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Ella und das große Rennen

Ella und das große Rennen

Titel: Ella und das große Rennen
Autoren: Timo Parvela
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vermutete Hanna.
    »Als Experten verstehen Sie sicher, dass es sich um eine gewichtsreduzierte Rennanfertigung handelt. Und achten Sie auf die Farbe! Rot ist die einzig wahre Formel-1-Farbe.«
    Das Auto war in der Tat rot. Oder eher rötlich. Wahrscheinlich kam die Farbe vom Rost. Aber alles in allem fanden wir das Auto toll. Wir zögerten nur noch ein bisschen, weil unseres Wissens Rennautos möglichst schnell sein sollten. Und wirklich schnell sah das Prachtstück nicht aus.
    »Ich glaube, wir schauen uns noch ein bisschen um«, sagte Timo.
    »Tolles Auto, aber ein bisschen der falsche Jahrgang«, vermutete Hanna.
    »Ein bisschen das falsche Jahrtausend«, vermutete Tiina.
    »Wir suchen etwas Flacheres in einem anderen Rot«, sagte ich.
    »Batman braucht ein Batmobil und keinen Batschrotthaufen«, schätzte Mika.
    »Wenn mir einer die Rostlaube andrehen will, kriegt er eine auf den Spoiler«, drohte der Rambo.
    Nur Pekka hatte nichts gegen das Auto. Im Gegenteil.
    »Martti ist einverstanden«, sagte er.
    Er hatte die Streichholzschachtel aus der Tasche geholt und sie einen Spaltbreit aufgeschoben. Martti saß immer noch ganz still in der Ecke, aber die Fühler wackelten wie bei einem Kranken, der sich freut, dass endlich Besuch kommt. Als wir uns das Auto jetzt noch mal anschauten, merkten wir, dass es Martti ein bisschen ähnlich sah.
    »Sie könnten Brüder sein«, sagte Pekka leise. Dann machte er die Schachtel vorsichtig zu.
    »Vielleicht eher Schwestern«, sagte der Autohändleronkel und winkte uns zur Rückseite des Autos. Dort stand mit schnörkeligen Buchstaben ein Mädchenname: Hilma.
    »Martti und Hilma«, sagte Pekka begeistert.
    Wir fanden auch, dass das toll klang.
    »Und?«, fragte der Händler. »Wollen Sie?«
    Wir wollten.
    Von da an war der Autohändleronkel superfreundlich. Er sagte, Formel-1-Rennwagen würden normalerweise eine Million Euro kosten, aber den hier bekämen wir zum Sonderpreis von vier Euro zwanzig, und den Kronkorken dürften wir behalten. Er wollte das Auto sogar persönlich mit dem Anhänger zum Haus des Lehrers bringen, was auch nötig war, weil sich herausstellte, dass das Auto leider keinen Motor mehr hatte.
    »Es ist die Öko-Großfamilienausführung, die auch nicht die Umwelt verschmutzt«, sagte der nette Autohändleronkel.

Mein Vater hat mal aus einer Strumpfhose einen Außenbordmotor gebastelt
    Der Lehrer freute sich sehr, als der Onkel das Auto auf seinem Hof ablud, das sah man an seinen weit aufgerissenen Augen. Jetzt waren wir nur noch gespannt, was er dazu sagte.
    »Sieht aus, als hätten Sie mit den Kindern ein faires Geschäft gemacht«, sagte er.
    Wir lächelten. Der Lehrer war also zufrieden.
    »Der gute Jahrgang 1974, und für sein Alter ist das Schmuckstück in einem tipptopp Zustand«, antwortete der Autohändleronkel.
    »Ich bin auch Jahrgang 74, ich weiß Bescheid«, freute sich der Lehrer.
    »Das würde man nicht denken. Wenn Sie mich fragen, sieht das Auto jünger aus, und besser in Schuss ist es auch«, sagte der Onkel. Dann sprang er in das Auto mit dem leeren Anhänger und brauste davon.
    Der Lehrer murmelte ihm noch was hinterher, aber wir konnten es leider nicht verstehen. Wir vermuteten, dass er dem Onkel gute Fahrt wünschte, und wunderten uns nur, warum er ihm mit der Faust nachwinkte. Wir winkten auch, aber ganz normal.
    Dann kam die Frau des Lehrers auf den Hof, um sich das Öko-Großfamilien-Formel-1-Rennauto anzuschauen.
    »Ich glaube, ich fange schon mal an zu packen«, sagte sie, als sie alles gesehen hatte.
    »Das wird noch ein Siegerauto, glaub mir«, tröstete sie der Lehrer.
    »Es fehlen ja schon die Fahrertür und die Fenster.«
    »Man merkt, dass du keine Expertin bist. Formel-1-Rennwagen haben keine Türen. Und Fenster eigentlich auch nicht.«
    »Formel-1-Rennwagen haben auch keine acht oder neun Sitzplätze«, wusste die Frau des Lehrers, die also doch eine Expertin war.
    »Die normalen nicht, und genau das ist ihr Problem. Je mehr Sitzplätze ein Auto nämlich hat, desto umweltfreundlicher ist es«, erklärte der Lehrer.
    »Und desto langsamer«, wusste seine Frau.
    »Ein bisschen Schleifpapier, und die Kiste ist besser, als sie jemals war.«
    »Wahrscheinlich war es schon immer eine müde Knatterbüchse«, sagte die Frau des Lehrers und ging zurück ins Haus. Sie hielt sich den Bauch, und wir hofften nur, dass es mit dem zweiten Kind noch nicht so weit war, weil sie dann den Lehrer zu Hause brauchte. Und wir brauchten ihn doch noch
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