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Elric von Melnibone

Elric von Melnibone

Titel: Elric von Melnibone
Autoren: Michael Moorcock
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weinten.
    Eine Woche lang wurde in Melnibone gefeiert. In der Zwischenzeit waren fast alle Schiffe, Männer und Drachen nach Hause zurückgekehrt. Und Elric war wieder zu Hause; er hatte sein Recht auf den Thron so durchschlagend bewiesen, daß nun all seine absonderlichen Charakterzüge - von denen jene ›Güte‹ vielleicht die seltsamste war -von der Bevölkerung hingenommen wurden.
    Im Thronsaal fand ein Ball statt, der prunkvollste, den die Höflinge je erlebt hatten. Elric tanzte mit Cymoril und nahm auf diese Weise ganz am Geschehen teil. Nur Yyrkoon tanzte nicht; er zog es vor, in einer stillen Ecke unter der Galerie der Musiksklaven zu verweilen, von den Gästen ignoriert. Rackhir der Rote Bogenschütze tanzte mit etlichen melniboneischen Damen und traf Verabredungen mit allen, denn er galt in Melnibone als Held. Dyvim Tvar tanzte ebenfalls, obgleich sich jedesmal, wenn er Prinz Yyrkoon gewahrte, seine Stirn umwölkte.
    Als dann gegessen wurde, saßen Elric und Cymoril nebeneinander auf dem Podest des Rubinthrons und sprachen miteinander.
    »Möchtest du Herrscherin sein, Cymoril?«
    »Du weißt, daß ich dich heiraten möchte. Das wissen wir beide doch schon seit vielen Jahren, nicht wahr?«
    »Du möchtest meine Frau sein?«
    »Ja.« Sie lachte, denn sie glaubte an einen Scherz.
    »Und nicht Herrscherin? Für mindestens ein Jahr?«
    »Was meinst du damit, mein Lord?«
    »Ich muß Melnibone verlassen, Cymoril, auf ein Jahr. Was ich in den letzten Monaten erlebt habe, hat in mir den Wunsch geweckt, die Jungen Königreiche zu bereisen - zu sehen, wie andere Nationen ihre Angelegenheiten regeln. Denn ich bin überzeugt, daß Melnibone sich verändern muß, wenn es überleben will. Es könnte wieder ein großer Einfluß für das Gute auf der Welt werden, denn es verfügt noch immer über große Macht.«
    »Für das Gute?« Cymoril war überrascht, und in ihrer Stimme schwang ein wenig Besorgnis. »Melnibone ist nie für das Gute oder Böse eingetreten - sondern immer nur für sich selbst und die Erfüllung seiner Wünsche.«
    »Das möchte ich gern ändern.«
    »Du willst alles ändern?«
    »Ich gedenke durch die Welt zu reisen und mir dann zu überlegen, ob eine solche Entscheidung Sinn hätte. Die Lords der Höheren Welten haben mit unserer Welt bestimmte Absichten. Obwohl sie mir in letzter Zeit geholfen haben, fürchte ich sie. Ich möchte gern feststellen, ob es dem Menschen möglich ist, sein Leben allein und von sich aus zu gestalten.«
    »Und dazu willst du fortziehen?« In ihren Augen erschienen Tränen. »Wann?«
    »Morgen - wenn Rackhir abreist. Wir nehmen König Straashas Schiff und fahren zur Insel der Purpurnen Städte, wo Rackhir Freunde hat. Kommst du mit?«
    »Ich kann es mir nicht vorstellen - nein, es geht nicht! Ach, Elric, warum willst du das Glück dieses Augenblicks zerstören?«
    »Weil ich spüre, daß dieses Glück nicht andauern kann, solange wir nicht genau wissen, was wir sind.«
    Sie runzelte die Stirn. »Dann mußt du das herausfinden, wenn es dein Wunsch ist«, sagte sie langsam. »Aber du mußt diese Feststellung allein treffen, Elric, denn ich verspüre keinen solchen Wunsch. Du mußt die Barbarenländer allein bereisen.«
    »Du willst mich nicht begleiten?«
    »Es geht nicht. Ich - ich bin eine Melniboneerin.« Sie seufzte. »Ich liebe dich, Elric.«
    »Und ich dich, Cymoril.«
    »Dann wollen wir heiraten, wenn du zurückkehrst. In einem Jahr.«
    Elric verspürte Bedauern, doch er wußte, daß seine Entscheidung richtig war. Wenn er nicht abreiste, würde er bald unruhig werden, und wenn er unruhig wurde, mochte er Cymoril über kurz oder lang als Feindin ansehen, als jemanden, der ihn gefangenhielt.
    »Dann mußt du hier als Herrscherin walten, bis ich zurückkehre«, sagte er.
    »Nein. Elric, die Verantwortung kann ich nicht übernehmen.«
    »Aber wer.? Dyvim Tvar.?«
    »Ich kenne Dyvim Tvar. Er wird solche Macht nicht haben wollen. Vielleicht Magum Colim.?«
    »Nein.«
    »Dann mußt du bleiben, Elric.«
    Doch Elrics Blick war über die Menge im Thronsaal gewandert und blieb nun an einer einsam sitzenden Gestalt unter der Galerie der Musiksklaven hängen. Und Elric lächelte und sagte:
    »Dann fällt meine Wahl auf Yyrkoon.«
    Cymoril war entsetzt. »Nein, Elric! Er wird diese Macht mißbrauchen.«
    »Nicht mehr. Es wäre auch nur gerecht. Er ist der einzige, der Herrscher werden wollte. Jetzt kann er ein Jahr lang für mich Herrscher sein. Wenn er gut regiert, überlege
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