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Elfenblick

Elfenblick

Titel: Elfenblick
Autoren: Katrin Lankers
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Rucksack, der staubig und verdreckt an dem Tischchen neben der Matratze lehnte. Ihr Handy!
    Mageli zog das Telefon aus den Tiefen der Tasche hervor.
    Zwei neue Nachrichten.
    Richtig, das Handy hatte vorhin auch schon gepiepst – und sie geweckt. Mageli drückte die Tastensperre weg.
    Die Nachrichten waren von Rosann.
    Bitte komm nach Hause!, lautete die erste SMS.
    Und die zweite: Das ist kein Zitat. Das ist mein Ernst!
    »Erin, wir müssen aufbrechen!« Atemlos stürzte Rikjana ins Zimmer. »Ferocius hat nun doch herausgefunden, wo wir uns versteckt halten. Wahrscheinlich hat er Meriant gequält, bis er ihm alles über das Bündnis verraten hat. Seine Wachen sind bereits auf dem Weg hierher …«
    Als die Elfe Mageli sah, die mit dem Telefon in der Hand auf der Matratze hockte, wechselte der alarmierte Ausdruck auf ihrem Gesicht zu grenzenlosem Erstaunen.
    »Du … Das …« Offenbar fiel Rikjana kein Wort ein, das diesem Wunder angemessen gewesen wäre. Doch sie fasste sich schnell wieder. »Gut, umso besser, eine Sorge weniger. Los, los, beeilt euch!«
    Erin sprang sofort auf, aber Mageli ging das alles zu schnell. Gerade war sie noch in einer Traumwelt gefangen gewesen, dann hatte sie erfahren, dass sie die Tochter des Elfenkönigs war. Und Erin hatte sie geküsst. Und jetzt sollte sie losrennen und sich vor Ferocius’ Wachen in Sicherheit bringen. Das war eindeutig zu viel in zu kurzer Zeit!
    »Komm schon.« Erin griff nach ihrer Hand und zog sie ungeduldig hoch. Hinter Rikjana eilte er in den nächsten Raum und nahm Mageli einfach mit. Sie bekam gerade noch ihren Rucksack zu fassen.
    Im Nebenzimmer herrschte große Aufregung. Ondulas hatte sich vor Bilian aufgebaut, die Hände zu Fäusten geballt. Bilians Gesicht war vor Zorn gerötet und er funkelte sein Gegenüber wütend an. Die anderen Elfen waren bereits zum Aufbruch gerüstet, trugen dicke Bündel auf den Rücken und hatten ihre Waffen umgegürtet. Fassungslos verfolgten sie den Streit, der zwischen den beiden Männern tobte.
    »Natürlich nehmen wir sie mit. Du bist wohl verrückt geworden. Wir können sie nicht hier ihrem Schicksal überlassen.«
    »Sie ist ein viel zu großer Ballast. Das können wir auf der Flucht nicht gebrauchen.«
    »Erst retten wir sie vor Ferocius, um sie ihm dann kampflos zu überlassen? Wohl kaum!«
    »Die Lage ist jetzt eine ganz andere. Es geht um unser aller Überleben.«
    »Lauf ruhig davon, Feigling. Aber ich werde nicht zulassen, dass Mageli dem Schattenfürsten in die Hände fällt!«
    Mit erhobenen Fäusten sprang Ondulas auf Bilian zu. Augenblicklich waren Florim und Zita zur Stelle und hielten ihn an den Armen fest. Alawin trat zu Bilian, um ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter zu legen. Rikjana räusperte sich vernehmlich und alle Gesichter wendeten sich ihr zu. Es war, als hätte man einen Film angehalten und die ganze Szene eingefroren. Als sie Mageli sahen, hielten die Elfen abrupt inne und starrten die Eingetretene an wie eine Erscheinung. Einzig Alawin schien nicht übermäßig erstaunt zu sein.
    »Du bist aufgewacht, wie schön«, sagte die weise Elfe nur. Das löste die anderen aus ihrer Starre.
    »Mageli!«
    Ondulas eilte zu Mageli und umarmte sie. Über seine Schulter hinweg sah sie lächelnde Gesichter. Sie drückte sich fest an Ondulas’ breite Brust. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie ihre neuen Freunde um ein Haar niemals wiedergesehen hätte.
    »Dafür ist jetzt keine Zeit.« Erin betrachtete Ondulas mit einem kühlen Blick, den der Elf mit zusammengekniffenen Augen erwiderte. Schnell befreite Mageli sich aus der Umarmung.
    »Erin hat recht.« Rikjana hob eine Tasche vom Boden auf und schwang sie über ihre Schulter. Vom Tisch nahm sie ein weißes Schwert aus schimmerndem Stein, das sie Erin reichte. »Lasst uns aufbrechen. Mageli wird uns führen.«
    Die anderen drängten zur Tür, doch Mageli sah Rikjana nur fragend an. Was sollte das bitte heißen?
    »Über das Dunkle Reich herrscht nun Fürst Ferocius«, erklärte die Elfe, während sie Mageli ebenfalls Richtung Ausgang schob. »Er wird uns überall finden. Er wird uns einkerkern oder töten. Es gibt nur eine Möglichkeit, uns in Sicherheit zu bringen: Wir müssen an die Oberfläche zurückkehren. Und du bist die Einzige, die den Weg kennt.«
    Die Funkelsteinchen im Holz glommen nur schwach und gaben so wenig Licht ab, dass Enigmala wirkte wie in einer unheimlichen Neumondnacht. Mageli schauderte, als sie auf die Plattform vor Bilians
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