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Ende (German Edition)

Ende (German Edition)

Titel: Ende (German Edition)
Autoren: David Monteagudo
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hat sie seine Nummer. Wie sie an die rangekommen ist, weiß ich nicht, schließlich haben wir seit damals nie wieder was von ihm gehört.»
    «Sie wird im Telefonbuch nachgesehen haben.»
    «Das würde voraussetzen, dass er hier in der Gegend lebt, und ich habe ihn nie getroffen.»
    «Vielleicht hat sie über all die Jahre Kontakt mit ihm gehalten.»
    «Zuzutrauen ist es ihr. Egal, ich glaube sowieso nicht, dass er kommt.»
    «Wie heißt er überhaupt?»
    «Wie dieser Schwachkopf heißt, willst du wissen?», schreit Hugo und bleibt abrupt stehen. «Das nervt mich am meisten an ihm: dass sich am Ende alles immer nur um ihn dreht!»
    Hugos Reaktion ist völlig überzogen. Cova sitzt nach wie vor auf dem Sofa und sieht ihn verwundert, ja besorgt an.
    «Hugo, ich hab dich doch nur gefragt, wie er heißt.»
    «Wie er heißt, willst du wissen? Ja? Er heißt ‹Der Prophet›, hast du gehört? Der Prophet. Niemand hat ihn bei seinem richtigen Namen genannt, und ich weiß auch gar nicht mehr, wie er heißt, Juan oder José oder so ähnlich. Auch sein Nachname war stinknormal. Bei uns hieß er jedenfalls der Prophet. Weißt du warum? Weil er ein Freak war, ein Spinner, der immer in die Kirche ging, ein selbsternannter Heiliger, der anderen Moralpredigten gehalten hat.»
    «Du scheinst ihn ja ziemlich ernst genommen zu haben.»
    «Von wegen. Eins steht jedenfalls fest: Wir werden nicht zu diesem Scheißtreffen fahren.»
    «Hugo, bitte, krieg dich wieder ein.»
    «Dann hör du auf, mich zu piesacken! Das machst du mit voller Absicht. Wir fahren nicht zu dem Treffen und damit basta. Schluss mit der Diskussion.»
    «Na gut. Dein Wort ist mir Befehl, wie immer.»
    Mit angespannter Miene steht Cova auf. Sie macht Anstalten, das Wohnzimmer zu verlassen, bleibt aber stehen und sagt: «Du musst diese Nieves anrufen, und zwar so bald wie möglich, sonst macht sie sich falsche Hoffnungen.»
    «Klar rufe ich sie an.»
    Hugo geht zum Regal und sucht etwas. Schließlich holt er eine Zigarettenschachtel hervor, zündet sich hektisch eine an, zieht den Rauch gierig ein. Dann nimmt er sein Glas und stellt sich ans Fenster. Es ist Sonntagvormittag, die Sonne scheint auf gepflegte Bäume und identische Häuschen mit länglichen Gärten und Grills in den Ecken.
    Kopfschüttelnd, gereizt, schweigsam macht Cova schnell alle Fenster auf.

[zur Inhaltsübersicht]
    María – Ginés
    D as Licht der Autoscheinwerfer fällt mal auf dichte Vegetation, mal auf ein gerades Stück asphaltierten, mit Schlaglöchern übersäten Wegs. Büsche und Eichen haben den Straßengraben überwuchert, recken ihre Äste in die Fahrbahn hinein. Seit einer Weile schon folgt monoton eine Kurve auf die andere, die Geraden dazwischen werden immer kürzer.
    «Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass es so weit war», sagt Ginés, ohne den Blick von der Straße zu wenden. «Andererseits war es früher immer hell, wenn wir gefahren sind. Ganz schön anstrengend, nachts zu fahren.»
    Der allradgetriebene Wagen ist breit und komfortabel, die schwarze Metalliclackierung ist mit einer feinen Staubschicht überzogen. Als sie in den Wald abgebogen sind, wurde es in dem Tunnel aus Baumkronen schlagartig dunkel. Im Wageninneren, vor allem auf dem Beifahrersitz, hat man den Eindruck, dass der Weg schmaler ist als das Fahrzeug.
    «Was machst du, wenn uns ein Auto entgegenkommt?», fragt María und beugt sich nach vorne, um die Straße besser zu erkennen. «Zwei Autos passen hier jedenfalls nicht aneinander vorbei.»
    «Uns kommt garantiert keiner entgegen», erwidert Ginés tonlos und ohne seine Beifahrerin anzusehen.
    Das protzige Auto hat Breitreifen, die den Asphalt malträtieren und Steinchen aufwirbeln. Der Motor ist so leistungsstark und das Zusammenspiel der Technik so perfekt, dass die Insassen nichts mitbekommen von der drückenden Hitze draußen, von dem Staub und dem Schotter, den Schlaglöchern und Unebenheiten, vom Dröhnen des Motors und dem Kraftakt, den die Mechanik absolvieren muss, um die zwei Tonnen geschmeidig in Bewegung zu halten.
    María lässt sich einlullen von dem Komfort, von Ginés’ sanftem Fahrstil, seinem lautlosen Schalten, als garantiere der Luxus absolute Sicherheit.
    «Zeig mir noch mal das Foto», sagt sie und sucht nach dem Schalter für die Innenbeleuchtung. «Ich würde die Leute gern noch ein letztes Mal durchgehen.»
    «Ist im Handschuhfach, nein, im unteren», erklärt Ginés und schaut nach rechts. «Genau, da.»
    Fast kommt er von der
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