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Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Titel: Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor
Autoren: Frank Rehfeld
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über Stunden hinweg aufrechtzuerhalten.
    Gegen Mittag stießen sie auf eine ehemalige Anlegestelle, an der früher vermutlich ein Boot oder eine Fähre gelegen hatte, die mittlerweile jedoch völlig verrottet war. Auch die Überreste einer Brücke, die sie wenige Stunden später erreichten, halfen ihnen nicht weiter. An beiden Uferseiten standen nur noch kaum einen Meter breite Ansätze, alles Weitere war vollständig verschwunden.
    »Glaubst du wirklich, dass das Sinn hat?«, fragte Barlok niedergeschlagen. »Man kann viel über die Nocturnen sagen, aber sie sind keine Dummköpfe. Ich glaube kaum, dass sie eine Brücke übersehen und für uns stehen gelassen haben.«
    »In dieser Gegend scheinen keine von ihnen zu leben«, entgegnete Thalinuel. »Vielleicht sind sie nicht so weit nach Westen vorgedrungen, und es gibt dort doch eine Brücke. Oder wenigstens eine Furt, die würde uns ja auch schon reichen.«
    »Eine ziemlich kleine Hoffnung.« Was Barlok von dem Gedanken an eine Furt hielt, sprach er lieber gar nicht erst aus.
    »Und doch die einzige, die wir haben. Wir sind bereits so weit gekommen, obwohl es unmöglich schien, dass wir es bis hier schaffen würden. Willst du jetzt etwa nur wegen eines Flusses aufgeben?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber vielleicht sollten wir anfangen über … andere Ideen nachzudenken, wie wir auf die andere Seite kommen, wenn wir keine Brücke finden.«
    »Nichts hindert dich daran. Wenn du eine Idee hast, dann nur heraus damit.«
    »Nein«, musste Barlok zugeben.
    »Dann lass uns weitergehen, während du überlegst.«
    Die Nacht verbrachten sie im Schutz einer Gruppe von Büschen. Obwohl sie den ganzen Tag über weder Nocturnen noch Craal noch sonst jemanden zu Gesicht bekommen hatten, wagten sie nicht, ein Feuer anzuzünden. Hunger brauchten sie dennoch nicht zu leiden. Die Gaukler hatten ihnen Brot, Käse und getrocknetes Fleisch für mindestens drei Tage mitgegeben.
    Am nächsten Tag legten sie erneut mehrere Meilen zurück, ehe sie an eine weitere Brücke kamen. Auch sie war zerstört, doch ragte in der Mitte des Flusses noch ein Teil eines hölzernen Pfeilers, auf dem sie einst geruht hatte, aus dem Wasser auf.
    »Ist dir schon eine Idee gekommen?«, erkundigte sich Thalinuel.
    Barlok schüttelte den Kopf.
    »Mir aber«, sagte sie und lächelte. »Wir werden an dieser Stelle hinüberschwimmen.«
    Es war Wahnsinn.
    Der Aloron war nicht nur mehr als dreißig Meter breit, sondern floss mit reißender Geschwindigkeit dahin und war von gefährlichen Stromschnellen durchsetzt. Selbst für einen geübten Schwimmer wäre eine Durchquerung des Flusses lebensgefährlich gewesen. Barlok hingegen konnte nicht einmal schwimmen. Den seinem Volk angeborenen Abscheu gegen Wasser hätte er zur Not überwinden können, aber die bloße Vorstellung, sich in diesen tosenden Hexenkessel hineinzustürzen, erfüllte ihn mit Entsetzen.
    Schäumend und tosend brach sich das Wasser an den im Fluss verstreut liegenden Felsen und ließ Gischt aufspritzen. Es war ein Mahlstrom, der jeden mit sich fortreißen und zerschmettern würde. Kein Elb und erst recht kein Zwerg hätte darin eine Überlebenschance.
    »Du … du bist verrückt!«, keuchte er. »Das schaffen wir niemals!«
    »Doch, das werden wir«, beharrte Thalinuel. Sie griff in ihr Bündel und holte ein zusammengerolltes, etwa fingerdickes Seil heraus. »Und zwar damit. Ich habe mir gleich gedacht, dass wir ein Seil brauchen würden und darauf bestanden, dass man uns eins einpackt. Wir Elben sind gute Schwimmer, und der Pfeiler bietet uns die Möglichkeit, den Fluss in zwei Etappen zu überwinden. Das ist deutlich einfacher, als ihn in seiner gesamten Breite zu durchqueren.«
    »Trotzdem!«, stieß Barlok hervor. »Das ist …«
    »Meine Aufgabe wird die schwerste sein«, fiel sie ihm ins Wort. »Ich werde als Erste zu dem Pfeiler hinüberschwimmen. Für den Fall, dass die Strömung mich abtreibt, musst du mich an dem Seil halten. Sobald ich den Pfeiler erreicht habe, binde ich das Seil dort fest. Dann kannst du dich daran hinüberziehen, Harlan. Du wirst es schaffen, das weiß ich.« Sie blickte Puschel an. »Was wir mit dir machen, weiß ich allerdings nicht so recht. Am besten kriechst du bei Harlan in eine Tasche und …«
    »Mach dir um mich nur keine Sorgen«, behauptete das Fellwesen großspurig. »Was ihr könnt, das kann ich schon lange. Ihr werdet euch wundern.«
    Thalinuels skeptischem Gesichtsausdruck zufolge war sie davon nicht
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