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Elfen wie Stahl

Elfen wie Stahl

Titel: Elfen wie Stahl
Autoren: Chris Evans
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fallen zu lassen, aber er konnte sich nicht aus dem eisigen Griff befreien. Ein Schrei erstarrte in seiner Kehle, als ein dunkler Schatten aus dem Boden vor ihm auftauchte. Das Gesicht der Gestalt war ein Puzzle aus Schatten, aber irgendetwas daran kam ihm bekannt vor.
    Â»Vi… Vizekönig?«, stieß er hervor. Sein Atem bildete eine blasse Wolke in der Luft.
    Das Ding, das ihn hielt, ließ sein Handgelenk los, umschlang seine Kehle und hob ihn hoch, bis seine Stiefel den Boden nicht mehr berührten. Die kleine Pfeife und die Zunderbüchse fielen in den Dreck und wurden sofort von kaltem schwarzem Frost überzogen.
    Â» Nicht mehr«, erwiderte ihr Emissär, ließ die Leiche los und setzte sich in Richtung der orangefarbenen Lichtpunkte auf dem Hügel in Bewegung. In seinem Kielwasser begann ein Forst zu wachsen – der mit der Jagd begann.
    Â 
    Es gibt viele Orte, an denen man sich im Hochsommer, in der stickigen feuchten Mittagshitze an der Südküste von Elfkyna nicht gern aufhält. Das Zentrum des Basars von Port Ghamjal stand an der Spitze dieser Liste. Die Hitze strömte wie flüssiger Mörtel durch die Straßen, drang in jede Spalte und Höhle, verlangsamte die Geschwindigkeit des Lebens zu einem Kriechen.
    Faltinald Elkhart Gwyn, Mitglied des Ordens vom Bernsteinkelch, Inhaber des Heiligen Hosenbandes von St.
DiWynn, Mitglied der Königlichen Gesellschaft der Wunderwirkerei und Wissenschaft und zudem frisch ernannter Vizekönig Ihrer Majestät für das Protektorat Groß-Elfkyna des Calahrischen Imperiums, war nicht belustigt. Er hätte schon vor Stunden im Palast des Vizekönigs sein sollen, aber seine Kutsche sowie der ganze Treck steckten fest.
    Â»Ãœbelriechende Jauchegrube«, sagte der Vizekönig und drückte ein parfümiertes Taschentuch an seine Nase. Die Gerüche brodelten in dem kochenden Kessel von fünftausend Händlerbuden, die auf einem Areal zusammengepfercht worden waren, das ursprünglich für ein Fünftel dieser Menge gedacht gewesen war. Lasttiere waren ebenso zahlreich vertreten wie die Fliegen, die sie umschwärmten; summende schwarze Wolken, die sich bei jedem Schlag eines dungverkrusteten Schweifs mehrere Meter hoch in die Luft erhoben. Die Gerüche von Zimt, rohem Fleisch, saurer Milch, Senf, Kardamom und bitterscharfen Tungamnüssen reizten die Nasenschleimhäute und ließen die Augen tränen. Fast vermochten sie die Marktbesucher von dem unterschwelligen Gestank nach Schweiß und Ausscheidungen abzulenken.
    Die Kutschentür wurde geöffnet, und ein Leutnant in der grünen Uniform der Calahrischen Infanterie salutierte. Die Marktgerüche drangen jetzt ungehindert in den Innenraum der Kutsche, und der Vizekönig kämpfte gegen den Drang an, sich zu übergeben.
    Â»Verzeiht die Verzögerung, Euer Gnaden, aber eines der Pferde der Eskorte hat die Bude eines Elfkyna umgestoßen. Der Händler will uns erst passieren lassen, wenn wir den Schaden bezahlt haben.«
    Der Vizekönig seufzte hinter seinem Taschentuch. »Ist das alles? Schön. Erschießt ihn!«

    Der Offizier blinzelte ungläubig, und sein Kiefer arbeitete. »Sir?«
    Â»Den Vizekönig zu behindern bedeutet, die Arbeit des Imperiums zu behindern, was einer Revolte gleichkommt.« Natürlich würde es nicht gerade wenig Unruhe im Land hervorrufen, wenn seine erste Handlung als neuer Vizekönig darin bestand, einen Händler im Basar erschießen zu lassen; das war ihm klar, und die Vorstellung kam ihm keineswegs ungelegen. Es wurde Zeit, dass das Imperium einen neuen Weg einschlug, auch wenn Ihre Majestät dem nicht zustimmen mochte. Und um das zu erreichen, würde er Elfkyna in Flammen setzen.
    Der Leutnant hüstelte, offenkundig von dem Wort »gleichkommen« überfordert. Das Wort »Revolte« jedoch drang in sein Bewusstsein wie ein Kanonenschuss. »Euer Gnaden, ich glaube nicht, dass es so schlimm ist!« Das Murmeln der anschwellenden Menschenmenge deutete darauf hin, dass die Lage tatsächlich nicht so schlimm war, was sich aber schnell ändern konnte, eine entsprechende Provokation vorausgesetzt.
    Der Vizekönig ließ das Taschentuch sinken und lächelte den Offizier auf eine Art und Weise an, die eher einem Zähnefletschen glich und keinerlei Menschlichkeit erkennen ließ. »Tatsächlich? Bringen Sie mir dieses Flugblatt«, sagte er und
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