Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Emma und der Rebell

Emma und der Rebell

Titel: Emma und der Rebell
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
Emma fand
Lucy in einem Pavillon mit Ausblick auf den Strand, wo sie vor einem Piano saß
und ihre Hände eifrig über die Tasten gleiten ließ. Ihr Spiel war so schön,
daß Emma stehenblieb und in einer Mischung von Andacht und Schmerz zuhörte. Sie
freute sich, Lucy zu sehen, aber sie befürchtete auch, daß ihre Schwangerschaft
Lucy mit neuer Bitterkeit erfüllen könnte. Denn Emma war bewußt, daß Lucys
unerfüllt gebliebener Wunsch nach einem Kind – wenigstens zum Teil – Auslöser
ihrer Krankheit gewesen war.
    »Lucy?«
    Die
zierliche Frau am Piano versteifte sich, dann drehte sie sich mit fast
kindlicher Neugier um. Sie trug eine elfenbeinfarbene Bluse und einen
Satinrock aus hellem Blau, und als sie Emma erkannte, weiteten ihre Augen sich
vor Freude. »Emma!« rief sie, stand auf und ergriff beide Hände ihrer
Schwägerin.
    Die beiden
Frauen umarmten sich – ein bißchen ungeschickt, weil Emmas umfangreicher Bauch
sie dabei behinderte.
    Lucy
schaute erstaunt an ihr herab. »O Emma«, flüsterte sie dann. »Wann wird es
sein?«
    »Im Januar,
meinte der Arzt«, erwiderte Emma leise.
    Ein
strahlendes Lächeln glitt über Lucys Gesicht, obwohl ihre Augen sich mit Tränen
füllten. »Das ist ja wunderbar!« sagte sie und zog Emma von neuem an sich.
    »Ich habe
dir Bücher mitgebracht und einige neue Klavierstücke, und Jubal hat extra für
dich einen Kuchen mit Pecannüssen gebacken«, sagte Emma. »Es wartet alles in
deinem Zimmer auf dich.«
    »Wo ist
Steven?« fragte Lucy und schaute sich suchend um.
    »In der
Stadt, aber er hat versprochen, uns beide heute abend zum Dinner auszuführen.
Falls du es möchtest, natürlich nur.«
    Sie
betraten die kleine Suite, die Lucy bewohnte, und sie öffnete sofort den
Karton mit Jubals Kuchen, um ein Stück davon zu essen. »Möchtest du auch eins?«
bot sie Emma an, die jedoch mit gespieltem Entsetzen ablehnte.
    »Ich bin
schon dick genug!« protestierte sie lächelnd.
    »Wie geht
es Macon?« erkundigte Lucy sich mit solchem Eifer, als hätte sie sich ihr Leben
lang bestens mit ihrem Mann verstanden.
    »Gut«,
erwiderte Emma knapp. »Er ist wie immer sehr beschäftigt.«
    Gegen vier
Uhr holte Steven die beiden Frauen ab, und sie fuhren in einer eleganten
Kutsche in die Stadt. Lucy plauderte angeregt den ganzen Weg und auch während
des Essens, und erst als sie zum Krankenhaus zurückkehrten, nahm sie Stevens
Hand und sagte flehend: »Bitte, Steven – darf ich wieder nach Hause kommen?«
    Emma sah
die Güte in seinem Blick, als er Lucys Wange sanft berührte und leise
erwiderte: »Noch immer nicht, Liebes. Du bist noch
nicht bereit für Fairhaven. Aber wir besuchen dich so oft wie möglich, das
verspreche ich dir.«
    Das schien
Lucy sofort zu trösten, und Emma kam plötzlich der Gedanke, daß Macons zarte
kleine Frau innerhalb weniger Stunden vergessen haben würde, daß sie überhaupt
bei ihr gewesen waren. »Es tut mir leid«, sagte Lucy, als Steven und Emma sich
verabschiedeten. »Ich weiß, wie sehr ihr durch mein Verhalten gelitten habt.«
    Steven
küßte Lucy auf die Stirn. »All das ist jetzt vorbei«, versicherte er ihr. »Denk
nicht mehr daran. Du mußt jetzt deine ganze Energie darauf konzentrieren,
gesund zu werden.«
    Lucy
nickte, vielleicht, weil ihr insgeheim bewußt war, wie hoffnungslos ihre Lage
war, und in ihren dunklen Augen standen Tränen, als ihre Besucher schließlich
gingen und sie allein im Pavillon bei dem Piano zurückließen.
    Das Baby
suchte sich eine regnerische
Januarnacht aus, um seinen ersten Blick in diese Welt zu tun.
    Emma
schreckte Steven recht unsanft aus dem Schlaf, indem sie den Rücken krümmte und
vor Schmerz und Entsetzen unwillkürlich schrie. Steven richtete sich
verschlafen auf und murmelte, er sei bereit, fünftausend Dollar für das
gewünschte Land zu zahlen, und keinen Cent mehr.
    Trotz ihrer
Schmerzen mußte Emma über sein zusammenhangloses Gerede lachen. »Die Wehen
haben eingesetzt, Mr. Fairfax«, informierte sie ihn, als ihr Bauch sich unter
dem Nachthemd zusammenkrampfte und ihr Gesicht sich verzerrte. »Du solltest den
Arzt holen, und zwar schnell.«
    Steven, der
auf einmal hellwach war, sprang aus dem Bett und rief Cyrus und Nathaniel.
    Beide
erschienen in langen Flanellhemden, bei deren Anblick Emma unter anderen
Umständen in schallendes Lachen ausgebrochen wäre. Steven erinnerte sich, daß
er splitternackt war, als er schon Nathaniel zu Dr. Mayfield geschickt hatte
und Cyrus in die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher