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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter
Autoren: J Carey
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geworden war. »Das hier sind Pferde, die in Finsterflucht gezüchtet wurden und dort aufgewachsen sind, Vetter. Wo bist du auf sie gestoßen?«
    »Am südlichen Rande des Deltas.«
    Tanaros hielt inne und sagte schließlich: »Meine Stakkianer. Die Fährtensucher?«
    »Ich fürchte, so ist es.« In Uschahins Miene lag ein beunruhigendes Mitleid. »Sie haben ein … angemessenes Ende gefunden, Vetter. Ich werde dir später darüber berichten, aber wir müssen fort sein, bevor Haomanes Dämmerung den Himmel berührt, ansonsten kann ich den Durchgang nicht offen halten. Die Nacht ist kurz, und es sind noch … andere Dinge zu bedenken. Kannst du reiten?«
    »Ja.« Tanaros drückte die Schenkel gegen den Rumpf des Rappen. Spürte dessen Bereitschaft, loszulaufen und die im Zwielicht liegende Straße abermals unter den Hufen dahinfliegen zu sehen. Er warf Speros einen raschen Blick zu. Der Mittländer saß bereits auf seinem Pferd und hatte die Augen vor Erregung weit aufgerissen. Tanaros schaute kurz hinüber zu den Gulnagel und sah, wie sie sich bereit machten. Ihre Muskeln spannten sich an den kräftigen Lenden. »Wir sollten uns beeilen.«
    »Anführer?« Einer von ihnen hielt Tanaros’ Helm hoch. »Wollt Ihr ihn haben?«
    »Nein.« Bei dem Gedanken an Wasserlöcher, knapp unter der Erdoberfläche liegende Gräber und Eichhörncheneintopf schüttelte Tanaros den Kopf. »Behalt ihn. Er hat seinen Zweck mehr als erfüllt. Sollen ihn doch die Mittländer finden und sich wundern. Ich brauche ihn nicht mehr.«
    »In Ordnung.« Der Fjel legte ihn sanft an den Rand der Straße.
    Tanaros holte tief Luft und berührte das Schwert an seiner Seite. Sein gebrandmarktes Herz raste, reagierte auf diese Berührung, auf diese Erinnerung an das Feuer des Gottestöters und das Blut des Fürsten. Mit starkem Verlangen dachte er an die Mauern von
Finsterflucht. Er versuchte zu vergessen, dass sie dort war. Eine leise Stimme flüsterte einen Namen mitten in seinen Gedanken, senkte eine Ranke in sein Herz, so zart und zerbrechlich wie das Erschauern einer Mortexigus-Blume. Unter großen Anstrengungen zerdrückte er sie. »Wir sind bereit, Vetter.«
    »Gut«, sagte Uschahin nur. Er hob die Hand, und eine Wolke aus Raben stob wirbelnd von den Feldern auf, sammelte und fügte sich. Der blutbraune Hengst regte sich unter seinem Gewicht; er zitterte und tänzelte. Die Straße, die äußerlich der Straße glich, auf der sie standen, und doch wiederum ganz anders war als diese, lockte mit ihrem silbernen Pfad. »Dann wollen wir losreiten.«
    Heim!
    Das blutfarbene Tier sprang los, und die Raben drängten voran. Hinter ihnen rannten der Graue und der Schwarze. Die Welt geriet ins Taumeln und die Sterne verschwammen – alle außer einem, dem blutroten Stern, der am westlichen Horizont stand. Nun ritten die drei Männer dahin, und zwei von ihnen gehörten zu den Dreien. Das Schlagen der Rabenflügel verschmolz mit dem Donnern der Hufe und dem flinken, gleichmäßigen Tappen der Krallen an den Füßen der Gulnagel.
    Und irgendwo im Norden drang ein einsamer Reiter in die Unbekannte Wüste ein.
    In den Gehöften und Dörfern warfen sich die Mittländer im Schlafe herum und wurden von Albträumen gepeinigt. Die Farbe ihrer Träume veränderte sich. Wo sie zuvor nur ein einziges Pferd, so weiß wie die Gischt, gesehen hatten, sahen sie nun deren drei – Rauch und Pech und Blut.
    Wo sie eine verehrungswürdige Gestalt gesehen hatten – einen Menschen oder so etwas wie einen Menschen – mit einem Juwel auf der Brust, das so klar wie Wasser war, erblickten sie nun ein schattenhaftes, abgewandtes Gesicht, einen rauen Stein, um den sich eine Kinderfaust geschlossen hatte, und berstende Knochen sowie spritzendes Blut.
    Voran und weiter voran ritten sie.

     
    Lilias war seekrank.
    Sie lehnte sich über die Reling des Zwergenschiffes Yrinnas Lohn und spie ihr Essen in die wogenden Wellen. Als ihr Magen gereinigt und leer war, befanden sich ihre Eingeweide noch immer in Aufruhr. Es gab keine Ruhe auf diesen schwankenden Decks; es war ein immerwährendes Auf und Ab. Die Wellen stiegen hoch, fielen, stiegen und fielen und erinnerten sie unablässig daran, dass die Welt, die sie gekannt hatte, untergegangen war. Lilias übergab sich wieder und würgte Galle hoch, bis ihr Hals vor trockener, bitterer Hitze brannte. Es war kein Wunder, dass sie nicht hörte, wie sich der Ellyl hinter ihr näherte.
    »Bitte richtet Euch auf, Zauberin.« Eine kühle Hand legte
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