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Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs

Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs

Titel: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs
Autoren: Claudia Kern
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über den Säugling, der sie aus Augen anblickte, in denen es kein Weiß gab.
    »Was ist Schutzbereich Sieben?«, fragte Nadja. Die Tasse in ihrer Hand war heiß, und die dunkle Flüssigkeit darin dampfte. Sie roch ein wenig nach Kaffee. Kalkreste bildeten einen weißen Ring am Rand der Tasse.
    Das Mädchen lächelte. »Ein Ort unter der Stadt, wo es die hinzieht, die oben nicht mehr klarkommen.«
    »Unter welcher Stadt?«
    »Berlin«, antwortete Robert. »Anne und ich sprachen gerade darüber, als du aufgewacht bist.«
    »Also sind wir nicht mehr auf Island.« Nadja stellte ihren Kaffee neben sich auf den Betonboden. Das Portal hätte sie überallhin führen können, aber sie waren in einer Stadt angekommen, die keine sechshundert Kilometer von ihrem Zuhause entfernt war. »Wir haben Glück gehabt.«
    Emma sah von ihr zu Robert und wieder zurück. »Ich weiß ja nicht, worauf ihr gerade seid, aber ihr solltet weniger davon nehmen. Ganz ehrlich.« Sie klang nicht unfreundlich. »Schon allein wegen ...«
    »Emma?«, unterbrach sie eine dunkle Männerstimme von hinter der Tür. »Würdest du uns deine Freunde vorstellen?«
    »Ja, Moment.« Das Mädchen verdrehte die Augen. »Das ist Krone. Er will euch kennenlernen.«
    Anne ging einige Schritte auf die Tür zu und sah durch den Spalt. Ihre Schritte waren geschmeidig, jede Bewegung kontrolliert. Neben ihr wirkte Emma trotz ihrer schweren Lederjacke und den Springerstiefeln klein und verletzlich.
    Wie Beute
, dachte Nadja mit einem Schaudern.
    »Ist das euer Anführer?«, fragte Anne.
    »Ja ... nein.« Emma seufzte. »Er war als Erster hier, hat das alles gefunden. Deshalb hält er sich für den Chef. Tobias hat ihm mal gesagt, das interessiere ihn nicht, Krone sei kein Chef. Darauf ist Krone mit dem Kopf gegen die Wand vom Klo gelaufen, bis er kotzen musste. Seitdem tun wir alle so, als sei er der Chef. Tut keinem weh.« Sie grinste. »Vor allem nicht Krone.«
    »Emma?« Krone klang ungeduldig.
    »Kommt!« Mit einem Ruck zog Emma die Tür auf. Der Raum dahinter lag im Halbdunkel. Ein kleines Lagerfeuer tauchte die gekachelten Wände in ein orangefarbenes Licht. Nadja sah Gestalten, die um das Feuer saßen und neugierig die Köpfe hoben. Es waren mindestens dreißig Personen, vielleicht mehr. Hunde liefen zwischen ihnen umher, Flaschen klirrten. Aus einem Handy schallte blecherner deutscher Hip-Hop.
    »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist«, sagte Robert leise. »Kannst du die alle beeinflussen?«
    Anne ging an ihm vorbei, dem Lagerfeuer entgegen. Mit einer Hand strich sie über seine Wange. »Wovor hast du Angst?«
    Es war keine Frage, sondern eine Provokation. Robert antwortete darauf, indem er das Gesicht verzog. Nadja fragte sich, was der Austausch zu bedeuten hatte.
    »Kennst du den Weg nach draußen?«, fragte sie Robert, als sie ihm, Talamh in den Armen haltend, folgte.
    Er schüttelte den Kopf, zögerte und drehte sich zu ihr um. »Ich muss dir etwas sagen«, begann er, doch das Geräusch einer Kuhglocke, die im gleichen Moment geschlagen wurde, unterbrach ihn. Die Menschen rund um das Feuer unterhielten sich ungerührt weiter, aber einige beobachteten Nadja und die anderen Neuankömmlinge verstohlen.
    Schlurfende Schritte auf Beton erklangen, und ein Mann trat ins Licht des Feuers. Er war nicht mehr jung, das sah Nadja an den von breiten grauen Strähnen durchzogenen Dreadlocks, die er zu einem Zopf hinter dem Kopf zusammengebunden hatte, und an dem ebenso grau durchzogenen Vollbart. Er trug einen schweren Norweger-Pullover und darüber einen alten, ehemals vielleicht weißen Bademantel. Seine Hose bestand aus Cord und steckte in grünen Anglerstiefeln. In einer Hand hielt er eine Stange, von deren Spitze eine Kuhglocke hing.
    »Ich bin Krone«, sagte er.
    »Das sind Nadja, Anne und Robert.« Emma zeigte nacheinander auf die drei. »Das Kind heißt ... Keine Ahnung, Tim oder Tom ...«
    »Talamh«, sagte Nadja.
    Krone sah sie an. Seine Stirn war vernarbt, in seinen Augen wechselten sich Trauer und Verwirrung ab. »Was heißt das?«, fragte er.
    »Erde.«
    Er nickte. Die Kuhglocke schien auf jede seiner Bewegungen mit einem Läuten zu antworten.
    »Dann ist er am rechten Ort. Und ihr auch.« Krone drehte sich um und schlurfte aus dem Licht des Feuers. Rauch, der durch Tunnel in den Wänden abzog, vermischte sich mit dem Grau seines Bademantels, bis Mann und Rauch ineinanderzufließen schienen.
    »Das war’s«, sagte Emma. »Prüfung bestanden. Kommt ans
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