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Endlich geborgen

Endlich geborgen

Titel: Endlich geborgen
Autoren: Barbara McCauley
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ich allein.”
    „Das Beste wäre es allerdings, ich würde die Werkstatt im Ort anrufen, damit man Ihnen eine neue Batterie bringt.”
    Sie rang sich ein Lächeln ab und verschränkte zu Gabriels Erleichterung die Arme vor der Brust. „Danke, aber ich kümmere mich schon selbst darum.”
    Sie will sich nicht helfen lassen, dachte er verstimmt. Und auch wenn dies eine lobenswerte Eigenschaft war, konnte man es damit auch übertreiben.
    Er schlug die Haube zu und bot ihr seinen Kaffee an. Als sie gerade ablehnen wollte, drückte er ihr den Becher in die Hand. „Sie frieren”, sagte er. „Trinken Sie. Er ist heiß.”
    Sie zögerte, ehe sie den Becher umfasste und zum Mund führte. Gabriel fühlte ein unbestimmtes Verlangen, sobald ihre Lippen den Becherrand berührten, das sich verstärkte, als sie sich gleich darauf mit der Zunge über die Lippen fuhr und ihn anlächelte.
    Und das verwirrte ihn mehr als ihre Unabhängigkeit.
    „Ist es der Ehemann?” fragte er, und ihr Lächeln verschwand.
    „Wie bitte?”
    „Laufen Sie vor Ihrem Ehemann davon?” Er wollte es unbedingt wis sen.
    Sie gab ihm den Becher zurück. „Danke für Ihre Hilfe, Mr. Sinclair. Ich weiß, Sie haben zu arbeiten, wenn Sie mich also bitte entschuldigen wür den -, ich muss zurück zu meinem Sohn.”
    „Sehen Sie, Melanie …” Er streckte die Hand aus, doch als sie zurückwich, ließ er sie sinken. „Hart”, sagte sie. „Ich heiße Melanie Hart.”
    Und gleich darauf war sie fort, er hörte nur noch das Knirschen des Kies unter ihren Stiefeln und danach das leise Quietschen der Hintertür.
    Sie wollte seine Hilfe nicht. Na schön. Sollte sie allein mit ihren Schwierigkeiten fertig werden.
    Er trank noch einen Schluck Kaffee, dann betrachtete er den Rand des Bechers, den sie mit ihren Lippen berührt hatte.
    Vor sich hin fluchend ging er zu seinem Truck und fuhr davon.
    Drinnen hörte Melanie den Motor von Gabriels Wagen und auch, wie er davonfuhr. Sie hatte nicht unhöflich sein wollen. Ihr ganzes Leben lang war sie höflich gewesen, was nicht zuletzt zu der Misere beigetragen hatte, in der sie sich befand. Sie hatte zu oft Ja gesagt, sich von zu vie len Menschen beeinflussen lassen. Sie wusste, dass sie überreagierte, wenn sie jetzt jede Hilfe zurückwies.
    Gestern Abend hatte sie Cara nur das Notwendigste über ihre Lage erzählt. Ihrer unangenehmen Schwiegermutter wegen sei sie aus Kalifornien geflohen und wolle mit Kevin irgendwo wieder neu anfangen.
    Aber sie hatte Cara nichts davon gesagt, wie weit Louise gehen würde, hatte ihr nichts von Vincent Drake erzählt, diesem Ungeheuer, von Louise engagiert, um die widerspenstige Schwiegertochter und den Enkelsohn nach Hause zurückzuholen.
    Sie musste es einfach bis zu Raina schaffen. Louise wusste nichts von ihrer besten Freundin, und mit dem gefälschten Ausweis, den Melanie im Hinterzimmer einer Bar in Los Angeles gekauft hatte, würden sie und Kevin ein neues Leben beginnen. Jetzt war sie Melanie Hart, und nie wieder wollte sie Melissa Van Camp sein. Diese Frau gab es nicht mehr.
    Aber um überhaupt bis nach Boston zu kommen, musste sie selbstverständlich zuerst ihr Auto reparieren lassen. Und das hatte sie auch vor zu tun, nur war sie auf einmal so müde, dass sie dies für diesen Moment auf später verschob.
    Sie ging ins Wohnzimmer und setzte sich neben ihren schlafenden Sohn. Sie betrachtete ihn, die runden Wangen, die kurze sommersprossige Nase, und fühlte, wie sie ruhiger wurde.
    Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen.
    Nur einige Minuten Ruhe, dachte sie. Dann würde es ihr besser gehen. Sie hatte es mit Kevin bis hierher geschafft.
    Und sie hatte nicht die Absicht, jetzt aufzugeben.

3. KAPITEL
    „Du warst ein böses Mädchen, Melissa”, flüsterte Vincent. „Ein sehr böses Mädchen.”
    Seine Stimme klang in der Dunkelheit wie das Zischen einer Schlange. Sie konnte ihn nicht sehen, aber sie fühlte seine Gegenwart, spürte seinen Atem an ihrem Hals.
    Lauf weg! flüsterte eine innere Stimme ihr zu, doch sie wurde plötzlich in den Morast hinabgezogen und war unfähig, sich zu bewegen.
    Kevin kam aus dem Wald zu ihr gelaufen, lächelnd, die Arme ausgebreitet. Sie wollte ihm zurufen, er solle rasch verschwinden, doch sie brachte keinen Laut hervor.
    „Du weißt, was mit bösen Mädchen geschieht”, sagte Vincent leise. „Soll ich es dir zeigen?”
    Unfähig, ihn aufzuhalten, hörte sie ihr eigenes Wimmern, als er ihren Hals umfasste.
    Kevin lächelte noch
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