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Enders - Porträt eines Marshals: Die Bonus-Story (German Edition)

Enders - Porträt eines Marshals: Die Bonus-Story (German Edition)

Titel: Enders - Porträt eines Marshals: Die Bonus-Story (German Edition)
Autoren: Lissa Price
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kann.
    Ihr Blick mustert mich unruhig. Sie kann kaum glauben, dass ich in Wahrheit ein Ender bin. Langsam weicht sie zurück.
    »Wie hast du mich gefunden?«, fragt sie.
    Ich folge ihr ganz langsam, um sie nicht in Panik zu versetzen. »Prime gab mir den entscheidenden Tipp, Margaret.«
    »Die Leute dort sind zu absolutem Stillschweigen verpflichtet. Wer hat dir meinen Namen verraten?«
    »Der Old Man persönlich.«
    Sie greift hinter sich, zieht eine Pistole aus ihrer Handtasche und zielt zwischen meine Augen.
    Für den Bruchteil einer Sekunde bin ich versucht, ebenfalls die Waffe zu ziehen, aber ich merke, dass ich das nicht kann. Ich bringe es nicht fertig, den Körper dieses unschuldigen Mädchens zu verletzen.
    »Gib zu, dass du das gar nicht willst, Margaret«, sage ich.
    »Nenn mich nicht Margaret. In diesem Körper bin ich Jodi.« Sie hält die Pistole sehr ruhig. »Und dein Name ist Gute Nacht.«
    Sie ist im Begriff, mich … Trace zu erschießen. Schweißperlen bilden sich auf meiner – seiner – Stirn.
    »Dieser Junge …« Ich deute auf meinen Körper. »… hat seine Eltern in den Sporenkriegen verloren. Er brauchte Geld, so dringend und verzweifelt, dass er seinen Körper – das Einzige, was er an Wert besaß – vermietete. Du darfst ihn nicht töten. Er kennt dich nicht einmal.«
    »Aber er könnte sich an mich erinnern«, entgegnet sie.
    »Wie deine früheren Spender?« Ich sehe ein Flackern in ihren Augen und fahre fort: »Was hast du während deines Jugend-Urlaubs getan?«
    Sie schweigt.
    »Es spielt keine Rolle. Es war falsch, diese Dinge zu tun, und nun befürchtest du, dass die Leute davon erfahren könnten. Weil sich die Spender erinnern und dich verraten …«
    »Glaub mir, manchmal spult sich das Geschehen noch einmal in ihren Köpfen ab. Erinnerungen wallen auf. Erinnerungen, die mich vernichten könnten.«
    »Deshalb brachtest du sie um, nachdem du wieder in deinem eigenen Körper zurückgekehrt warst.«
    »Es sind doch nur Waisen. «
    »Nicht alle von ihnen.«
    Sie kommt näher. Die Pistole ist immer noch auf mich gerichtet. Auf Trace.
    »Es bringt nichts, wenn du Trace tötest«, beschwöre ich sie. »Ich könnte immer noch reden.«
    »Dann wirst du eben der Nächste sein.«
    Sie hat den Finger am Abzug. Ich kneife unwillkürlich die Augen zusammen. Aber sie drückt nicht ab. Klemmt die Waffe? Nein. Es ist etwas anderes. Sie will schießen, aber sie kann nicht.
    »Es geht nicht«, sagt sie verblüfft. »Bisher hatte ich keine Probleme … in meinem eigenen Körper.«
    Die Verblüffung geht in Zorn über.
    Oh. Sie kann nicht töten.
    »Sieht so aus, als habe Prime vorausgedacht.« Ich entwinde ihr die Pistole.
    Sie hat diesen entschlossenen Blick, den ich unzählige Male gesehen habe. Wenn sie merken, dass sie mit ihren Lügen und Märchen nichts erreichen, aber einfach nicht aufgeben wollen. Wenn sie sich an die winzige Hoffnung klammern, dass sie irgendwie und irgendwo einen Riss im Zeitgefüge finden und sich davonstehlen könnten.
    Sie rennt auf das Dach hinaus und versteckt sich hinter einem Kamin.
    Ich ziehe mein Handy hervor. »Ich muss den Old Man sprechen. Sofort! Das hier ist ein Notfall!«
    Er meldet sich.
    »Sie haben mir nicht gesagt, dass sie im Körper einer Spenderin steckt!«, brülle ich ihn an.
    »Das wusste ich nicht.« Die elektronische Stimme klingt zu ruhig.
    Ich recke den Hals, um zu sehen, wo sie sich verbirgt.
    »Nun wissen Sie es. Die Starterin heißt Jodi. Margaret befindet sich im Moment bei Ihnen, in einem Ruheraum.«
    Ich sehe sie aus ihrem Versteck springen und quer über das Dach laufen.
    »Margaret!«, schreie ich, während ich das Handy einstecke.
    Sie bleibt stehen und dreht sich um.
    »Gib auf!«, ruft sie mir zu. »Oder sie stirbt.«
    Sie wird über die Dachkante in die Tiefe springen. Sie wird auch diese Spenderin umbringen.
    »Tu es nicht!«, schreie ich.
    »Oder was?« Ein böses Lächeln huscht über ihre Züge. »Willst du Jodi selbst töten?«
    Sie weiß, dass sie mich damit in der Hand hat. Ich warte, regungslos vor Angst. Eine falsche Bewegung könnte eine Katastrophe auslösen. Aber ich muss näher an sie herankommen. Sie wird ihre Spenderin umbringen, so oder so, wenn nicht jetzt, dann später. Und sie hat die Dachkante fast erreicht.
    Meine Beine zucken, drängen vorwärts. Angenommen, ich bewege mich ganz langsam. Gibt es überhaupt noch eine Chance, das Leben dieses Mädchens zu retten? Mit welchen Argumenten könnte ich Margaret
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