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Emma und der Rebell

Emma und der Rebell

Titel: Emma und der Rebell
Autoren: Linda Lael Miller
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hatte verlassen sehen.
    Macon
krümmte sich noch immer unter dem Kissen, aber er war so schwach, daß es nicht
mehr lange dauern konnte, bis er das Bewußtsein verlor und erstickte – falls
Lucy nicht vorher das Kissen wegnahm. Lucy warf einen Blick über die Schulter
und runzelte die Stirn. Ganz offensichtlich erinnerte sie sich jetzt. »Ja«,
sagte sie, »ich mußte es. Sie hätte ein Baby bekommen – Macons Baby –, und das
konnte ich nicht zulassen. Weißt du, ich habe ihm nie ein Kind schenken können.
Aber nur ich hatte ein Recht darauf, Emma. Nur ich.«
    > Es war
Steven < , hatte Mary McCall Maisie Lee zufolge in jener Nacht geschrien. > Es war Steven. < Emma fühlte sich von einem starken Schwindelgefühl
erfaßt, aber trotzdem legte sie ihre Hand auf Lucys Arm. »Es wird alles gut
werden, Lucy«, sagte sie besänftigend.
    Eine Träne
rollte über Lucys Wange, und sie ließ das Kissen los. Emma entfernte es rasch
von Macons Gesicht und schleuderte es fort. Ihr Schwager war purpurrot und
starrte in hilflosem Entsetzen zur Zimmerdecke auf, aber Emma war nicht
geneigt, ihn zu beruhigen.
    Ihre ganze
Sorge galt nun Lucy. Sie führte ihre Schwägerin zu einem Sessel und drückte sie
sanft hinein.
    »Das Baby,
das Mary unter dem Herzen trug, war Stevens«, sagte Emma hölzern, denn zu einem
anderen Schluß kam sie unter den gegebenen Umständen nicht. Sie fand es nur
bemerkenswert, daß er sie in all dieser Zeit und trotz ihrer verzweifelten
Liebe zu ihm belogen hatte.
    Aber Lucy
schüttelte den Kopf. Sie wirkte jetzt, wo sie das Verbrechen eingestanden
hatte, auffallend normal. »Das hat sie nur behauptet, die kleine Schlampe. Das
Baby war von Macon.«
    »Es war ... Dirks ... Kind«, keuchte Macon plötzlich. Emma starrte ihn an, und auch
Lucy richtete ihren Blick auf ihren Mann.
    Er
versuchte sich aufzurichten, doch es gelang ihm nicht. Emma ging zu ihm, mit
klopfendem Herzen und zutiefst erschüttert. Stevens Leben war gerettet, aber
ihr Vertrauen zu ihm flackerte wie eine Kerze im Wind.
    »Das Baby
war ... Dirks«, flüsterte Macon noch einmal und schloß müde die Augen.
    Emma drehte
sich zu Lucy um, die leichenblaß geworden war. Ihre
dunklen Augen lagen tief eingesunken in ihrem schmalen Gesicht, und ihre
zitternden Finger, die sie an den Mund gepreßt hielt, verrieten Emma, daß Macon
die Wahrheit sprach.
    Steven
würde nicht sterben; Emmas ganzes Universum drehte sich nur um diesen einen
Satz. Steven würde nicht sterben.
    Sie kniete
sich neben Lucys Sessel und nahm ihre Hand. »Möchtest du etwas von deiner
Medizin?« fragte sie sanft, weil sie dieser Frau gegenüber keinen Groll
verspürte, nur tiefstes Mitleid. Vielleicht wäre alles ganz anders für Lucy
gekommen, wenn sie imstande gewesen wäre, ein Kind auszutragen oder wenn sie
einen Mann geheiratet hätte, für den Mitleid und Verständnis keine Fremdworte
waren.
    Lucy
schüttelte den Kopf, und ein zitterndes Lächeln erschien um ihren Mund.
»Vielleicht wird Gott mir jetzt verzeihen«, sagte sie.
    Emma spürte
Tränen in ihren Augen. »Ich bin sicher, daß Gott dich die ganze Zeit verstanden
hat«, meinte sie weich. Und dann weinte sie – aus Freude und aus Trauer um
alles, was diese Frau und Steven erlitten hatten und um die arme Mary McCall,
die viel zu früh gestorben war und aus den falschen Gründen.
    Jubals
Stimme unterbrach das Schweigen, das den Raum beherrschte.
    »Miss Emma?
Miss Lucy? Ist alles in Ordnung?«
    Emma drehte
sich langsam zu Jubal um. »Jemand soll in die Stadt fahren und Cyrus und den
Sheriff holen. Sofort.«
    Jubal
schien sehr verängstigt; immer wieder glitt ihr Blick zu Macon, der mit
geschlossenen Augen auf dem Rücken lag und kein Lebenszeichen von sich gab.
    »Mr.
Fairfax geht es gut«, versicherte Emma ihr ruhig. »Tun Sie bitte, was ich sage.
Ich kümmere mich in der Zwischenzeit um Miss Lucy.«
    Lucy begann
sich in ihrem Schaukelstuhl zu wiegen, als Jubal fort war. »Mein Baby«, sagte
sie. »Ich will mein Baby haben.«
    Emma schaute
sie verblüfft und mitfühlend an. »Dein Baby?«
    Lucy stand
auf, und auch Emma erhob sich. Nach einem besorgten Blick auf Macon folgte sie
ihrer Schwägerin, die mit entschiedenen Schritten aus dem Zimmer über den
Korridor ging.
    Vor einer
Tür neben ihrer eigenen blieb sie stehen, zog einen Schlüssel aus der Tasche
ihres schwarzen Rocks und steckte ihn ins Schloß. Als sie das Zimmer betrat,
folgte Emma ihr.
    Ein
übelkeitserregender Schock traf Emma wie eine Faust in den
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