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Elfenstern

Titel: Elfenstern
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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im Est und Vars verhinderte das Terinthische Meer eine weitere
Ausbreitung, und
der Drachenwall bildete die Grenze im Sorinth. Lenthan stand also keine
andere
Richtung mehr offen als der Weg in den Himmel.
    Calandra raffte die Röcke, damit sie nicht
über
den schmutzigen Boden schleiften, und betrat das Kellerlaboratorium.
Der
Ausdruck ihres Gesichts hätte ein ganzes Herr von Drachen in
die Flucht
geschlagen – erst recht ihren Vater. Lenthan, der
wußte, daß seine Tochter
diesen Ort verabscheute, erbleichte bei ihrem Anblick und
rückte schutzsuchend
an einen zweiten Elf heran, der im Labor anwesend war. Dieser zweite
Elf
lächelte und verbeugte sich übertrieben. Calandras
Gesicht verdüsterte sich
noch mehr.
    »Wie nett … nett, dich hier unten zu
sehen, mei
… meine Liebe«, stammelte der bedauernswerte
Lenthan und stellte einen Krug mit
einer übelriechenden Flüssigkeit auf eine schmutzige
Tischplatte.
    Calandra rümpfte die Nase. Wände und
Fußboden
aus Moos verströmten einen intensiven, muffigen Geruch, zu dem
sich die
verschiedenen chemischen Dämpfe gesellten –
vornehmlich Schwefel –, die
stechend und schwer in der Luft hingen.
    »Verehrtes Fräulein Quindiniar«,
sprach der
zweite Elf sie an, »ich hoffe, Ihr befindet Euch bei guter
Gesundheit?«
    »Allerdings, Sir, danke der Nachfrage. Und ich
hoffe, Ihr desgleichen, Meister Sterndeuter?«
    »Ein leichter Anflug von Rheumatismus, aber
damit muß man in meinem Alter rechnen.«
    »Ich wünschte, du wärst sonstwo
mit deinem Rheumatismus,
alter Scharlatan«, murmelte Calandra leise.
    »Was kann die alte Hexe bloß hier unten
wollen?«
brummte der Astrologe in den hohen, spitzen Kragen, der fast sein
ganzes
Gesicht umgab.
    Lenthan stand zwischen den beiden, bekümmert und
schuldbewußt, obwohl er keine Ahnung hatte, was er getan
haben sollte.
    »Vater«, sagte Calandra streng,
»ich möchte mit
dir sprechen. Allein.«
    Der Astrologe neigte verständnisvoll den Kopf
und wollte sich abwenden. Lenthan, der seinen Schutzschild entschwinden
sah,
hielt den Magier am Ärmel fest.
    »Aber, meine Liebe, Elixnoir ist ein Mitglied
der Familie …«
    »Jedenfalls ißt er genug für ein
Mitglied der
Familie«, schnappte Calandra, deren Geduld durch das Wissen
um die Missetat
ihres Vaters aufgezehrt wurde. »Er ißt genug
für einen ganzen Familienzweig!«
    Der Astrologe richtete sich hoch auf und schaute
beleidigt an seiner langen Nase hinab, die beinahe ebenso spitz war wie
die
Ecken des nachtblauen Kragens, zwischen denen sie hervorragte.
    »Callie, bedenke, er ist unser Gast!«
mahnte
    Lenthan, der schockiert genug war, um sein
ältestes Kind zurechtzuweisen. »Und ein
Meistermagier!«
    »Gast, ja, das kann man sagen. Er verpaßt
keine
Mahlzeit und keine Gelegenheit, unseren Wein zu trinken oder in unserem
Gästezimmer zu nächtigen. Aber daß er ein
Meistermagier ist, möchte ich doch
bezweifeln. Ich warte bis jetzt noch darauf, ihn etwas anderes tun zu
sehen,
als ein paar Worte über die stinkende Brühe zu
murmeln, die du zusammenbraust,
um dann zurückzutreten und zuzuschauen, wie sie brodelt und
dampft. Ihr zwei
werdet uns eines Tages das Haus über dem Kopf
anzünden! Magier! Ha! Er setzt
dir Flausen in den Kopf mit blasphemischen Geschichten über
alte Völker, die in
Schiffen mit Segeln aus Feuer zu den Sternen fuhren
…«
    »Das sind wissenschaftliche Fakten, junge
Frau«,
warf der Astrologe indigniert ein. »Und was Euer Herr Vater
und ich hier tun,
ist wissenschaftliche Forschung und hat ganz und gar nichts mit
Religion zu tun
…«
    »Oh, tatsächlich?« rief Calandra.
Sie hatte
keine Skrupel, ihren verbalen Speer stracks in das Herz des Opfers zu
schleudern. »Und weshalb hat mein Vater dann nach einem
Menschenpriester
geschickt?«
    Die runden Augen des Sterndeuters weiteten sich
entsetzt. Der hohe Kragen wandte sich von Calandra dem
bestürzten Lenthan zu,
der nicht wußte, wie ihm geschah.
    »Ist das wahr, Lenthan Quindiniar«,
verlangte
der entrüstete Magier zu wissen, »Ihr habt einen
Menschenpriester gerufen?«
    »Ich … ich … ich«,
war alles, was Lenthan
herausbrachte.
    »Ihr habt mich getäuscht, Sir«,
verkündete der
Astrologe mit unnachahmlicher Würde, während seine
Kragenspitzen sich drohend
reckten. »Ihr habt mich glauben gemacht, Ihr teiltet unser
Interesse an den
Sternen, ihren Bahnen und ihrem Platz am Himmel.«
    »Das
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