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Elefantengedaechtnis

Elefantengedaechtnis

Titel: Elefantengedaechtnis
Autoren: António Lobo Antunes
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Munde führen. Entschuldige, daß ich so rede, aber ich bin geradeheraus, bin nicht blöd, weiß, was ich sage, ich meine es nur gut, und außerdem finde ich dich nett, ich kann
dir viel Vergnügen schenken, wenn du mich magst, mich verstehst, mir die Miete bezahlst, ich möchte mich um jemanden kümmern, jemanden haben, der mich ins Kino, ins Café mitnimmt, mir die Miete bezahlt, mich anständig behandelt, meinen Basset mag, mich akzeptiert. Wir beide, du und ich, wir könnten glücklich sein, findest du nicht, wann läßt du nun endlich die zwanzig Piepen rüberwachsen? Hast du Angst, daß das nur Gerede ist? Mein Junge, Leidenschaft, das ist was auf den ersten Blick, da hilft nichts, du gefällst mir, laß mich die Brille aufsetzen, damit ich dich besser sehen, dich noch mehr lieben kann.
    Sie holte erst ein Etui heraus, stopfte es wieder tief in die Tasche (»Mist, das sind die für die Ferne«) und zog aus einem Durcheinander von Papiertaschentüchern, Straßenbahnkarten und zerknüllten Dokumenten ein Paar Brillengläser heraus, die so dick wie ein Kaleidoskop waren, hinter dem die Pupillen, im Glas aufgelöst, verschwanden: Der Psychiater fühlte sich von einem Mikroskop minderer Qualität betrachtet.
    – Meine Güte, bist du jung, riefen die verblüfften Dioptrien aus, du bist ja so alt wie ich, dreiunddreißig, höchstens vierunddreißig, nicht wahr? Ich würde um ein halbes Pfund Entenmuscheln wetten, da irre ich mich nie, wenn das mit dem Fußballtoto auch so wäre, hätte ich schon vor einer Scheißewigkeit eine Boutique am Areeiro aufgemacht, der Mendes hat mir bei den Knochen seines Bruders, der schon unter der Erde liegt, geschworen, mir eine in Penha de França einzurichten, und dann mußten die Kommunisten kommen und uns alles wegnehmen, das alles hier einsacken, und das Projekt ist den Bach runter, aber wenn du glaubst, ich hätte es aufgegeben, dann täuschst du dich mehr als ein Ehemann, denn die
Dóri ist beinhart beharrlich, wenn es um Liebe und Geschäfte geht, bin ich ein scharfer Hund, lasse ich nicht locker, habe ich spitze Zähne. Wo wir gerade dabei sind, wieviel hast du so auf der Bank, nicht über Hunderttausend, na, gesteh es der Dóri, wenn du willst, könnten wir gemeinsam einen Friseurladen aufmachen, Salon Dóri, das würde sich gut machen, findest du nicht, Leuchtbuchstaben draußen, alles dezent, reiche Kunden, handverlesene Angestellte, Hintergrundmusik, Samtstühle, so wie im Kino, ich würde an der Kasse sitzen, denn das Geschäft ist meine starke Seite, ich war zehn Jahre bei der Kurzwarenhändlerin vom Mendes, und die Havaneza de Arroios hat durch mich nie einen Verlust erlitten, sie hat dichtgemacht, weil sie dichtmachen mußte, die Geschäfte verbrauchen sich, verstehst du, das ist wie mit dem Pimmel bei den Männern, deiner muß auch ganz schön abgenutzt sein, du Schlimmer, aber Dóri bringt das wieder in Ordnung, man muß nur auf einer Saite Gitarre spielen können, und dann haben die Lieferanten der Havaneza wie die Raben geklaut, und ich bin zufällig Leal begegnet, einem, der im Radio singt, den kennst du bestimmt, er stand kurz davor, ins Fernsehen zu kommen, er hat mir ein paar schöne Lieder gewidmet, von der romantischen Sorte, ich habe sogar geweint, stellt dir vor, ein Bild von einem Mann, gutaussehend, aber nicht übertrieben, er wurde sogar eingeladen, bei einem Fotoroman in der Crónica mitzumachen, die Geschichte eines Ingenieurs, der der Sohn einer Gräfin ist und das Dienstmädchen der Mutter liebt, die eigentlich die Enkelin eines Marquis ist, es aber nicht weiß, der Marquis lebt in Campo de Ourique in einem Rollstuhl, und ich habe auf ihn eingeredet, du, Leal, nimm das an, nimm den Job an, denn du bist pleite und siehst wie ein Ingenieur aus, aber der Junge hatte seinen
Stolz und war deshalb sauer, wenn es um einen Film gehen würde, antwortete er mir, wenn es um einen Film gehen würde, würde ich es mir überlegen, solange sie mich die Siesta machen lassen, ein indischer Film, er hatte diese Manie mit den indischen Filmen, wer ihn sehen wollte, brauchte nur am Ausgang vom Aviz nach ihm zu suchen, er sah Arturo de Cordoba ähnlich und Tony de Matos, dieselbe Stimme, dieselben ordentlich gekämmten Locken, die Taille so schmal, er trainierte immer dienstags und donnerstags im Ateneu mit Gewichten und Hanteln, in Caxias und am Strand haben ihn die kleinen Mädchen nur so angehimmelt, Mendes hat die Sache hingenommen, er kannte mein Temperament und
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