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Ende (German Edition)

Ende (German Edition)

Titel: Ende (German Edition)
Autoren: David Monteagudo
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warm, und der Sternenhimmel war unglaublich.»
    «Der Sommer ist nicht gerade die beste Jahreszeit zum Sternegucken.»
    «Sag das nicht. Der Ort liegt weit ab vom Schuss, in der Nähe ist nur eine halb illegale Siedlung, und heute vielleicht nicht mal mehr das. Ringsum war nirgendwo Kunstlicht, also konnte man die Sterne gut sehen, sehr gut sogar. Es war wirklich beeindruckend.»
    «Klingt romantisch.»
    «Jedenfalls romantisch genug, dass jemand auf die Idee kam, fünfundzwanzig Jahre später nochmals hinzufahren, am gleichen Tag und um die gleiche Uhrzeit, unabhängig davon, ob wir dann noch Freunde sind oder nicht, egal, wo wir wohnen, ob wir verheiratet sind, getrennt leben, Kinder haben. Damals haben wir alle feierlich geschworen, an diesem Jahrestag nicht zu kneifen. Und wir waren überzeugt davon, dass niemand diesen Schwur brechen würde.»
    «Und die berühmte Nieves fordert jetzt ein, dass alle dieses Versprechen halten.»
    «Genau. Sie hat sich vergewissert, dass die Herberge an dem Wochenende frei ist, und ruft alle an. Aber organisieren will sie das Ganze nur, wenn auch wirklich alle kommen, die damals mit dabei waren.»
    «In Begleitung, wenn ich das richtig verstanden habe.»
    «Na klar! Sie ist ja nicht blöd. So sind die Erfolgsaussichten besser. Wobei, lass mich überlegen, Ibáñez ist Single, Amparo und Nieves sind getrennt, und ein Paar ist intern.»
    «Intern?»
    «Ja, Rafa und Maribel haben sich in der Clique kennengelernt und geheiratet. Sie haben zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen, das perfekte Paar. Will sagen: Fünf von uns bringen niemanden von außen mit. Bleiben nur ich und Ginés, und bei ihm weiß ich nicht, wie’s aussieht.»
    «War er nicht dein bester Freund?»
    «Schon, aber wir haben uns aus den Augen verloren. Er ist nach Madrid gezogen, wegen eines Jobs. Ich nehme an, er lebt in einer Partnerschaft, jedenfalls ist das statistisch gesehen am wahrscheinlichsten. Die Quote der einsamen Herzen ist ja schon erfüllt. Wahrscheinlich werden also zwei Frauen kommen, die nicht zur Clique gehört haben.»
    «Und wer sagt, dass Ginés nicht mit einem Mann auftaucht?»
    Hugo gerät für einige Sekunden aus der Fassung, weiß nicht, was er sagen soll. Um die Situation zu retten, legt er eine kleine Showeinlage ein.
    «Wie gesagt, er war mein bester Freund!», lallt er mit vulgärer Stimme. «Wie könnte er da eine Schwuchtel sein?»
    «Von mir aus: Ginés und Gattin. Die Rechnung geht trotzdem nicht auf, fehlt nämlich noch Irene Kotzi.»
    «Nein», widerspricht Hugo grinsend, «Irene Kotzi und ihre Schwester sind Cousinen von Nieves. Die waren nur manchmal mit dabei. Um die Clique schwirrten viele Leute rum, aber der harte Kern, das waren wir acht.»
    «Acht? Ich komm nur auf sieben: vier Männer und drei Frauen.»
    «Dir entgeht aber auch gar nichts», knurrt Hugo gereizt. «Aber stimmt, es fehlt noch einer. Der wird aber nicht kommen. Glaube ich zumindest nicht. Er ist damals im Streit gegangen, war stinksauer auf uns.»
    «Irgendwas werdet ihr ihm schon angetan haben.»
    «Was meinst du mit ‹angetan›? Red nicht so einen Stuss!», schimpft Hugo, springt auf und geht im Zimmer hin und her wie ein Löwe im Käfig. «Für mich hat er die Clique auf dem Gewissen. Er konnte sich einfach nicht anpassen, hat uns immer die gute Laune versaut mit seinem Scheiß. Einmal hat er uns eine mordsmäßige Szene gemacht, nur weil wir uns einen kleinen Scherz mit ihm erlaubt haben. Am schlimmsten war, dass hinterher jeder böse auf den anderen war. Das war das Ende der Clique, davon haben wir uns nie mehr erholt.»
    «Was war das für ein Scherz?»
    Hugo geht zum Tisch und nimmt sein fast geleertes Glas in die Hand, bevor er antwortet.
    «Weiß ich nicht mehr. Daran kannst du erkennen, wie harmlos er war.»
    «Bestimmt habt ihr ihn erniedrigt. Irgendwas mit Sex.»
    «Jetzt reicht’s aber! Was soll das? Du hast keine Ahnung und malst dir gleich wer weiß was aus. Und mir hast du wieder mal die Rolle des Bösewichts zugedacht. Wem auch sonst?»
    «Reg dich nicht so auf. Das hab ich nur im Scherz gesagt. Ihr wart also traut vereint, die Guten und die Bösen, und habt die Sterne angeguckt.»
    «Ja, genau, da war alles noch in Ordnung. Und dann hat sich dieser Typ aufgeführt wie ein … Trotzdem ist uns allen diese Nacht in schöner Erinnerung geblieben.»
    «Hat Nieves auch ihn eingeladen?»
    «Selbstverständlich. Ihre Menschenliebe geht so weit, dass sie sogar ihn dabeihaben will. Offenbar
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