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Elfenblick

Elfenblick

Titel: Elfenblick
Autoren: Katrin Lankers
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vermutlich in Ferocius’ Felsenverlies.«
    Schuldgefühle zeichneten sich auf Erins Gesicht ab. Mageli hätte ihn gerne getröstet, aber sie wusste nicht, wie. Außerdem hatte sie selbst gerade das Gefühl, dass sie Trost gebrauchen konnte.
    Endlich wusste sie, wer ihre Eltern waren! Aber sie würde ihren Vater und ihre Mutter niemals kennenlernen. Sie waren tot. Beide! Das war ungerecht, schrecklich ungerecht!
    Und Erin? Warum starrte er die ganze Zeit an ihr vorbei ins Leere? Warum hatte er ihre Hand nicht festgehalten? Warum sagte er jetzt nichts mehr? War es bloß seine Trauer, die ihn ihr gegenüber so reserviert machte? Oder nahm er es ihr etwa übel, dass sie die Tochter des Elfenkönigs war? Vielleicht wollte er jetzt nichts mehr von ihr wissen. Oh nein, das durfte nicht sein! Sie war doch nur seinetwegen ins Elfenreich gekommen! Um mit ihm zusammen zu sein … Um ihn zu retten … Aus dem Traumverlies zu retten …
    »Eine Frage.«
    »Hm.« Erin schien von weither zurückzukommen.
    »Warum bin ich aufgewacht?«
    Die Frage hatte sie sich vorhin schon gestellt. Aber dann hatten sich die Informationen überschlagen und sie davon abgebracht. Jetzt wurde ihr wieder bewusst, dass sie eigentlich nicht hätte hier sein dürfen. Nicht wach zumindest. Niemand konnte aus eigener Kraft aus dem Traumverlies entkommen. So hatte Alawin es ihr erklärt. Niemand. Das galt sicher auch für Elfenprinzessinnen.
    Erin zuckte mit den Schultern.
    »Das verstehe ich selbst nicht. Als ich hier ankam, hatten die anderen die Hoffnung schon aufgegeben, dass du wieder aufwachen würdest. Aber dann habe ich deine Hand genommen.« Erin grinste verlegen. »Und dann hast du gelächelt.«
    »Wirklich?« Mageli erinnerte sich an das Gefühl in ihren Träumen, dass ihre Hand in Erins lag. Und dass sie sich daran festhalten wollte. Er hatte also tatsächlich ihre Hand gehalten. Das war gut. Dann war sie ihm vielleicht nicht egal!
    »Alawin hat mir geraten, bei dir zu bleiben, mit dir zu reden … na ja, du weißt schon.« Seine Erklärung war Erin sichtlich peinlich.
    Eine angenehme Wärme breitete sich in Magelis Bauch aus.
    »Wie lange hast du hier gesessen?«
    »Seit ich hergekommen bin. Drei Tage und drei Nächte lang.«
    »Du hast drei Tage und drei Nächte meine Hand gehalten?«
    »Hm.«
    Die Wärme breitete sich in Magelis ganzem Körper aus. All ihre verwirrenden Gedanken kamen für einen Moment zum Stillstand. Sie war Erin nicht egal. Ganz sicher nicht.
    »Danke.« Vorsichtig griff sie wieder nach Erins Hand. Und dieses Mal umschloss er ihre Finger mit seinen.
    »Ich habe es gespürt. Dass du meine Hand gehalten hast. Dass du da warst. Und ich wollte unbedingt zu dir.«
    Mageli spürte, wie sie rot wurde. Sie traute sich nicht, Erin anzuschauen, und hielt den Blick starr auf ihre ineinander verschränkten Hände gerichtet. »Alleine hätte ich es sicher nicht geschafft, aus diesem schrecklichen Nebellabyrinth zu entkommen. Aus eigener Kraft kann das niemand.«
    »Ich weiß.« Mit dem Daumen fuhr Erin über ihren Handrücken. Mageli atmete tief durch.
    »Aber du hast mich festgehalten. Du hast mich aus dem Labyrinth geführt. Durch die Kraft deiner …« Abrupt brach sie den Satz ab. Nein, das konnte sie unmöglich sagen! Was, wenn sie sich das alles nur einbildete? Was, wenn Erin nur nett sein wollte? Immerhin hatte sie für ihn ihr Leben riskiert.
    Erin legte seinen Zeigefinger unter Magelis Kinn und hob behutsam ihren Kopf an, bis sie ihm in die Augen sehen musste. In seine Zauberaugen, in denen sie hätte versinken mögen. Die so weich wirkten und so warm, dass Mageli gar nicht anders konnte als zu lächeln. Auch um Erins Mund zuckte sein typisch spöttisches Lächeln.
    »Liebe«, ergänzte er. »Das wolltest du sagen, oder?«
    Mageli nickte stumm. Ihre Wangen brannten. Am liebsten hätte sie den Blick wieder gesenkt. Was mochte er bloß von ihr denken? Aber seine Zauberaugen ließen sie nicht los.
    »Du hast recht«, flüsterte Erin. »Ich liebe dich. Schon immer.«
    Er lehnte sich zu ihr und küsste sie. Ganz sanft zuerst, dann zog er sie an sich und küsste sie heftiger, als hätte er eine Ewigkeit darauf gewartet. Es war wie in ihrem Traum. Nur schöner, viel schöner! Mageli schloss die Augen und vergaß für einen Moment alles.
    Piep, piep … piep, piep …
    Schon wieder der blöde Wecker.
    Widerwillig löste Mageli sich aus Erins Armen.
    »Moment …«
    Das Piepsen kam natürlich nicht von ihrem Wecker, sondern aus ihrem
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