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Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Titel: Elwin - Rosenwasser (German Edition)
Autoren: Jürgen Föhr
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setzte, und schritt nun leise die Treppe hinauf.
    »Wir müssen diesen Brunnen ein für alle Mal dem Erdboden gleichmachen!«, dröhnte eine Stimme aus dem oberen Zimmer.
    Jerri packte Thorwald am Arm und flüsterte: »Wenn der Rabe ein Kundschafter war, dann hat er alles verstanden, was besprochen wurde.«
    Thorwald brummte beifällig, schob die angelehnte Tür ganz auf, betrat den Raum und blieb stehen.
    Das düstere Zimmer war nur spärlich mit Fackeln beleuchtet, daher sah er im ersten Augenblick wenig. Der beißende Rauch der Flammen brannte in den Augen. Jede große Tat erfordert ihren Preis, hatte Rago die Beschwerden der Männer verächtlich kommentiert. Die Fenster hatten sie nach ihrer Flucht in die Ruine mit Steinen zugemauert. Niemand außerhalb der Burg durfte in den langen Winternächten den Schein der Fackeln sehen.
    Ihre Unterkunft war geräumig und sehr einfach; glatte Wände, kahle Holzböden. Acht Männer standen um einen schweren Eichentisch versammelt. Als sie die Kameraden hörten, unterbrachen sie das Gespräch und wandten sich den beiden zu.
    »Thorwald! Jerri! Na endlich! Ihr seid spät!«, tadelte sofort eine scharfe Stimme. Der Sprecher stand am Kopf des Tisches und war zunächst inmitten der Leute kaum zu sehen. Als sie näherkamen, sahen sie sein blasses Gesicht. Die großen schwarzen Augen wirkten wie die eines riesigen Insekts, von denen es in Maledonia wahrlich genug gab. Die einmal gebrochene Nase stand seltsam schief. Im Gegensatz zu den anderen Männern, die eher eine rundliche Kopfform und volle Wangen hatten, war sein Gesicht schmal und kantig.
    »Neuigkeiten?«, fragte Rago barsch.
    Drei Männer zu seiner Linken traten einen Schritt zurück und gaben ihm freien Blick auf die beiden.
    »Sie haben unsere Spur verloren und niemanden erkannt«, erklärte Thorwald, während er seinen schwarzen Mantel ablegte. Darunter trug er, wie auch alle anderen Anwesenden, eine dunkelgraue Uniform mit einem roten Wappen, einem Krieger im Kreis, auf der Brust, die Kleidung der Garde des Prinzen. »Aber ein Rabe saß eben im Turm«, ergänzte Thorwald. »Falls er einer der anderen war, dann hat er euer Gespräch belauscht.«
    Rago starrte mit solchem Nachdruck in Thorwalds schwarze Augen, dass die anderen unwillkürlich die Köpfe senkten, weil sie diesen Blick fürchteten. Es war, als könnte Rago alles aus Thorwald herauslesen, seine Gedanken, sein Wissen und seine Geheimnisse. Thorwald blieb jedoch ruhig und erwiderte den Blick.
    »Hättest du besser aufgepasst, wüsstest du, dass zwei Raben schon seit Tagen im Turm leben«, zischte Rago schließlich. »Gewöhnliche Vögel, sonst nichts.« Thorwald senkte wortlos den Kopf und nahm wie Jerri seinen Platz am Tisch ein.
    Rago folgte mit den Blicken jeder Bewegung der beiden. Verschmutzte oder eingerissene Kleidung, kaum bemerkbares Humpeln infolge eines verschwiegenen Sturzes machten ihn misstrauisch. Die anderen Männer schwiegen, ließen ihn beobachten, alles in sich aufnehmen.
    »Dein Mantel ist am Saum eingerissen«, bemerkte Rago.
    »Bin in ein Rudel Cernivas geraten. Konnte den Biestern gerade noch entwischen«, erklärte Thorwald knapp.
    Rago grinste.
    »Allem Anschein nach müssen wir uns wegen der Schatzkiste zunächst keine Sorgen machen«, sagte er und brach damit das bedrückende Schweigen.
    Einer der Männer hob zögerlich die Hand.
    »Wir wissen nicht, ob mit dem Ende der Feen Prinz Taron von seinem Fluch befreit ist. Königin Mala ist mächtig. Manche sagen, nur mit dem Elixier kann er für immer von seinem Bann erlöst werden. Wollen wir kein Risiko eingehen, müssen wir die Truhe der Feen öffnen, das Elixier herausnehmen und ihm reichen.«
    »Quatsch«, murrte Nallan, der kleinste und schmächtigste der zehn Männer vor sich hin.
    Rago blickte ihn verärgert an. »Wenn du etwas zu sagen hast, Nallan, dann sprich laut zu uns allen oder schweig.«
    Nallan verbesserte schnell seine Körperhaltung und erklärte: »Die Kiste ist mit fünf eisernen Schlössern gesichert. Wir haben nur den Schlüssel des toten Wächters. Wie sollen wir die anderen vier öffnen? Schlösser, von denen man sagt, sie seien nicht zu zerstören!«
    Thorwald hob die Hand, Rago nickte.
    »Zersägen wir die Kiste oder noch besser, ab ins Feuer damit«, antwortete Thorwald. »Unten brennt noch genug Glut. Wir sind allein, den Rauch wird niemand sehen.«
    »Bist du wahnsinnig!«, schoss Nallan zurück. »In der Mitte der Schatzkiste liegt ein in Samt gebetteter
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