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Elf Zentimeter

Elf Zentimeter

Titel: Elf Zentimeter
Autoren: Stefan Scheiblecker
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Gefäßschäden, blauen Flecken und zu einer Verengung der Harnwege führen.
    Zunächst zog ich einen Metallring – eigentlich ein Kugellager – über. Damit onanierte ich ein wenig, während ich in einem Pornomagazin blätterte. Als meine Erektion stärker wurde, wechselte ich zur Melk-Massage. Dass sich mein Penis nach wenigen Minuten bläulich verfärbte, hielt ich für eine verschmerzbare Nebenwirkung.
    Erst als es höllisch wehtat, wollte ich den Ring wieder abnehmen. Bloß ging das nicht mehr.
    Nur die Ruhe, dachte ich. Ich versuchte zu ejakulieren, um die Erektion loszuwerden. Keine Chance. Die Schwellkörper pressten offenbar die Harnröhre zu.
    Ich lief ins Bad und kühlte mich mit eiskaltem Wasser. Nichts zu machen. Rasch überzeugte ich mich davon, dass meine Eltern und meine Großmutter schon schliefen, kleidete mich hastig an, rannte hinaus und schwang mich aufs Moped. Unterwegs wurde der Schmerz immer schlimmer. Die Vibrationen im Sattel waren in meinem Zustand unerträglich.
    Im Krankenhaus krümmte ich mich unter Schmerzen mehr als eine Stunde lang im Warteraum, ehe sich der diensthabende Arzt mit einem Kaffeebecher in der Hand meiner annahm.
    Er fragte mich laut, was ich für ein Problem hätte. Ich flüsterte beschämt, dass dieses Problem mit meinem Geschlechtsteil zu tun habe. Im Ambulanzzimmer ging er die Sache dann mit angenehmer Professionalität und einem Gummihandschuh an.
    »Mit Gleitgel bekommen wir das jedenfalls nicht herunter«, sagte er, nachdem er mein bestes Stück leicht mit dem Zeigefinger angestupst hatte.
    Ich musste mich rücklings auf einen Tisch legen. Eine Schwester spazierte herein und grüßte freundlich.
    Der Arzt machte sich mit einer Oszillationssäge ans Werk. Das ist eine Säge, deren Blatt sich so schnell bewegt, dass es zwar harte Gegenstände durchsägt, weiches Gewebe aber unversehrt lässt, weil es mit den schnellen Bewegungen einfach mitschwingt. Wenn einem ein dicker Eisenring den Schwanz abklemmt, lernt man solche technischen Errungenschaften wirklich zu schätzen.
    Der Arzt lobte mich dafür, dass ich unverzüglich ins Krankenhaus gekommen war. Andererseits schalt er mich, weil ich einen so breiten Ring verwendet hatte und nicht zumindest den von einem Schlüsselbund. Er wies mich darauf hin, dass ich in jedem Sex-Shop einen Penisring aus Gummi kaufen könne.
    Die Prozedur dauerte mehr als eine Stunde. Während der Arzt sägte, fragte er mich, was ich eigentlich vorgehabt habe. Ich zierte mich zuerst. Erst als er über einfache und ungefährliche Arten der Masturbation zu reden begann und sich anschickte, mir seine eigenen Praktiken zu schildern, erklärte ich ihm mein eigentliches Motiv.
    »Du findest ihn also zu klein?«, fragte er.
    Ich nickte.
    »Glaubst du denn, andere Männer sind besser bestückt?«
    »Ja.«
    »Aha.«
    »Ich sehe das doch immer nach dem Sport beim Duschen«, sagte ich.
    Die Krankenschwester gab ein Geräusch von sich. Ich hatte ihre Anwesenheit verdrängt.
    »Das ist nicht zum Lachen, liebe Marianna«, sagte der Arzt.
    Ich wurde rot. Die Schwester war hübsch und kaum älter als ich. Vielleicht war sie aus der Gegend.
    »Weißt du, wie tief eine durchschnittliche Vagina ist?«, fragte er.
    »Nein«, sagte ich.
    »Wissen Sie es, Marianna?«
    Das Geräusch, das die Schwester von sich gab, klang jetzt auch für mich eindeutig nach Kichern. Ich vermutete, dass sie ihrerseits rot geworden war.
    »Nicht lachen«, sagte der Arzt zu ihr. »Es sind zehn bis zwölf Zentimeter. Und die empfindsame Zone ist ohnehin eher außen. Sie reicht nur etwa sieben Zentimeter hinein.« Seine blauen Augen wirkten kühl und freundlich.
    Ich seufzte.
    »Hast du ihn schon einmal abgemessen?«, fragte er.
    Ich schwieg.
    »Ah, jetzt wären wir auf der einen Seite durch«, sagte der Arzt und gab der Schwester Anweisungen. Er musste auf der anderen Seite des massiven Rings weitermachen, um ihn abzubekommen.
    »Gleich haben wir es«, sagte er. »Na? Wie viele Zentimeter hat er?«
    »Wer?«, stotterte ich.
    »Du weißt schon.«
    »Zwölf«, sagte ich.
    Das war gelogen. Meine letzte Messung hatte nur knapp elf Zentimeter ergeben, und schon das war eine Frage der Perspektive gewesen.
    »Na bitte«, sagte der Arzt. »Dann ist doch nichts verloren. Zu große Penisse sind sogar oft von Nachteil, hast du das gewusst? Das tut den meisten Frauen weh, weil er dann am Gebärmuttermund anstößt. Außerdem kommt es doch ohnehin mehr auf die Dicke an. Was meinen Sie,
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