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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition)
Autoren: Susanne Gerdom
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Horn waren, begannen Haut und Haar zu wachsen, Klauen wurden zu Fingern und ein zahnstarrendes Maul zu einem müden, abgezehrten Antlitz, aus dem sie dunkle, überschattete Augen anblickten.
    »Morgenblüte«, sagte Elidar und ließ sich von der Prinzessin in eine feste Umarmung ziehen. »Wir haben es wirklich hierher geschafft? Ich habe es nicht zu hoffen gewagt!«
    Morgenblüte nahm ihren Arm und führte sie zu den anderen. »Du musst etwas essen, und dann ruhst du dich aus. Als Mensch«, fügte sie streng hinzu. »Und heute Abend oder morgen, wenn du ausgeschlafen bist, wirst du uns erzählen, was dir begegnet ist. Wirst du das tun?«
    »Das werde ich«, versprach Elidar und breitete die Arme aus. »Sao-Tan! Luca! Ibramarbi«
    Nach dem Frühstück wies Morgenblüte Ibram an, das große Gartenzimmer für die beiden vorzubereiten. Sao-Tan wehrte sich dagegen und bestand darauf, in seiner alten Kammer zu schlafen, aber die Prinzessin blieb hart. »Das kommt nicht infrage. Soll ich Elidar zwingen, auf dem Boden zu schlafen? Oder glaubst du, sie möchte ausgerechnet jetzt von dir getrennt werden, nach dem, was ihr durchgemacht habt? Oder willst du etwa allein schlafen?«
    Sao-Tan musste klein beigeben. Morgenblüte lächelte über seine zerknirschte Miene und gab ihm einen aufmunternden Klaps. »Geh, Schwertmann. Nimm ein Bad und dann leg dich schlafen. Meine Neugier muss warten.«
    Morgenblütes Neugier wurde noch auf eine harte Probe gestellt, denn weder Sao-Tan noch Elidar ließen sich am Abend blicken, und auch der nächste Sonnenaufgang und Morgen fand ohne die beiden statt.
    Erst am späten Vormittag tappte eine gähnende Elidar in die Küche. Sie setzte den Wasserkessel auf, hockte sich auf einen Schemel und nickte gleich wieder ein. So fand sie Luca, der sie lächelnd betrachtete, bevor er eine Handvoll Cha'fai-Blätter in eine große Kanne warf.
    Das Wasser kochte, und der klappernde Deckel weckte Elidar auf. »Luca«, sagte sie erstaunt. »Bin ich etwa eingeschlafen?«
    Er grinste und schüttete das Wasser auf die Kanne. »Sieht so aus. Du wolltest Cha'fai kochen, nehme ich an?«
    »Ah«, machte sie nur dankbar. »Und wenn du etwas Brot für uns hättest …«
    Luca öffnete schweigend den Schrank und holte Brot, Käse, geräucherten Dakh-Schinken, Eier und grüne Zwiebeln hervor.
    »Ich muss dir wohl wieder danken.« Er sah Elidar nicht an und begann, dicke Scheiben vom Brot zu säbeln.
    »Warum?« Sie gähnte.
    »Morgenblüte hat mir erzählt, dass du den Alten Drachen gezähmt hast.«
    »Ach, das.« Elidar beugte sich vor und stibitzte ein Bröckchen Käse und ein Stück Schinken. Sie sah ihn misstrauisch an, murmelte »Dakh« und legte ihn wieder hin. »Ja, mein Nestbruder hat sich gezwungenermaßen kooperativ gezeigt.«
    Luca ließ das Messer sinken, mit dem er erstaunlich ungeschickt Zwiebeln hackte, und starrte sie an. »Dein - Nestbruder?«
    Elidar nickte kauend. »Komplizierte Familienverhältnisse«, sagte sie undeutlich.
    Luca hackte kopfschüttelnd weiter Zwiebeln, dass die Stückchen nur so durch die Küche flogen. Elidar sah ihm lächelnd dabei zu. »Geht es dir gut?«, fragte sie nach einer Weile.
    Er leckte sich über einen Schnitt im Finger und nickte. »Mir ist es nie zuvor so gut gegangen«, sagte er. »Morgenblüte und ich …« Er legte das Messer beiseite und hockte sich auf die Tischkante. »Sie will nicht mehr zurück nach Malandakay und auch nicht nach Ledon.« Er sah Elidar erwartungsvoll an, und sie tat ihm den Gefallen.
    »Nein? Was plant sie denn?«
    Ein breites, glückliches Lachen zog über sein Gesicht. »Sie will mit mir auf das Weingut ziehen. Sie sagt, sie hätte Gefallen daran gefunden, mit Erde unter den Fingernägeln zu leben! Wir werden das Gut bewirtschaften, Elidar! Und vielleicht werden wir sogar … Sie hat doch ihre Kinder verloren …« Er wurde ein wenig rot.
    Elidar beugte sich vor und nahm seine Hände. »Ich freue mich so sehr für euch«, sagte sie aus tiefstem Herzen. »Ihr beide seid meine besten Freunde, und wenn ich mir meine schuppige Verwandtschaft ansehe, dann würde ich mir wünschen, sie gegen euch eintauschen zu können.« Ein Schatten flog über ihr Gesicht, aber sie gab ihm keine Heimat. Sie sprang auf die Füße und schob Luca beiseite. »Lass mich das machen, bevor du noch alle Fingerkuppen im Essen verlierst.«
    »Kannst du kochen?« Er lugte ihr misstrauisch über die Schulter.
    »Nein«, gab sie zu. »Aber ich vertraue darauf, dass gleich
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