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Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Titel: Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor
Autoren: Frank Rehfeld
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sich der Nocturne ihnen genähert hatte, hatte geglaubt, dieser würde bereits in seinem Wagen schlafen. Zum Schutz gegen das Tageslicht trug der Gaukler wieder seinen langen Umhang, und Barlok war froh, dass sein Gesicht unter der weit vorgezogenen Kapuze verborgen war.
    »Morgen werden wir den Fluss erreichen und an seinem Ufer unser Lager aufschlagen, bevor wir an ihm entlang nach Osten in die dichter besiedelten Gebiete weiterziehen«, fuhr er fort. »Wie ihr ihn überquert, ist allein eure Sache. Ich habe euch hergebracht, wie ich es versprochen habe. Teilt dies den Anführern der Elben mit. Sie mögen daran denken, wenn sie den Sieg erringen sollten und über die Zukunft unseres Volkes entscheiden. Wir sind keine Ungeheuer, wie viele denken, und wir spielen unsere Rolle in diesem Krieg nicht freiwillig.«
    Es gab eine Menge, was Barlok ihm gerne darauf erwidert hätte, doch ohne eine Antwort abzuwarten, schlurfte der alte Mann bereits davon.
    »Ob er weiß, dass sein Volk so oder so zum Untergang verurteilt ist?«, rätselte Thalinuel. »Meine Vorfahren werden die Nocturnen verschonen, aber vielleicht war das keine so große Gnade, wie sie dachten.«
    »Gnade oder nicht, ich bin nur froh, dass es sie in meiner Zeit nicht mehr gibt«, stieß Barlok hervor. »Deine Vorfahren hätten einer ihrer Aufführungen beiwohnen sollen, vermutlich hätten sie dann ein anderes Urteil gefällt.«
    Thalinuel zuckte nur wortlos mit den Schultern.
    Als Barlok am nächsten Morgen bei Tagesanbruch aufstand und ins Freie trat, hatten sie den Fluss tatsächlich erreicht, und er musste feststellen, dass dieser noch breiter war, als er aus der Ferne ausgesehen hatte. Der Anblick trieb ihm einen Schauder über den Rücken. Als Zwerg verspürte er eine tiefsitzende Abneigung gegen Wasser in jeder Form, außer vielleicht zum Trinken, wenn es nichts Wohlschmeckenderes gab. In einen Fluss wie diesen würde er niemals auch nur eine Zehenspitze setzen. Um ihn zu überqueren, konnten sie nur hoffen, dass sie eine noch intakte Brücke fanden oder dass ihnen Flügel wuchsen.
    Thalinuel, Harlan und Puschel erwarteten ihn bereits. Die Elbin trug ein Bündel über der Schulter.
    »Ein paar Vorräte und sonst einige nützliche Sachen, die eine von Urlaks Frauen für uns zusammengepackt hat«, sagte sie. »Gehen wir.«
    »Jetzt gleich, einfach so?«, wunderte sich Barlok, obwohl ihm genau das am liebsten gewesen wäre.
    »Ich glaube nicht, dass die Gaukler großen Wert auf eine Verabschiedung legen. Sie werden nur froh sein, dass sie uns endlich los sind und nicht mehr wegen uns in Gefahr schweben.«
    »Wie du meinst. Und wohin sollen wir uns wenden?«
    »Urlak hat gestern gesagt, dass er mit seiner Sippe in dichter besiedelte Gebiete nach Osten weiterziehen wird. Also sollten wir nach Westen gehen und versuchen, eine Furt oder eine noch einigermaßen intakte Brücke zu finden.«
    Ohne Verzögerung machten sie sich auf den Weg und verließen das kleine Lager der Gaukler. Als die Wagen hinter ihnen zurückblieben, hatte Barlok das Gefühl, eine Last fiele ihm von der Seele.
    In östliche Richtung führte eine gut ausgebaute Straße, wie er beim Aufbruch gesehen hatte. Auch hier hatte es einst eine Straße gegeben, doch wurde sie offenbar nur noch extrem selten benutzt, wenn überhaupt, denn sie war fast völlig zugewachsen. Nach einiger Zeit endete sie ganz oder führte vom Fluss weg, das war nicht zu erkennen. Glücklicherweise war das Ufer hauptsächlich mit üppigem Gras bewachsen, auf dem man gut laufen konnte. Dazwischen ragten nur einige Büsche und vereinzelt ein paar Bäume auf.
    Ganz anders sah es am gegenüberliegenden Ufer aus. Dort wucherte der Wald bis direkt ans Ufer heran, die vorderste Reihe der Bäume streckte ihre Wurzeln sogar bis ins Wasser.
    Barlok kannte den Finsterwald aus Warlons Schilderung seiner Reise zum goldenen Tal der Elben, aber erst jetzt, da er ihn erstmals mit eigenen Augen sah, stellte er fest, wie treffend der Name wirklich war. Die Bäume wuchsen zumindest am äußeren Rand so eng nebeneinander, und durch ihr dichtes Blätterdach drang so wenig Licht, dass sie wirklich eine dunkle Mauer zu bilden schienen.
    Das ebene Land auf dieser Seite des Ufers erleichterte ihnen zwar das Vorankommen, dennoch war Barlok nicht glücklich darüber. Ständig blickte er sich um und musterte seine Umgebung aufmerksam. Sie waren in ihrer wahren Gestalt unterwegs, da es selbst dem Prinzen nicht möglich gewesen wäre, ihre Tarnung
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