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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit
Autoren: J Carey
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gelassen fühlten, hörten seine Worte, und er formte ihren Willen gemäß dem seinen und marschierte gegen seine Feinde. Und so wurde er der, als den Haomane ihn bezeichnet hatte: Fluchbringer, Schicksalsbringer.
    Eine Zeit lang überzogen sie Urulat mit Elend und Verderben und drangen immer weiter nach Westen vor.
    Aber sein Älterer Bruder war listig.
    Haomane der Erstgeborene nahm drei rubinrote Splitter der Souma und schliff aus ihnen Edelsteine der Macht: die Soumanië. Drei Gesandte formte er, sie zu tragen: Ardrath, Dergail und Malthus. Drei Waffen gab er ihnen: den Helm der Schatten, den Speer des Lichts und den Pfeil des Feuers. Und er schickte sie über das Trennende Meer, um ein Heer aus Ellylon und Menschen aufzustellen, das treu ergeben für die Sechs Schöpfer gegen Satoris ziehen würde.
    Fast wäre es gelungen.
    Keine Niederlage, nein. Aber auch kein Sieg.

    Er lebte noch, und der Gottestöter war sein. Dennoch war er erneut verwundet worden, zweimal, und gezwungen, das Feld zu räumen. Aber seine Feinde, die Verbündeten Haomanes, hatten harte Schläge hinnehmen müssen. Zwei Gesandte waren erschlagen, der Pfeil des Feuers verloren, der Helm der Schatten in Satoris’ Hand. Der Krieg war noch nicht vorbei, aber es gab einen Aufschub, während die Zeitalter verstrichen und Haomane seinen nächsten Schlag erwog.
    Satoris konnte nur versuchen, sich zu wappnen.
    Zuerst heilte er die sterbliche Wunde. Das Ellylschwert, das ihn von hinten getroffen hatte, hatte die Sehnen seines Knies durchtrennt. Es hatte ihn überrascht, so sehr, dass er den Dolch fallen ließ. Und was war er ohne den Gottestöter? Ein Schöpfer, aber ohne Macht.
    Getrennt von allen anderen.
    Auch er hatte einmal eine Gabe besessen. Er lächelte bitter, als er sich selbst heilte und die Kraft des Gottestöters nutzte, um seine Sehnen zu spleißen und sein Fleisch zu verdichten. Selbst wenn man ihm diese Gabe gelassen hätte, sie hätte ihm in diesem Kampf nichts genützt. Das war seit langen Zeitaltern schon vorbei, so schnell vergangen wie ein Augenaufschlag.
    Er hatte Haomanes Kindern seine Gabe angeboten.
    Haomane hatte sie abgelehnt.
    Die zweite Wunde war schwerwiegender, denn sie stammte von einer Waffe, die sein Bruder erdacht hatte. Die erste Wunde mochte ihn überrascht haben, die zweite hatte ihn erschreckt. Er sah sie noch vor sich: den Speer des Lichts, dessen Schaft unter dem verhangenen Himmel glänzte. Der Speer führte in einer geraden Linie von der Stelle, an dem der Schmerz in ihm wühlte, von dort, wo die leuchtende, blattförmige Klinge in seiner Seite steckte, zu ihrem anderen Ende. Und dort, beide Hände fest um den Schaft geschlossen, war Malthus, der letzte Gesandte seines Bruders.
    Der Schmerz wurde nur noch von der Pein übertroffen, die er spürte, als er sich die Waffe aus dem Fleisch riss, wie ein Fisch, der sich vom Haken losmacht. Welche Demütigung! Das verblüffte Gesicht
des Gesandten war die ganze Sache beinahe wert. Es gab nur eine Waffe, die Satoris töten konnte.
    Den Gottestöter.
    Beide hatten sie danach gegriffen, gleichzeitig. Nach dem Dolch, jenem Splitter der zersprungenen Souma. Bei der Erinnerung daran verzog er das Gesicht, dann drückte er die rot leuchtende Klinge auf die furchigen Ränder der Wunde an seiner Seite. Dort pulsierte sie, und ein Licht glomm in ihren rubinroten Tiefen. So hatte sie auch pulsiert, als ihrer beider Hände sie packten. Er schloss die Augen und rief ihre Macht. Weit entfernt, auf der anderen Seite des Trennenden Meeres flackerte das Licht der Souma ebenfalls auf. Seine Sippe würde sich nun fragen, was er damit tat.
    Sollten sie es sich doch fragen, sollten sie ihn fürchten. Er nutzte die Kraft, um sich ein zweites Mal zu heilen, doch es war viel schwerer als bei der ersten Wunde. Langsam, Zoll für Zoll, versiegelte er den Stich. Eine Narbe blieb zurück, die blass leuchtete, eine weitere Erinnerung an den Zorn seines Bruders.
    Als es getan war, fühlte er sich erschöpft.
    Nicht alle Wunden konnten geheilt werden.
    Es blieb immer noch die dritte, die unsterbliche Wunde, die an der Seite seines Schenkels, die Oronin ihm mit dem Gottestöter versetzt hatte. Sie schwärte vor Gift und weinte ewiglich Ichortropfen, und wohin diese Tropfen fielen, ward das Land selbst versengt und verändert .
    Dann soll es so sein, dachte er. Ich floh vor dem Zorn meines Bruders, und er entdeckte mich. Ich forderte seine Macht heraus, und er stellte sich mir entgegen. Meine
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