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Elefantengedaechtnis

Elefantengedaechtnis

Titel: Elefantengedaechtnis
Autoren: António Lobo Antunes
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so geliebt hat wie mich, es dauert ja nur ein paar Monate, bis er sein Leben auf die Reihe gebracht hat, und Mulattinnen, die guckt er gar nicht an, die riechen nämlich schlecht. Noch ein paar Monate, und dann nehme ich die Boeing nach Rio de Janeiro, er ist Doktor der Finanzen und Wirtschaften und wird keine Ruhe geben, bis er eine Anstellung hat, ich habe nämlich noch nie jemanden gesehen, der so kompetent ist wie der Mendes, er arbeitet wie ein Hund, der Gute, obwohl er schwach auf der Lunge ist, aber das ist es nicht allein, da sind seine Höflichkeit, sein Benehmen, die Art, wie er eine Frau behandelt, er errät, was wir wollen, er hat mich nie geschlagen, fast jede Woche gab es Blumen, gab es Schmuck, gab es Abendessen im Comodoro, gab es Kino. Ich habe natürlich zu ihm gesagt, soviel Luxus muß doch nicht sein, mein Schatz, aber der Mendes wußte, daß ich nichts lieber wollte, er kümmerte sich nicht darum, er war ein wahrer Heiliger, ich sehe ihn vor mir, mit seinen richtig schön gepflegten Koteletten (ich habe ihm zu Weihnachten einen Filischeew geschenkt), das Hemd mit der schwarzen Rose makellos, der Lack auf den Nägeln glänzend.

    Pause.
    – Warum tragen Sie eigentlich keine Krawatte aus Naturseide, ein Pepitasakko, Brillcreme auf dem Kopf? Mir ist noch nie ein so schlecht zurechtgemachter, nach Automechaniker aussehender Arzt untergekommen, die Doktoren sollten was darstellen, nicht wahr, wer wird sich denn von so einem bärtigen Psychiater-Popen behandeln lassen? Wenn ich zum Kassenarzt gehe, verlange ich Respekt, Seriosität, man sieht doch den Leuten gleich am Gesicht an, ob sie kompetent sind oder nicht, findest du nicht auch, die richtigen Spezialisten tragen eine Weste, haben silbrige Beemmwees, Häuser mit Lüstern, goldene Wasserhähne, die Fische sind, aus denen Wasser fließt, man kommt bei denen rein und bemerkt gleich das Geld, die Stilmöbel, was macht man heutzutage bloß ohne Geld, nun sag schon, ohne Geld fühle ich mich sterbenselend, das ist mein Benzin, weißt du, wenn man mir meine Krokodilhandtasche wegnimmt, bin ich vollkommen verloren, ich bin Luxus gewöhnt, das ist nun mal so, vielleicht glaubst du mir nicht, aber mein Vater war Veterinärprofessor in Lamego.
    Sie zog eine geschmuggelte Camel aus einer gruseligen, Kaiman imitierenden Papptasche, steckte sie mit einem Feuerzeug aus Bakelit an, das Schildpatt nachahmte. Der Psychiater bemerkte, daß ihre Schuhe mit unglaublich hohen Hacken eine halbe Besohlung brauchten und daß große Falten, denen Schuhcreme fehlte, das Leder auf dem Spann furchten: Schlußverkauf von der Praça do Chile war seine Diagnose. Die Wurzeln der blonden Haarsträhnen wuchsen am Scheitel grau nach, und der Puder versuchte vergebens, die tiefen Runzeln um die Augen und an den weichen Wangen zu verbergen, die in schlaffen Fleischvorhängen vom Kinn herabhingen. Sie hatte
bestimmt die Fotos der Enkel im Portemonnaie dabei (Andreia Milena, Paulo Alexandre, Sónia Filipa).
    – Nächste Woche werde ich fünfunddreißig, erklärte sie frech. Wenn du mir versprichst, einen Smoking anzuziehen, und mich zum Abendessen in ein anständiges Restaurant mitnimmst, das so weit wie möglich vom Caracóis da Esperança entfernt liegt, lade ich dich ein; seit der Mendes weg ist, habe ich eine leere Stelle im Herzen.
    Und, indem sie meine Schulter tätschelte:
    – Ich bin ein sehr gefühlvoller Mensch, verdammt, ich kann nicht ohne Liebe leben. Du verdienst sicher nicht schlecht, oder, die Ärzte nehmen’s doch von den Lebendigen, wenn du dich zurechtmachen, dich kämmen, dir an der Avenida de Roma einen netten Anzug kaufen würdest, könntest du durchaus gut aussehen, obwohl das alles, das Geld, das Aussehen, für mich völlig unwichtig ist, mich interessieren die Gefühle, die Schönheit der Seele, nicht wahr? Ein Mann muß mich nur gut behandeln, mich sonntags nach Sintra ausführen, und schon bin ich glücklich wie ein Kanarienvogel. Ich bin nämlich sehr fröhlich, weißt du, sehr ruhig, sehr häuslich. Ich gehöre zur Sorte Liebe und eine Hütte, mein Schaumbad, meine Beinenthaarung, Anschreiben in der Pastelaria, mehr verlange ich nicht. Hast du mal zweihundert Escudos, die du mir für ein Taxi leihen kannst, denn Züge, was mich betrifft, große Güte, du hast bestimmt zweihundert Escudos, du wirst gut verdienen, bist ein Gentleman, ich kann diese Esel nicht ausstehen, die keine Gentlemen sind, diese Gauner, die ständig Scheiße, fick deine Mutter im
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