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Enders - Porträt eines Marshals: Die Bonus-Story (German Edition)

Enders - Porträt eines Marshals: Die Bonus-Story (German Edition)

Titel: Enders - Porträt eines Marshals: Die Bonus-Story (German Edition)
Autoren: Lissa Price
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stehen in meiner Schuld. Und irgendwann werde ich kommen und kassieren.«
    Ich starre die unheimliche elektronische Maske an. Worauf lasse ich mich da ein?
    »Drei weitere Tage.« Das klingt wie eine Drohung.
    Ich habe gewonnen und weiß, dass ich jetzt besser den Mund halte. Also begnüge ich mich mit einem knappen Nicken.
    »Passen Sie gut auf diesen Körper auf«, setzt er hinzu.
    Ich sollte jetzt aufstehen und verschwinden. Aber ich vermute, dass er Informationen hat, die mir weiterhelfen könnten. Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und zeige ihm die Aufnahme, die ich von Indie gemacht habe.
    »Erkennen Sie die Kleine?«, frage ich. »Sie heißt Indie.«
    Er wirft einen Blick auf das Foto. »Es gibt Regeln zum Schutz unserer Klienten.«
    »Und ich bin fest davon überzeugt, dass Sie die immer befolgen.«
    »Schluss jetzt«, sagt er scharf. »Vergessen Sie nicht, dass ich Ihren Körper habe. Ich muss nur den Stecker ziehen.«
    Die Maske kommt mir so bedrohlich nahe, dass ich mein dumpfes Spiegelbild darin sehe. Es fällt mir schwer, die Angst zu verbergen, die mich durchströmt.
    Der Old Man wendet sich mit einem Ruck ab und geht zu seinem Airscreen. Er betätigt einige der Schwebeschalter und gibt die Daten von Indie ein. Der Name einer Mieterin erscheint.
    Ich zeichne ihn mit der Handy-Kamera auf. »Margaret Surratt.«
    »Lassen Sie die Frau in Ruhe«, sagt der Old Man. »Sie ist ein angesehenes Mitglied der guten Gesellschaft und wird nichts wissen.«
    Ich werfe einen Blick auf ihr Foto. Sie trägt Perlen. Sieht achtbar aus.
    »Noch ein Mädchen. Jenny.« Ich zeige ihm eine Aufnahme meiner Enkelin.
    Er tippt ihren Namen ein. In seiner Datei gibt es drei Starters namens Jenny. Mich interessiert nur eine. Sie war Spenderin. Oh, Jenny, warum hast du das gemacht? Aber jetzt ist nicht der rechte Augenblick, um darüber nachzugrübeln. Ihre Mieterin war – du meine Güte.
    Margaret Surratt.
    Auch diesmal mit Perlen.
    Was ist das für ein achtbares Mitglied der guten Gesellschaft, das immer wieder die Körper von Starters mietet? Warum tut sie das? Und warum sterben die Mädchen?
    * * *
    Ich fahre zu der Adresse, die mir der Old Man schließlich gab. Margarets Name tauchte als Mieterin aller ermordeten Mädchen auf. Sie ist reich, aus bestem Haus und Diakonin ihrer Kirchengemeinde. Eine intakte Säule unserer kaputten Gesellschaft.
    Sie lebt in einer herrschaftlichen Villa in Beverly Hills, nicht weit von Prime entfernt. Ich parke meinen Wagen an der Straße, so nahe, dass ich sie überwachen kann, aber so weit weg, dass sie mich nicht bemerkt, falls sie zufällig aus dem Fenster schaut. Eine weite Rasenfläche vor dem Haus, ohne Zaun und Tor – diese Schau von lässiger Offenheit, die den Verdacht nährt, die Sicherheitsanlagen im Innern müssen so gut sein, dass die Bewohner nichts zu fürchten haben.
    Ich klemme mir mein MiniScope ins rechte Auge und beobachte ihre Fenster. Zwei Personen: eine Haushälterin, die die Lampen abstaubt, und einen Wachmann auf seinem Kontrollgang durch die Außenanlagen. Ich bleibe auf meinem Posten, in der Hoffnung, irgendwann auch Margaret zu Gesicht zu bekommen.
    Nach einer Weile zieht ein weißer Sportwagen die Straße herauf, am Steuer eine Halbwüchsige mit langen blonden Haaren und einem perfekten Gesicht. Ein echter Hingucker, die Kleine.
    Perfektes Gesicht?
    Sie bemerkt mich nicht. Sie brettert vorbei und biegt in die Auffahrt von Margarets Villa ein. Ihre Enkelin? Nein, ich bin sicher, dass es Margaret selbst ist, in einem neuen Spenderkörper.
    Warum hat mir der Old Man das nicht gesagt? Ich kratze mich am Hinterkopf. Vielleicht wusste er es nicht.
    Ich warte. Es dauert nicht lang, bis sie mit ihrem Sportwagen wieder aus dem Grundstück kommt. Als sie dicht an meinem Versteck vorbeifährt, merke ich, dass sie ein schimmerndes Trance-Kleid trägt, der letzte Schrei in den Clubs der reichen Starters.
    Und tatsächlich führt ihr Weg in die Innenstadt zu einem Club für Starters. Ein Mann vom Parkservice übernimmt mein Auto, und ich bin Prime dankbar für die schicken Klamotten, denn hier sind sämtliche Besucher ganz schön aufgestylt. Der Laden heißt Rune Club, und sie lassen mich herein, vielleicht weil es noch so früh ist, vielleicht aber auch, weil Trace umwerfend gut aussieht.
    Sie sitzt an der Bar, die gebräunten Beine um den hohen Hocker geschlungen. Das Blondhaar hängt ihr fast bis zur Taille. Ich vermeide bewusst jeden Blickkontakt, als ich auf dem Hocker neben
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