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Elfenstern

Titel: Elfenstern
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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tat ich! Das tue ich!« Lenthan rang
die
rußgeschwärzten Hände.
    »Ihr habt vorgegeben, an den wissenschaftlichen
Studien darüber interessiert zu sein, wie diese Sterne unser
Leben beeinflussen
…«
    »Blasphemie!« rief Calandra schaudernd
aus.
    »Und doch erlebe ich jetzt, wie Ihr gemeinsame
Sache macht mit … mit …«
    Dem Magier fehlten die Worte. Der spitze Kragen
schien seinen Kopf einzuhüllen, so daß
darüber nur seine glitzernden, erzürnten
Augen zu sehen waren.
    »Nein! Bitte laßt mich
erklären!« rief Lenthan
aus. »Seht Ihr, mein Sohn, Paithan, erzählte mir von
dem Glauben der Menschen,
daß in diesen Sternen Leute wohnen, und ich dachte
…«
    »Paithan hat es dir erzählt!«
seufzte Calandra,
die sofort den neuen Sündenbock ins Auge faßte.
    »Leute sollen dort wohnen!«
ächzte der Astrologe
gedämpft aus der Umfriedung seines Kragens.
    »Aber mir erscheint es glaubhaft, und es
erklärt
jedenfalls, weshalb die Ahnen zu den Sternen reisten; es stimmt auch
mit den
Lehren unserer Priester überein, die besagen, daß
wir im Tode eins werden mit
den Sternen, und ich vermisse Elithenia so sehr …«
    Die letzten Worte wurden in einem kummervollen,
flehenden Ton gesprochen, der Calandras Mitleid erregte. Calandra
liebte ihren
Vater auf ihre Art – genau wie sie ihren Bruder und ihre
jüngere Schwester
liebte. Es war eine strenge, unnachgiebige und ungeduldige Art von
Liebe, aber
dennoch Liebe. Sie trat an ihren Vater heran und legte ihm die
dünnen, kalten
Finger auf den Arm.
    »Aber, Papa, reg dich nicht auf. Ich wollte dich
nicht betrüben. Ich finde nur, du hättest das mit mir
besprechen sollen und
nicht … nicht mit den Trunkenbolden im Goldenen
Krug!« Calandra vermochte ein
Schluchzen nicht zu unterdrücken. Sie zog ein
blütenweißes, spitzengesäumtes
Taschentuch hervor und hielt es vor Nase und Mund.
    Die Tränen seiner Tochter hatten die (nicht
unbeabsichtigte) Wirkung, Lenthan Quindiniar am Boden zu
zerstören. Ihr Weinen
und die bebenden Kragenspitzen des Magiers waren zuviel für
den ältlichen Mann.
    »Ihr habt beide recht«, sagte Lenthan und
schaute bekümmert von einem zum anderen. »Ich sehe
es ein. Ich habe einen
schrecklichen Fehler begangen, und wenn der Priester kommt, werde ich
ihn
sofort wieder wegschicken.«
    »Wenn er kommt!« Calandra hob die
trockenen
Augen und starrte ihren Vater an. »Was soll das
heißen ›wenn er kommt‹? Paithan
sagte, er würde nicht kommen!«
    »Woher will Paithan das wissen?« fragte
Lenthan
merklich verwundert. »Hat er nach mir mit ihm
gesprochen?« Der Elf schob eine
wächserne Hand in die Tasche der Seidenweste und zog ein
zerknittertes Blatt
Kanzleipapier heraus. »Hier bitte, meine Liebe.« Er
reichte ihr den Brief.
    Calandra riß ihm das Blatt aus der Hand und las;
ihre Augen schienen Löcher in das Papier zu brennen.
    »›Wenn ich da bin, bin ich da.
Gezeichnet:
Menschenpriester. ‹ Pah!« Calandra gab ihrem Vater
den Brief zurück. »Das ist
das lächerlichste … Paithan spielt uns einen
Streich. Keine Person, die ihre
Sinne beisammen hat, würde einen Brief wie diesen schreiben,
nicht einmal ein
Mensch. ›Menschenpriester‹, also
wirklich!«
    »Vielleicht hat er seine Sinne nicht beisammen«,
gab der Sterndeuter in unheilvollem Ton zu bedenken.
    Ein verrückter Menschenpriester würde
demnächst
in ihr Heim eindringen.
    »Orn, erbarme dich!« hauchte Calandra und
lehnte
sich haltsuchend an den Labortisch.
    »Aber, aber, meine Liebe.« Lenthan legte
seiner
Tochter den Arm um die Schultern. »Ich werde mich schon darum
kümmern. Überlaß
alles mir. Bald ist alles wieder in schönster
Ordnung.«
    »Und wenn ich irgendwie behilflich sein
kann« –
der Astrologe schnüffelte beglückt; der Duft von
Schmorbraten wehte aus der
Küche herunter – »stelle ich mich gern zur
Verfügung. Ich werde sogar gewisse
Dinge aus meinem Gedächtnis verbannen, die in der ersten
Aufregung gesagt
wurden.«
    Calandra achtete nicht auf den Magier. Sie hatte
ihre Selbstbeherrschung wiedergewonnen, und all ihr Sinnen und Trachten
richtete sich jetzt darauf, ihren nichtsnutzigen Bruder zu finden und
ihm ein
Geständnis zu entreißen. Für sie stand
fest, daß sie es mit einem von Paithans
Scherzen zu tun hatten; das Ganze entsprach seinem Sinn für
Humor. Vermutlich
lachte er sich* gerade jetzt ins Fäustchen. Ob er auch noch
lachte, wenn sie
ihm das
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