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Elric von Melnibone

Elric von Melnibone

Titel: Elric von Melnibone
Autoren: Michael Moorcock
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Sehne los.
    Aber der Pfeil bewegte sich nur langsam durch die Luft und blieb schließlich auf halbem Wege zwischen dem Bogenschützen und seinem vorgesehenen Opfer in der Luft hängen.
    Yyrkoon drehte sich um. Ein gespenstisches Grinsen stand auf seinem Gesicht. »Sterbliche Waffen sind hier nutzlos«, sagte er.
    Elric sagte zu Rackhir: »Das dürfte richtig sein. Dein Leben ist in Gefahr, Rackhir. Geh jetzt.«
    Rackhir warf ihm einen verwirrten Blick zu. »Nein, ich muß bleiben und dir helfen.«
    Elric schüttelte den Kopf. »Du kannst mir nicht helfen; wenn du bleibst, stirbst du. Geh!«
    Widerstrebend hakte der Rote Bogenschütze seine Bogensehne aus, warf einen mißtrauischen Blick auf die beiden Schwerter, zwängte sich durch den engen Eingang und war verschwunden.
    »Und jetzt, Yyrkoon«, sagte Elric und ließ Aubecs Schwert zu Boden fallen. »Jetzt müssen wir das regeln, du und ich.«

4
    ZWEI SCHWARZE SCHWERTER
    Im nächsten Augenblick hatten die Runenklingen Sturmbringer und Trauerklinge die Ruhestätte verlassen, die sie so lange eingenommen hatten.
    Sturmbringer schmiegte sich in Elrics rechte Hand. Trauerklinge lag in Prinz Yyrkoons rechter Hand.
    Die beiden Männer standen an entgegengesetzten Enden der Pulsierenden Höhle und sahen zuerst den anderen, dann die Schwerter an, die sie in den Händen hielten.
    Die Waffen gaben einen singenden Ton von sich. Ihre Stimmen ertönten nur schwach, waren aber deutlich zu hören. Elric hob mühelos die riesige Klinge, drehte sie hierhin und dorthin und bewunderte ihre fremdartige Schönheit.
    »Sturmbringer«, sagte er. Und er empfand Angst.
    Urplötzlich war ihm, als wäre er eben neu geboren worden, als wäre dieses Runenschwert mit ihm auf die Welt gekommen. Es war, als wären sie nie getrennt gewesen.
    » Sturmbringer.«
    Und das Schwert stöhnte auf und schmiegte sich noch mehr in seine Hand.
    »Sturmbringer!« brüllte Elric, stürzte sich auf seinen Cousin.
    Und er hatte Angst - große Angst. Diese Angst schenkte ihm eine Art wildes Entzücken -ein dämonisches Bedürfnis zu kämpfen und seinen Cousin zu töten, die Klinge tief in Yyrkoons Herz zu stoßen. Sich zu rächen. Blut zu vergießen. Eine Seele in die Hölle zu schicken.
    Und jetzt war Prinz Yyrkoons Schrei über dem Vibrieren der Schwertstimmen zu hören, über dem Dröhnen des Pulses der Höhle.
    »Trauerklinge!«
    Und Trauerklinge zuckte empor, um Sturmbringers Hieb zu begegnen, um den Vorstoß zu bremsen und gegen Elric vorzugehen, der zur Seite taumelte und Sturmbringer herum- und hinabzog, in einem seitlichen Streich, der Yyrkoon und Trauerklinge eine Sekunde lang zurückdrängte. Aber Sturmbringers nächster Hieb traf erneut auf Widerstand. Und so auch der nächste Angriff. Und der nächste. Wenn schon die Kämpfer gleichstark waren, so auf jeden Fall auch die Klingen, die einen eigenen Willen zu haben schienen, obwohl sie den Kommandos ihrer Besitzer durchaus gehorchten.
    Und das Klirren von Stahl auf Stahl wurde zu einem wilden metallischen Gesang der Schwerter. Ein Jubellied, als freuten sie sich darüber, endlich wieder kämpfen zu können, auch wenn sie gegeneinander stritten.
    Bis auf einen gelegentlichen kurzen Blick auf das dunkle, verzerrte Gesicht nahm Elric seinen Cousin Prinz Yyrkoon kaum wahr. Seine Aufmerksamkeit galt allein den beiden Schwarzen Schwertern, denn es wollte ihm scheinen, als trügen die Schwerter hier einen Kampf aus, bei dem es um das Leben eines der Kämpfer ging (vielleicht auch um das Leben beider, sagte sich Elric), und als wäre die Rivalität zwischen Elric und Yyrkoon nichts im Vergleich zu der brüderlichen Rivalität zwischen den Schwertern, die offenbar freudig die Gelegenheit nutzten, sich nach Jahrtausenden im Streit zu üben.
    Diese Beobachtung, während des Kampfes angestellt - eines Kampfes, bei dem er nicht nur um sein Leben, sondern auch um seine Seele kämpfte -, gab Elric Anlaß, seinen Haß gegen Yyrkoon zu überdenken.
    Töten wollte er Yyrkoon, doch nicht im Einfluß einer anderen Macht. Nicht zum Vergnügen dieser unheimlichen Schwerter.
    Die Spitze von Trauerklinge zuckte auf seine Augen zu, und Sturrnbringer fuhr hoch, um den Angriff von neuem abzulenken.
    Elric kämpfte nicht mehr gegen seinen Cousin. Er bekämpfte den Willen der beiden Schwarzen Schwerter.
    Sturrnbringer zielte auf Yyrkoons vorübergehend ungedeckte Kehle. Elric klammerte sich am Schwert fest, zerrte es zurück und bewahrte seinen Cousin auf diese Weise vor dem
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