stand noch einen Moment lang da, bis der Wunsch, ihr zu folgen, verschwand.
    Verdammt.
    Er kannte noch nicht einmal ihren Nachnamen.
    Das fahle Licht der Morgensonne schien durch die Zweige der hohen Eiche neben Mildred Witherspoons Garage. Dahinter erstreckte sich ein Maisfeld bis zur nächsten Farm, und irgendwo muhte eine Kuh.
    Bukolisch, ging es Melanie durch den Kopf, als sie an der offenen Hintertür stand und den Blick über das Land gleiten ließ. Wie ein Bild, das sie auf einer Postkarte oder in einem Buch über Farmen gesehen hatte. Sie war ein Stadtmensch, in Los Angeles geboren und aufgewachsen, und ihre Reisen hatten sie nie in ländliche Gegenden der USA geführt. Phillip hatte immer auf Exotisches und Elegantes Wert gelegt: Monte Carlo, New York, London, Washington D.C. Fünf-Sterne-Hotels und teure Restaurants. Kühe und Kornscheuer hatten nicht zur feinen Lebensart ihres Mannes gepasst.
    Und nach diesem ersten aufregenden Jahr ihrer Ehe hatten sie auch nicht mehr zueinander gepasst.
    Sie trat auf die hintere Veranda, atmete die klare, kalte Luft tief ein und fühlte, wie ihre Lebensgeister erwachten. Dann eilte sie die Verandastufen hinunter und den Weg zur Garage entlang, hörte, wie die trockenen Blätter unter ihren Stiefeln knirschten. Wie sehr wünschte sie sich, noch länger an diesem friedvollen Ort verweilen zu können.
    Aber sie hatte keine Zeit. Sie wollte noch vor Einbruch der Dunkelheit Boston erreichen, überzeugt, bei Raina sicher zu sein. Raina war der einzige Mensch, dem Melanie traute, die einzige wirkliche Freundin, die sie jemals gehabt hatte. Schon in der High School waren sie eng befreundet gewesen, und nach dem Tod von Melanies Vater, als ihre Mutter wieder geheiratet hatte, war Melanie öfter bei Raina als zu Hause gewesen.
    Nach ihrem Schulabschluss hatten sie unterschiedliche Wege einge schlagen. Raina war nach Griechenland gegangen und hatte dort eine Weile als Model gearbeitet, ehe sie heiratete.
    Seit ihrer Scheidung war sie bei einer italienischen Firma als Modedesignerin angestellt.
    Melanie hatte Phillip geheiratet und Kevin bekommen, den Raina noch nie gesehen hatte.
    Bei dem Gedanken an ihren Sohn lächelte Melanie. Er hatte sich nicht gerührt, als sie ihn aus einem der Schlafräume nach unten getragen hatte, wo sie geschlafen hatten. Wo er geschlafen hatte, genau genommen. Obwohl alle Fenster und Türen verschlossen gewesen waren, hatte sie keine Ruhe gefunden, sondern jedem Geräusch gelauscht. Vor allem das von Schritten …
    Sie erschauerte, und das hatte nichts mit der Kälte zu tun.
    Dennoch rieb sie sich die Arme, zog den Autoschlüssel aus der Hosentasche und öffnete die Seitentür zur Garage. Drinnen war es kühl und dunkel. Sie sah sich mit angehaltenem Atem um und entspannte sich erst, als sie nichts Ungewöhnliches entdeckte.
    Wann werde ich wohl aufhören, mich verfolgt zu fühlen?
    Vielleicht niemals, dachte sie und seufzte. Jedenfalls nicht, solange Louise lebte, und obwohl diese Frau bereits vierundsiebzig war, erfreute sie sich bester Gesundheit. Melanie wusste, ihre Schwiegermutter würde es niemals aufgeben, nach ihr und Kevin zu suchen. Sie besaß die Beharrlichkeit einer Bulldogge und war genauso bissig.
    Und außerdem war sie verrückt, seit sie vor drei Jahren ihren Mann, der an den Folgen von Krebs gestorben war, verloren hatte und zwei Jahre später ihren einzigen Sohn. Aber Verrückte, die über so viel Geld und Beziehungen verfügten wie Lo uise Van Camp, nannte man im Allgemeinen nur Exzentriker.
    Melanie erschauerte wieder und setzte sich auf den Fahrersitz. Ihr Wagen hatte sie bisher nicht im Stich gelassen. Sein einziger Nachteil bestand darin, dass er zu klein war und sie deshalb nur das allernötigste Gepäck hatten mitnehmen können. Das meiste, was ihr und Kevin gehörte, hatte sie auf Louises Anwesen in Beverly Hills zurückgelassen.
    Aber was machte das schon? Zum größten Teil handelte es sich um Geschenke von Louise oder
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