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Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Titel: Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel
Autoren: Thomas Kanger
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du den Tathergang in beiden Fällen detailliert beschreiben könntest. Vorerst möchte ich jedoch, dass du erklärst, warum du die Taten begangen hast.«
    Axel Bäckman rieb seine Handflächen gegeneinander. »Wegen Geld. Das ist die einfache Antwort.«
    »Du kannst mir die kompliziertere Antwort ebenfalls nennen.«
    »Von Anfang an?«
    »Du kannst dir aussuchen, wo du beginnen willst.«
    »Es fing an, als ich die ersten Vernehmungen mit den Flüchtlingen durchführte, die einen Asylantrag gestellt hatten. Inzwischen macht die Polizei das ja nicht mehr. Das liegt jetzt ganz und gar in der Verantwortung der Migrationsbehörde. Aber damals fiel das noch in unser Ressort. Einer meiner damaligen Mitarbeiter war Yngve Carlström. Wir sorgten beide dafür, dass es immer darauf hinauslief, Fehler und Widersprüche in den Berichten der Flüchtlinge zu finden. Der kleinste Fehler, egal, welcher Art, führte zur Ablehnung. Bei leisestem Verdacht zweifelten wir alle übrigen Angaben auch an. Wir ließen sie unglaubwürdig erscheinen. Das erste Verhör wurde immer kurz nach dem Eintreffen der Asylbewerber in Schweden durchgeführt. Dann waren sie immer nervös und verängstigt. Einige waren so verwirrt, dass sie kaum noch wussten, wie sie hießen. Es war also nicht schwer, sie aus dem Konzept zu bringen. Die meisten hatten keine Chance. Und auch wenn sie Recht hatten, was Folter und Verfolgung anging, fiel es ihnen doch schwer, das alles zu beweisen.«
    Er setzte sich zurecht.
    »Yngve und ich dachten uns also, dass diese Menschen Hilfe brauchen könnten, was die Beschaffung solider Beweise angeht. So fing es an. Dann … ja, dann haben wir die ganze Sache weiterentwickelt. Es wurde zu einer Geschäftsidee. Wir suchten nützliche Informationen heraus oder hielten Informationen zurück, die wir ihnen dann verkauften.«
    »Kannst du mir ein Beispiel nennen?«
    »Ja, Jamal. Er hatte behauptet, in Gaza einer Menschenrechtsorganisation angehört zu haben. Ich weiß nicht, ob das stimmte. Aber nachdem er die Ablehnung erhalten und sich versteckt hatte, beschaffte ich ihm einen auf ihn ausgestellten Steckbrief aus Israel.«
    »Wie lief das genau ab?«
    »Ihr werdet da ohnehin draufkommen, also kann ich es genauso gut gleich erzählen. Ich habe mit einem vom Geheimdienst in Tel Aviv zusammengearbeitet. Ich kannte ihn aus meiner Zeit bei der Sicherheitspolizei. Ich verständigte ihn, und er besorgte mir das, was ich benötigte. Das Dokument ist also echt, nicht die Fahndung, aber das Dokument. Dieser Mann verfügte seinerseits über Kontakte in der Türkei und im Irak. Durch ihn und seine Kontakte konnte ich Zeugenaussagen und Dokumente aus diesen Ländern beschaffen. Der Kontaktmann im Irak besaß wiederum Gewährsleute in weiteren Ländern. Im Prinzip konnten wir alles beschaffen, was wir brauchten.«
    »Hast du diese Leute bezahlt?«
    »Natürlich. Zahlen muss man überall. So was ist nicht gratis.«
    »Und Carlström?«
    »Er leistete seinen Beitrag bei der Migrationsbehörden und leitete Informationen an die Medien weiter, wenn er auf die Tränendrüsen drücken wollte oder keine andere Möglichkeit sah, die Informationen in Umlauf zu bringen.«
    »Welche Rolle spielte Ahmed Qourir?«
    »Er kassierte bei den Flüchtlingen ab. Schließlich konnten Yngve und ich das schlecht selber machen.«
    »Das war also eure Geschäftsidee. Wie lange ging das denn?«
    »Jahrelang. Seit der zweiten Hälfte der Neunziger in etwa.«
    »Dieser Geheimdienstmann in Israel, kannst du mir seinen Namen nennen?«
    »Lieber nicht. Aber … ihr werdet ihn ja doch finden. Ich brauche euch seinen Namen nicht zu sagen.«
    »So viel zum Hintergrund also, Bäckman. Warum hast du Jamal, Annika und Qourir ermordet?«
    »Carlström und ich kümmerten uns auch um die Transporte der Flüchtlinge. Ja, ich meine Menschenschmuggel. Das war eine natürliche Entwicklung. Statt nur auf eventuelle Fälle zu warten, konnten wir uns vorbereiten, wenn wir wussten, wer kommen würde. An einem der Flüchtlingstransporte waren Jakob und Katarina Diederman sowie Gregors Nikolajew beteiligt. Sie stellten gewissermaßen das letzte Glied der Schmugglerkette dar. Aber dann ging alles schief. Bei jenem Transport damals ist auch Jamals Cousin dabei gewesen.«
    »Was ist passiert?«
    Zum ersten Mal während des Verhörs hatte Elina den Eindruck, dass Bäckman unbehaglich zumute war. Bäckmans Blick wurde unstet, und er musste sich zusammennehmen.
    »Ich weiß nicht genau, was vorgefallen
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