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Ende (German Edition)

Ende (German Edition)

Titel: Ende (German Edition)
Autoren: David Monteagudo
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Grußfloskeln, steckt das Handy in die Hosentasche und legt auf. Nachdenklich und ohne zu blinzeln starrt er lange auf das Telefon.
    «Wer war das?»
    Cova steht wieder in der Tür. Sie ist hochgewachsen, schlank, trägt nur Jeans und T-Shirt, allerdings Markenware. Sie sieht elegant aus, ist nicht geschminkt, der Haarschnitt lässt auf regelmäßige Friseurbesuche schließen. Statt ihr zu antworten, schnaubt Hugo nur und macht eine unwirsche Geste, massiert sich die Schläfen wie jemand, der eine unangenehme Aufgabe vor sich hat.
    «Nicht so wichtig», kommentiert Cova schnippisch und macht Anstalten zu gehen. «Wenn’s dir so schwerfällt.»
    «Nein, warte. Es betrifft auch dich.»
    «Ach ja? Und inwiefern ‹betrifft› es mich? Wenn du die Güte hättest, mir das zu erklären.»
    «Lass uns nicht schon wieder streiten», beschwichtigt sie Hugo müde. «Es ist einfach ein bisschen kompliziert, und die Details würden dich nur langweilen.»
    «Das sagst du in letzter Zeit immer.»
    «Deine Selbsthilfegruppe empfiehlt wahrscheinlich, dass man die alltäglichen Erlebnisse mit seinem Partner teilen soll. Habe ich recht? Vielleicht fängst du am besten damit an, dass du öfters lächelst. Das steht doch auch in diesen Ratgeberbüchern, oder nicht? Dass man den ganzen Tag lächeln soll wie ein Idiot, bis man am Ende selber glaubt, dass man gut gelaunt ist.»
    «Deine Angriffe werden immer abgeschmackter.»
    «Ich greife nicht an, ich verteidige mich.»
    «Du weißt genau, dass ich nur ein einziges Mal zu dieser Selbsthilfegruppe gegangen bin, um es auszuprobieren. Und dass es mir nicht gefallen hat.»
    «Und wer hat den Beitrag für den ganzen Monat bezahlt? Sag!»
    «Typisch Mann: Behauptet von sich, kein Materialist zu sei, aber wenn’s drauf ankommt, geht’s immer ums liebe Geld.»
    Cova hat sich vom Türrahmen gelöst. Je hitziger die Auseinandersetzung geworden ist, desto mehr hat sie sich Hugo genähert. Hugo hingegen hat sich auf den Hocker neben dem Telefon gesetzt und gibt sich betont gelangweilt.
    «Ich wäre nicht so materialistisch», erwidert er und wendet sich Cova zu, ohne sie direkt anzusehen, «wenn da jemand ein bisschen was dazuverdienen würde.»
    «Du redest schon daher wie ein Notar. Und ich weiß auch, was als Nächstes kommt: dass du meinetwegen nicht Schauspieler geworden bist, dass du mir immer treu gewesen bist, als könntest du dir darauf was einbilden!»
    Beim letzten Satz hat sich Cova in Rage geredet, sie ist den Tränen nah. Hugo reagiert darauf mit provokanter Ruhe.
    «Mach du mich nur zur Karikatur. Das könnte ich auch: Denn du hast was von Eva Wilt aus Tom Sharps ‹Puppenmord›.»
    «Lenk nur ab. Du kannst dich gern hinter deiner Logik verstecken und deine Pseudogelassenheit zur Schau stellen. Fest steht, dass du kein Schauspieler geworden bist, weil du nicht den Mumm dazu hattest! Schiss hattest du, nicht vorm Dasein als armer Künstler, sondern vorm Scheitern!»
    «Hör auf, Cova, das haben wir doch schon hundertmal durchgekaut», wehrt sich Hugo. Seine Haltung hat sich verändert, sein Tonfall ist düsterer geworden, bedrohlicher.
    «Glaubst du wirklich, es lag am Geld? Mein Vater hätte uns was geliehen, außerdem hatte ich ja einen Job.»
    «Sicher», ätzt Hugo und springt vom Hocker auf, «du hattest eine glänzende Zukunft vor dir: als Verkäuferin mit Mindestlohn. Damit hätten wir garantiert ein prima Leben geführt.»
    Hugo hält inne, sieht Cova direkt in die Augen. Dann geht er entschlossen in Richtung Tür. Sie folgt ihm.
    «Du hattest damals erste Werbeauftritte.»
    «Das war doch nur Dreck, in jeglicher Hinsicht. Wenn man keine Hauptrolle kriegt, kann man’s vergessen.»
    «Andere haben auch klein angefangen.»
    Cova ist Hugo ins Wohnzimmer gefolgt, einen großen, hellen Raum, der in eine offene, peinlich saubere und dadurch steril wirkende Küche übergeht. Plötzlich bleibt Hugo stehen und dreht sich um, wodurch Cova fast auf ihn geprallt wäre.
    «Mir reicht’s!» Hugo wird zum ersten Mal etwas lauter. «Ich hab keine Lust mehr auf diese ewige Streiterei. Das machst du doch nur, um mich zu ärgern.»
    «Das stimmt nicht!», protestiert Cova.
    «Aber es wirkt verdammt noch mal so! Man könnte meinen, du genießt es geradezu, mich zu provozieren. Jeden Tag erinnerst du mich daran, was ich nicht getan habe, was ich hätte tun sollen, was aus mir hätte werden können!»
    Eine Weile schweigen beide und sehen sich an. Covas Augen röten sich, werden feucht. Sie
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