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Elbenbiss /

Elbenbiss /

Titel: Elbenbiss /
Autoren: Tonja Züllig
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meine Art von Humor nicht besonders zu mögen. Ich versuchte, die Sache aus ihrer Perspektive zu sehen. Wenn ein Balrog Rose in seiner Gewalt hatte, war das natürlich übel. Immerhin war er ein Feuergeist samt Flammenpeitsche und einer der mächtigsten Feinde der Elben. Nichts Kuscheliges. Besonders Elanor musste das schmerzlich bewusst sein, war doch ihr Vorfahre Feanor in eine Horde solcher Viecher hineingelaufen und prompt von deren Flammen, die ihn von innen heraus verzehrten, qualvoll getötet worden. Ich fragte mich, ob der gute Feanor den Balrog inzwischen vergeben hatte und mit ihnen in Valinor Poker spielte oder, was wahrscheinlicher war, sich endlos langweilte und deshalb angefangen hatte, ins Leben seiner Nachkommen zu pfuschen.
    Auch der liebe Wladimir würde Mühe haben, gegen einen Balrog anzukommen, auch wenn er mir sicherlich weismachen würde, dass sich die allerältesten Vampire nicht mehr vor Feuer fürchteten.
    Und Wolf? Den Schisser konnte man sowieso vergessen. Der zuckte schon zusammen, wenn Manwe oder Varda fauchten. Ich biss mir auf die Unterlippe, um meine ketzerischen Gedanken für mich zu behalten und ernst zu bleiben. Mann, war ich gespannt, wie es nun weitergehen würde.
    »Und was machen wir jetzt?«, konnte ich mir schließlich nicht verkneifen zu fragen, da alle erstarrt waren und sich niemand rührte. »Ich dachte, es eilt.«
    »Tut es auch!«, zischte Elanor. »Fahr so schnell wie möglich weiter. Je länger es dauert, desto stärker wird er in der Nähe des Silima.«
    Ich startete den Wagen. Im Rückspiegel sah ich, dass Wladimir aus dem Fenster starrte. Blutleerer und unglücklicher denn je.
    Wir folgten dem kurvenreichen Waldweg, der bald in eine schmale Straße mündete, und erreichten das von Wladimir erwähnte Tal.
    Jäh befahl mir Elanor, wieder anzuhalten. Als ich den Motor ausschaltete, war ein seltsames, dumpfes Grollen zu hören. Diesmal kam es nicht von Wolf. Es war lauter und irgendwie bedrohlicher. Der Boden unter uns zitterte leicht. Meine Nackenhaare stellten sich auf. Ich schluckte und wandte mich zu Elanor um. Unsere Blicke trafen sich für einen Wimpernschlag, währenddessen mich plötzlich das irrige Gefühl befiel, dass das alles echt war. Dann war es zum Glück vorbei.
    Wolf wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Für mich eine tröstliche Geste.
    »Wir sind da. Es geht los, Jungs«, verkündete Elanor mit seltsam dunkler Stimme.

[home]
Kapitel 5
    W enig später standen die drei neben dem Wagen und steckten die Köpfe zusammen. Ich hatte mich mit verschränkten Armen etwas abseits an die Fahrertür gelehnt und versuchte, die seltsamen Geräusche zu ignorieren, was schwierig war, da sie lauter und unheimlicher zu werden schienen. Zudem musste der Wind gedreht haben. Ein bestialischer Gestank, der mich entfernt an faule Eier, in diesem Fall wohl Straußeneier, erinnerte, malträtierte meinen Geruchssinn.
    Elanors Stimme, die bisher nicht zu hören gewesen war, wurde plötzlich laut und eindringlich. »Du musst es tun, Wolf! Wir können den Balrog nur zusammen besiegen und Rose retten. Ohne dich haben wir keine Chance, und Rose und das Silima sind verloren. Das weißt du. Und überleg doch mal, was das für diese Welt hier bedeuten würde, Wolf! Ein Balrog, der über Silima verfügt!«
    Wolf hatte die Hände zu Fäusten geballt und schüttelte den gesenkten Kopf. Dann warf er ihn abrupt in den Nacken, richtete sich auf und presste die Fäuste gegen seine Schläfen. Gleich darauf sackte er wieder zusammen und schüttelte erneut den Kopf. Mit hängenden Schultern wandte er sich ab. Elanor wollte ihn am Arm zurückhalten, aber er machte sich grob von ihr los.
    Plötzlich stand Wladimir zwischen den beiden und fixierte Wolf, ohne ihn anzurühren. »Wolf, bitte!«, sagte er in einem Tonfall, mit welchem er alles von mir hätte haben können. Elanor blickte atemlos zwischen Wladimir und Wolf hin und her.
    »Bei mir funktioniert das nicht, Fledermaus«, knurrte Wolf und sah ihn dabei an, als ob er ihm gleich den Kopf abreißen würde. Dann wandte er sich ab und verschwand, ohne sich noch einmal umzublicken, zwischen den Bäumen.
    »Wolf! Bleib hier, verdammt! Wir brauchen dich!«, rief Elanor und stampfte hilflos auf den Waldboden.
    Wladimir schaute verstört auf die Stelle, an der Wolf von der Nacht verschluckt worden war. »Er schafft es nicht, Elanor. Er schafft es nicht«, sagte er kläglich.
    In diesem Moment übertönte ein langgezogenes, eindeutig wolfähnliches
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