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Ella und das große Rennen

Ella und das große Rennen

Titel: Ella und das große Rennen
Autoren: Timo Parvela
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Erster!
    Genau da kraulte sich Pekka hinterm Ohr und bemerkte den letzten Krümel fiesen Klops, der danach an der Spitze seines Zeigefingers klebte. Pekka war traurig und wütend, traurig wegen Martti und wütend, weil wir verlieren würden. Wenn Pekka traurig und wütend ist, ist er fast so stark wie der Rambo. Jedenfalls war er jetzt stark genug, den Krümel fiesen Klops auf seinem Zeigefinger zum Fenster hinauszuschnippen. Der Krümel flog im hohen Bogen durch die Luft und fiel genau vor dem roten Flitzer auf die Rennstrecke.
    Zum Glück trug Kimi einen Sicherheitsgurt, denn der rote Flitzer blieb stehen, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand geknallt. Der Krümel hatte ihn am Boden festgeklebt.
    Als wir über die Ziellinie fuhren, waren die Tribünen ein einziges blaues Fähnchenmeer. Es sah aus, als wäre eine Welle von Kornblumen über die Zuschauertribüne geschwappt.
    »Sieg! Sieg! Wir haben gewonnen!«, schrie der Lehrer und kam gerannt, um erst Koj und Ote zu umarmen und danach uns. Er umarmte sogar Kimis Vater, der erstaunlich gelassen blieb und lächelte.
    »Sie verstehen wohl nicht viel von Autorennen«, sagte er Unheil verkündend ruhig.
    »Wieso?«, wunderte sich der Lehrer.
    »Autorennen werden nicht auf der Rennstrecke gewonnen. Jetzt geht der Kampf erst richtig los«, sagte Herr Yksi und machte drei Männern in schicken roten Anzügen Zeichen, dass sie näher kommen sollten. Sie trugen auch rote Aktentaschen.
    »Darf ich Ihnen meine Anwälte vorstellen. Sie sind schneller und effektiver als jeder Formel-1-Rennwagen.«

Ich musste ein bisschen lachen
    Wir haben das Rennen dann wirklich noch verloren. Auf der Rennstrecke waren wir schneller gewesen, aber die Anwälte in den roten Anzügen stellten das Ergebnis auf den Kopf. Wir wurden disqualifiziert, weil wir das falsche Dosenfutter verwendet hatten, weil unser Auto die falsche Farbe hatte, weil zu viele Insassen mitgefahren waren, weil wir die Rennstrecke beschmutzt hatten und weil der Kommentator so grottenschlecht gewesen war. Außerdem sei angeblich der Starter bedrängt und Herr Yksi sogar gebissen worden.
    Also konnte nichts mehr unsere alte Schule retten. Und Martti in seiner Streichholzschachtel war auch verloren. Wir würden ohnmächtig zusehen müssen, wie wieder Monstermaschinen auf den schönen alten Schulhof fuhren und eine Abrissbirne die Mauern unserer lieb gewordenen schulischen Heimat zerschmetterte.
    Als es dann so weit war, konnten selbst unsere starken Mütter nichts dagegen tun, denn diesmal schützten Polizisten den Abrisstrupp. Auch Herr Yksi, der Bürgermeister, und die Leute vom Schulamt waren zum feierlichen Beginn der Abrissarbeiten gekommen. Und alle Schülerinnen und Schüler, die aus der alten und die aus der neuen Schule.
    »Dies ist ein schöner Tag für uns alle«, behauptete der Bürgermeister auf dem Rednerpodest, das sie extra auf dem Schulhof aufgebaut hatten. »Die alte, nicht mehr zeitgemäße Schule gehört der Vergangenheit an. Unseren Kindern stehen die vielfältigen Möglichkeiten einer prächtigen neuen Wissensanstalt zur Verfügung.Was aber das Gelände hier betrifft, so dürfen wir alle stolz sein, bald eine Formel-1-Rennstrecke mit ausreichend Parkplätzen zu besitzen!«
    Der Bürgermeister schüttelte Herrn Yksi die Hand und strahlte von einem Ohr zum anderen. Ein Blitzlichtgewitter brach los.
    »Tut mir leid, dass ich euch nicht helfen konnte«, sagte Anna.
    »Du hast dein Bestes gegeben«, trösteten wir sie.
    »Ich begrabe Martti in der Erde der alten Schule«, sagte Pekka und streichelte dem Käfer den Rücken.
    Dann fuhr der Kran mit der Abrissbirne los, einem riesigen Eisenball, der mit stählernem Draht am Ausleger befestigt war. Der Kran hielt beim Schulhaus an und schwenkte den Ausleger, damit der Eisenball den nötigen Schwung bekam.
    »Wer ist Martti?«, fragte Anna.
    Da zeigte Pekka auf den Käfer in der Streichholzschachtel.
    »Er stammt aus der Schule. Ich hätte ihn nie wegbringen dürfen, aber ich konnte ja nicht wissen, dass er sonst nirgendwo leben kann.«
    Anna sah Martti aufmerksam an. Und plötzlich schnappte sie sich die Schachtel und rannte zum Rednerpodest, wo Herr Yksi gerade ein rotes Seidenband durchschneiden sollte.
    Zur Überraschung aller sprang Anna aufs Podest und schob den Bürgermeister einfach weg vom Mikrofon. Er hatte nicht mal Zeit, sich darüber zu ärgern, so schnell ging alles.
    »Stopp!« Annas Stimme klang schriller als ein Starterfeld von Formel-1-Autos.
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