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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition)
Autoren: Susanne Gerdom
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mehr so ansehen und auch nicht mehr so nennen. Versprichst du mir das?«
    Er senkte den Blick. Dann stieß er den Atem aus und sah sie wieder an. »Ich verspreche es Euch. Aber Ihr sollt wissen, dass ich, so lange ich lebe, Euer Diener bleibe. Daran wird sich niemals etwas ändern.«
    Morgenblütes Erwiderung wurde im Keim erstickt, denn Luca kam auf sie zu, gefolgt von Ibram. Beide trugen vollbeladene Tabletts. »Ich dachte, wenn ihr nicht ins Haus kommt, dann kommen wir eben zu euch«, rief Luca lachend.
    Dann sah er den Drachen, der zwischen den Bäumen lag, und verstummte. Er stellte behutsam das Tablett auf einen Stein und tastete nach seinem Schwert.
    »Luca«, mahnte Morgenblüte, »du weißt doch, wer das ist.«
    Er ließ den Blick nicht von dem schlafenden Ungetüm. »Mag sein«, erwiderte er, und seine Stimme war heiser, »aber du musst mir vergeben - mit diesem Anblick habe ich nicht gerechnet. Es … sie ist so riesig!«
    Ibram, der langsam herangekommen war, setzte ebenfalls sein Tablett ab und begann ungerührt damit, Morgenblüte und Sao-Tan zu bewirten. Luca fuhr sich übers Gesicht und folgte dann seinem Beispiel.
    »Was ist mit Elidar?«, fragte Morgenblüte. »Sollten wir sie nicht wecken? Sie muss doch halb verhungert sein.« Sie zögerte. »Oder hat sie … Als Drache könnte sie ja … ein Dakh oder ein Schaf …?«
    Sao-Tan wärmte seine Hände an einem Becher Cha'fai. »Wenn es Euch gelingt, sie zu wecken, wird sie Euch sicher nicht böse sein«, erwiderte er.
    Morgenblüte sprang auf die Füße und näherte sich dem Drachen. Lucas Blick folgte ihr wachsam.
    »Keine Sorge«, beruhigte Sao-Tan den Jüngeren. »Sie liebt die Prinzessin nicht weniger als du. Sie würde ihr niemals etwas zuleide tun.«
    Luca biss die Zähne zusammen, aber er nickte und wandte den Blick ab. Stattdessen musterte er Sao-Tan. »Ihr seid in Schwierigkeiten geraten, oder? Hat Mukhar-Dag euch festgehalten?«
    »Nicht der Alte Drache.« Sao-Tan wirkte erheitert. »Der war ganz zahm, geradezu ehrfürchtig.«
    »Du willst mich auf den Arm nehmen«, brummte Luca. Doch Sao-Tan begann zu essen und das Gespräch versiegte.
    Morgenblüte kniete neben dem Haupt des Drachen nieder. »Elidar«, sagte sie. »Wach auf, meine Freundin.«
    Nichts deutete darauf hin, dass Elidar sie hörte. Morgenblüte beugte sich besorgt vor. Atmete der Drache überhaupt noch? Sie berührte vorsichtig sein Haupt. »Elidar?«
    Ein Atemzug strömte seufzend durch den Drachenleib. Das Haupt erbebte und wandte sich der Prinzessin zu, aber der Drache öffnete seine Augen nicht. »Was willst du?«, grollte er.
    »Meine Freundin, wir sorgen uns um dich«, sagte die Prinzessin beherzt. »Du bist nicht länger in Gefahr. Sao-Tan hat dich zurückgebracht.«
    Das Lid des Drachenauges zitterte und hob sich um eine Winzigkeit. Opalener Glanz leuchtete darunter hervor. »Sao-Tan«, seufzte der Drache. »Sao-Tan. Ich habe ihn getötet.«
    »Nein, Elidar, das hast du nicht. Er sitzt hier bei dir. Ibram hat uns ein Frühstück bereitet.«
    »Ibram«, wiederholte der Drache. »Wer ist Ibram? Und wer bist du, Menschenfrau? Ich meine dich zu kennen, aber dies ist lange her, viel zu lange für ein Menschenleben.« Wieder seufzte der Drache.
    »Du hast vergessen, wer du bist?«, fragte Morgenblüte beklommen. »Du hast uns vor wenigen Tagen verlassen, um den Alten Drachen aufzusuchen, erinnerst du dich daran?«
    Das Auge öffnete sich ein wenig weiter. »Mukhar-Dag, mein Bruder«, sagte der Drache. »Er wollte mich nicht gehen lassen, aber ich bin es nun, die befiehlt. Er gehorcht.« Ein leises, glockenähnliches Lachen kam aus ihrer Kehle.
    Die Prinzessin gluckste. »Du hast ihm befohlen? Was, meine Freundin?«
    »Dass er Luca in Ruhe lässt, solange er und seine Brut lebt. Nein, mehr, dass er dafür sorgt, dass ihm und der Prinzessin nichts geschieht. Die beiden werden unter seinem persönlichen Schutz stehen, so lange sie auf yasemitischem Gebiet bleiben.« Der Drache öffnete sein Auge weit und richtete sich auf. »Niemand wird euch mehr etwas antun können, Morgenblüte - dafür habe ich gesorgt. Wenn der ledonische Statthalter im Auftrag des Kurators weiter seine Attentäter nach dir aussendet, wird er sein blaues Wunder erleben!«
    Noch während der Drache sprach, begann er seine Gestalt zu verwandeln. Morgenblüte sah der Transformation gebannt zu, denn sie hatte dies niemals zuvor beobachten können. Drachenglieder wurden zu Menschenfleisch, wo Schuppen und
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