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Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Titel: Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
Autoren: Alfred Bekker
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Sunev, der Gott des Reichtums und des schönen Scheins – und jener dort ist der blindwütige Kriegsgott Arodnap!“ Wir sahen einen Krieger, der sich ein riesiges Stück Fleisch in den Mund zu stopfen versuchte und dem dabei das Fett den Bart hinunterlief.
    „Lasst mich zu ihm!“, rief Delengi. Mergun lachte laut auf.
    „Ihr seid einer seiner Anhänger?“
    „Ich bin ein Abtrünniger! Ich habe meinen Gott verraten und muss ihn um Verzeihung bitten!“
    „Das lasst doch besser bleiben! Arodnap ist zur Zeit nämlich nicht besonders guter Laune. Der letzte Krieg, den er geführt hat, muss wohl nicht so ganz nach seinem Geschmack verlaufen sein. Ihr solltet ihn jetzt besser nicht ansprechen…“
    „Ich kann nicht anders, ich muss! Mein Gewissen lässt mir keine andere Wahl!“
    Und so dränge sich Delengi-al-Brualssm durch die schmatzende Göttergesellschaft, vorbei an Nekardion, dem Gott des Wissens und der Erkenntnis – ein hagerer, bleicher Mann von unbestimmbarem Alter – der ständig von irgendwelchen grauenhaften Experimenten sprach, die durchzuführen er beabsichtigte, vorbei an Myralon, dem katzengesichtigen Totengott, der streng dreinschauenden Tugendgöttin Kebatene und der an ihren sechs, paarweise angeordneten Brüsten leicht erkennbaren Fruchtbarkeitsgöttin Darena’a.
    Dann stand er vor Arodnap, seinem Herrn.
    „Ich bin abtrünnig geworden, oh großer Arodnap! Aber ich war zuvor – und will es wieder sein – der treuste Eurer Diener! Ich …“ Da wandte Arodnap sich zu seinem sterblichen Diener um und brummte unwirsch: „Du wagst es, mich bei der Mahlzeit zu stören, du Wurm?“
     
    Und ehe Delengi noch einen weiteren Atemzug zur Gänze ausgeführt hatte, hatte das Schwert Arodnaps ihn von oben bis unten in der Mitte durch gespalten, so dass das Blut auf das Mahl spritzte.
    Aber das schien hier niemanden zu stören.
    „Niemand kann sagen, dass ich ihn nicht gewarnt hätte“, sagte Mergun dazu.
    *
    Als wir wieder ins Freie auf den Burghof traten, sagte Lakyr grimmig, an Mergun gewandt: „Man sollte Eure ganze Götterbrut mit Stumpf und Stiel ausrotten! Ich habe Schnee und Eis erwartet und Götter gefunden, die die Geschicke der Welt lenken. Ich hätte machtdurstige Kreaturen erwartet, die um Einfluss ringen, die versuchen, sich immer und immer wieder der Herrschaft über die Menschen zu versichern!“
    „Das brauchen wir nicht“, erwiderte Mergun. „Unsere Herrschaft ist solange sicher, wie es Menschen gibt!“
    „Mag sein. Aber zu wissen, dass hier oben ein paar verschrobene Wesen hausen, denen das Schicksal der Sterblichen völlig gleichgültig ist …“
    „Ich verstehe Eure Empörung“, erklärte Mergun. „Ich habe sie einst geteilt und es hat Äonen gedauert, bis ich einsah, dass sie nutzlos war.“
    „Ihr und Euresgleichen, Ihr verdient es nicht, an der Stelle zu sein, an der Ihr steht, Ihr verdient es nicht über die Menschen zu herrschen, weil Ihr keine Verantwortung kennt!“
    „Wir sind nicht schlechter als die Sterblichen, denen wir unsere ewige Existenz verdanken.“
    *
    Was lässt sich diesem Bericht über unsere Reise zum Gipfel des Uytrirran noch hinzufügen? Die beschwerliche Reise zurück nach Palniarak, auf der wir unweit von Darii von Vagabunden ausgeraubt wurden, unsere Ankunft in Palniarak (in Malint machten wir aus einleuchtenden Gründen keinen Halt), wo wir von einer Menschenmenge empfangen wurden, die nicht wusste, ob sie empört oder neugierig sein sollte.
    Die seltsamsten Gerüchte liefen alsbald über unsere Reise um.
    Man glaubte uns nicht, auf dem Gipfel des Götterberges gewesen zu sein.
    Die Vorurteile, der Dünkel – und nicht zuletzt die Furcht, jene Macht, die in Wahrheit über Götter und Menschen herrscht – hinderten meine und Lakyrs Zeitgenossen daran, uns Glauben zu schenken.
    Aber für all jene, die an der Wahrheit interessiert sind, die wirklich wissen wollen, was sich während unserer Reise zum Berg der Götter abspielte und was für eine schreckliche Entdeckung wir dort machten (nämlich, dass die Götter zwar existieren, aber nicht im Geringsten an unserem Schicksal interessiert sind) sind diese Zeilen geschrieben.
     
    Lakyr-a-Dergon glaubte an eine Menschheit, die von der Vernunft
    – und nicht mehr von der Furcht – regiert wird und daher keine Götter mehr braucht. Mag sein, dass diese Vision eines fernen Tages mal Wirklichkeit wird.
    Mit einer Menschheit, die bereit ist, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.
     
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