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Elfen wie Stahl

Elfen wie Stahl

Titel: Elfen wie Stahl
Autoren: Chris Evans
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Vizekönig schloss die Augen und lächelte. Die Dinge hatten sich tatsächlich geändert.
    Â 
    Vier Stunden später stand der Vizekönig zwischen den Ruinen seines Palastes und sah sich suchend nach jemandem um, dem er die Schuld zuschieben konnte. Er atmete tief durch, um sich zu beruhigen, und betrachtete sein neues Heim. Der Palast war kaum mehr als ein Haufen Trümmer aus sonnengetrocknetem Lehm. Der Anblick erinnerte ihn an eine Töpferscheibe, die unbeaufsichtigt gelassen worden war und auf der der feuchte Lehm zusammengefallen und gerissen war, während er zu weichen, formlosen Stücken trocknete.
    Teile von Statuen, die Götter dargestellt hatten, die einst verehrt worden waren, schienen jetzt unter Moosen und Flechten langsam zu ersticken, die sie zersetzten, bis nicht einmal eine Erinnerung an ihre Göttlichkeit übrig blieb. Hatte der letzte Vizekönig tatsächlich in diesem Dreck gelebt? Er dachte darüber nach. Immerhin war der Mann ein Elf gewesen und hatte zu einer Rasse gehört, die angeblich der Natur besonders verbunden war.
    Der Leutnant folgte dem Blick des Vizekönigs. »Der letzte Vizekönig hat sich hier niemals niedergelassen, Euer Gnaden.« Die Stimme des Leutnants zitterte leicht.
    Â»Zweifellos war er immer unterwegs auf irgendeiner Expedition gewesen und hat nach verborgenen Schätzen gesucht«, erwiderte der Vizekönig. Es war kein großes Geheimnis, dass
sein Vorgänger den größten Teil seiner Amtszeit damit verbracht hatte, das Land auf der Suche nach magischen Artefakten umzugraben, wenn er nicht die Elfkynan terrorisierte. Die Suche des Elfs hatte jedoch in der kleinen Garnisonsfestung Luuguth Jor ein übles Ende genommen.
    Â»Angeblich hat er nach Resten der Sterne gesucht, Euer Gnaden. Offenbar wollte er die Stelle finden, wo sie einst gewesen sind. Er hatte Landkarten und Magier und alles andere dabei, was er für den Versuch brauchte, sie zu finden.«
    Der Vizekönig betrachtete den Leutnant zum ersten Mal genauer. Seine Gesichtshaut hatte den Teint eines Wachsspielzeugs, das zu lange in der Sonne gelegen hatte. Alles an ihm schien schlaff, von seinen Augen bis zu seiner Haltung. Er war mittleren Alters, aber nur Leutnant und zum Wachdienst in eine Provinz wie Elfkyna abkommandiert. Auf den Vizekönig wirkte er wie die Personifizierung des heutigen Imperiums: verweichlicht.
    Der Leutnant errötete unter dem scharfen Blick des Vizekönigs. »Ihr kennt gewiss dieses alte Kindermärchen, Euer Gnaden«, fuhr er fort, »dass die Sterne am Himmel eigentlich von der Erde kommen und eines Tages, wenn ein roter Stern auf die Erde fällt, die Welt … na ja, eben endet.«
    Â»Der Oststern?« Der Vizekönig kannte die Legende und hatte auch Gerüchte über die Expedition des Elfs gehört. Damals hatte er es für völligen Unsinn gehalten, Hirngespinste, aber jetzt … »Die Sterne sind Mythen, Lichtpunkte, die nicht mehr Macht besitzen als jene Elfenhexe in ihrem Wald jenseits der Meere.«
    Der Leutnant schüttelte den Kopf, was für diesen Mann beinahe schon ein Zeichen von Tollkühnheit darstellte. »Aber nein, Euer Gnaden. Die Schattenherrscherin existiert tatsächlich. Es gibt sogar etliche, die glauben, dass … dass der letzte
Vizekönig für sie gearbeitet hat, weil er schließlich auch ein Elf von da drüben war, wie …«
    Die Augen des Vizekönigs schienen Dolche zu schleudern, ein Blick, den er vor dem Spiegel perfektioniert hatte.
    Â»Wollen Sie andeuten, dass der Vertreter Ihrer Majestät ein Verräter am Imperium gewesen ist?« Die erste Regel, die er im Diplomatischen Korps gelernt hatte, lautete, niemandem jemals seine wahren Gedanken zu verraten. Niemals.
    Der Leutnant stammelte. Er hatte sich so weit vorgewagt, dass es ihm jetzt beinahe den Atem raubte. »Ich wollte nicht despektierlich sein, Euer Gnaden. Aber als Oberst Osveen ihn getötet hat … «
    Â»Das wäre alles, Leutnant.« Der Vizekönig lächelte den Leutnant erneut mit gefletschten Zähnen an. »Ich schlage vor, Sie konzentrieren Ihre Fantasie lieber darauf, was passieren wird, wenn dieser Palast nicht innerhalb von zwei Wochen bezugsfertig ist.«
    Â»Zwei Wochen?«, stammelte der Leutnant. Sämtliche Farbe wich aus seinem Gesicht.
    Â»Wenn Sie wollen, auch gerne früher. Und nun will ich Sie nicht länger von Ihrer
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