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Ella und der Neue in der Klasse

Titel: Ella und der Neue in der Klasse
Autoren: Carl Hanser Verlag
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als Erste.
    Dann kam Timo.
    Dann ich.
    Dann Hanna.
    Sogar Mika hätte es beinahe geschafft. Die dunkle Gestalt erwischte ihn nur ganz knapp am linken Fuß. Es war zum Glück noch ein Mann und keine Spinne. Nur seine Hand sah ein bisschen haarig aus.
    »Wartet!«
    »Ich hab’s gewusst«, sagte Mika weinerlich.
    » Was hast du gewusst?«, fragte der Mann verblüfft.
    »Dass ich den Schleim aus deinem Hintern abkriege und meine Mutter mir was erzählt, wenn sie’s sieht«, schniefte Mika.
    Wir waren auf der anderen Seite des Zauns in Sicherheit und hielten Mika an den Händen fest, damit der Mann ihn nicht auf die andere Seite ziehen konnte. Er versuchte es aber nicht mal. Er hielt nur weiter Mikas Fuß fest.
    »Wo ist der Hund?«, fragte er und klang auf einmal richtig streng.
    Wir schauten uns um. Der Hund war nirgends zu sehen.
    »Welcher Hund?«, fragte Timo.
    »Hier ist kein Hund«, sagte ich.
    »Sie haben sich getäuscht«, versicherte Hanna.
    »Pekka kann man im Dunkeln leicht mit einem Hund verwechseln«, schätzte Tiina.
    »Oder mit einer Hündin, wenn ich einen Rock trage«, erklärte Pekka.
    »Macht keine Witze! Ich habe genau gesehen, dass der Hund bei euch war«, sagte der strenge Mann.
    »Wenn Sie Mika loslassen, reden wir«, schlug Timo einen Handel vor.
    »Ha! Und wenn ich loslasse, verschwindet ihr auf Nimmerwiedersehn.«
    » Ich ganz bestimmt«, versicherte Mika.
    » Mich möchten Sie freiwillig nimmerwiedersehen, wenn ich mit Ihnen fertig bin!«, drohte der Rambo und trat mit dem Fuß gegen den Zaun.
    »Schluss mit dem Unfug! Das hier ist eine ernste Angelegenheit. Ruft jetzt den Hund!«
    Die Lage war schwierig. Mika steckte fest und wir auch, weil wir ihn ja festhalten mussten. Am besten wäre es gewesen, wenn der Lehrer gekommen wäre und den Mann mit den haarigen Händen an der Krawatte spazieren geführt hätte wie den Onkel von der Modenschau. Aber der Lehrer war bestimmt schon nach Hause gegangen, um endlich was zu Abend zu essen. Außerdem trug der Mann gar keine Krawatte.
     
    »Wie spät ist es eigentlich?«, fragte Timo plötzlich.
    Das fanden wir unter den Umständen eine komische Frage. Vor allem, weil Timo ganz genau wusste, dass keiner von uns eine Uhr hatte.
    »Wieso?«, fragte ich.
    »Um acht fährt der letzte Zug, mit dem müssen wir spätestens zurückfahren.«
    Wir wunderten uns ein bisschen, denn von einem Zug um acht war nie die Rede gewesen.
    »Wenn ihr auf diese Seite des Zauns kommt, kann ich euch zum Bahnhof fahren«, versprach der Mann, und seine Stimme hörte sich auf einmal richtig freundlich an. »Ihr könnt gern auch den Hund mitbringen. Ich hab ein großes Auto.«
    »Das ist eine klasse Idee«, schwärmte Timo.
    Wir anderen schauten uns ungläubig an. Wahrscheinlich hatte er vor Aufregung den Verstand verloren. Ausgerechnet jetzt, wo wir einen seiner genialen Pläne am dringendsten gebraucht hätten.
    »Wie viel Uhr ist es noch mal?«, fragte Timo wieder.
    Da schaute der Mann auf die Uhr. Und die trug er an dem Handgelenk der Hand, mit der er Mika festhielt. Timo war doch ein Genie, er hatte sich nur verstellt.
    »Es i...«
    »Zieht!«, schrie Timo, und wir zogen Mika unter dem Zaun durch, dass er wie ein Korken aus der Flasche auf unserer Seite aus dem Loch schoss.
    »He! Das ist Betrug! Bleibt stehen, ihr Schlingel!«, schrie der Mann und rüttelte am Zaun.
    Aber wir dachten gar nicht daran, stehen zu bleiben. Wir rannten, so schnell uns unsere Füße trugen, und am schnellsten rannte der Hund. Das heißt, einer rannte nicht: Pekka. Als wir es merkten, hielten wir kurz an. Er stand immer noch am Zaun und wartete.
    »Und? Wie viel Uhr ist es jetzt?«, fragte er, als der Mann für einen Moment mit dem Rütteln aufhörte.
    Erst als der Mann nichts sagte, rannte Pekka endlich los.

Die Kameras sehen alles
    Der Platz, auf dem wir standen, war riesig groß. Vielleicht war es ein leerer Parkplatz oder Lagerplatz. Nur ganz am Ende, weit weg von dem Zaun, stand ein Gebäude, in dem Lichter brannten. Darauf rannten wir jetzt zu.
    Wir hofften, dass der wütende Mann keine Tür in dem Zaun fand. Und wenn doch, hofften wir, dass es in dem Gebäude jemanden gab, der uns rettete.
    Wir waren schon fast da, als wir alle stehen blieben, obwohl niemand das Kommando dazu gab. Wir fanden das Gebäude seltsam. Es war ganz neu und sah ein bisschen aus, als hätte es ein Riese aus riesengroßen Legosteinen gebaut. Die Lichter, die wir aus der Ferne gesehen hatten, brannten nicht nur
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