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Elbenbiss /

Elbenbiss /

Titel: Elbenbiss /
Autoren: Tonja Züllig
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erklären! Zum Beispiel Peanuts wie sexsüchtige Elben, ängstliche Vampire und vegetarische Werwölfe.
    Traute ich dem Professor die Inszenierung einer solchen Schmierenkomödie denn überhaupt zu? Im Prinzip schon. Ja, definitiv. Durchgeknallt genug dafür war er. Andererseits musste das ungeheuer ins Geld gehen. Klar, er verdiente gut, aber hatte er nicht erst letztes Jahr seine Praxisräumlichkeiten renovieren lassen, was sich als ziemlich kostspieliges Unterfangen herausgestellt hatte? Er hatte darauf sogar seine Südamerika-Rundreise verschoben.
    Ich stieg aus dem Wagen und umrundete ihn wie ein verhaltensgestörtes Wildtier. Nach längerem Hin und Her verwarf ich den Gedanken. Ich war nun davon überzeugt, dass der Professor seine Finger im Spiel hatte, dass vermutlich auch Elanor zumindest teilweise eingeweiht war und wusste, wo Rose zu finden war. Dass die Neurosen der drei im besten Fall mithelfen könnten, mein Schreibproblem zu lösen, hatte bei Rafaels Entscheidung, mich zum Kindermädchen zu machen, bestimmt eine Rolle gespielt.
    Ich würde die Sache fortan mit etwas mehr Gelassenheit angehen. Bestimmt wäre es unterhaltsam, den dreien etwas auf den Zahn zu fühlen.

[home]
Kapitel 4
    P ünktlich nach Sonnenuntergang kam Wladimir aus dem Kofferraum gekrochen. Bleich wie eh und je.
    Wolf hockte an seinem angestammten Platz zwischen den zwei Baumstämmen und aß ausnahmsweise einmal nichts. Er hatte meine Beute unmittelbar nach meiner Rückkehr begutachtet und sie sofort um einen beträchtlichen Teil verringert.
    »Wladimir behauptet, du seist ein Werwolf«, sagte ich, an einem Baumstamm in seiner Nähe sitzend.
    Wolf warf der blassen, an der Kühlerhaube des Wagens lehnenden Gestalt, die mit der unvermeidlichen Taschenlampe spielte, einen mürrischen Blick zu, nickte dann aber.
    Das hatte ich erwartet und brachte mich nicht aus dem Konzept. »Werwölfe sind normalerweise keine Vegetarier.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich schon.«
    »Und was ist mit deiner Angst vor Katzen? Nicht gerade wölfisch, oder?«
    »Ich arbeite daran, Mann, aber das braucht Zeit. Als du weg warst, hab ich Elanor dabei zugeschaut, wie sie mit ihnen gespielt hat. Und Varda hab ich sogar berührt, als sie schlief«, gestand er mit rauher Stimme.
    Ich nickte anerkennend und blickte dann gen Himmel. »Heute Nacht wird es sicher richtig spannend.«
    »Wieso?«
    »Na, weshalb wohl. Heute ist Vollmond.« Ich grinste.
    Der beinahe mitleidige Blick, den er mir zuwarf, irritierte mich etwas. Im selben Moment bemerkte ich zudem, dass sein Gesicht bereits wieder von einem stattlichen Bart bedeckt war. Er hatte sich doch heute Morgen rasiert.
    »Du hast echt keine Ahnung«, sagte er leise. »Die allerältesten Werwölfe müssen sich auch bei Vollmond nicht mehr verwandeln. Hat mit Konzentration zu tun.«
    Das war tatsächlich neu für mich. »Dann bist du also so eine Art Mutant. Schick.« Ich konnte ein erneutes Grinsen nicht unterdrücken.
    Da glitt die blasse Scheibe in ihrer ganzen, kühlen Pracht hinter einer Wolkenbank hervor. Ein Zittern lief durch Wolfs Körper. Es schien mir, als ob seine Augen für einen Moment gelblich aufblitzten. Aber das konnte auch das reflektierte Licht von Wladimirs Taschenlampe gewesen sein.
    »Du … lässt mich jetzt besser in Ruhe, Michael. Ich … muss mich konzentrieren«, stieß Wolf gepresst hervor.
    »Aber klar doch, Kumpel, kein Problem«, entgegnete ich gönnerhaft, verzichtete aber darauf, ihm auf die Schultern zu klopfen, und gesellte mich zu Wladimir.
    Der nickte mir kraftlos zu.
    »Gut geschlafen? Wolf muss sich konzentrieren.« Ich rollte spöttisch mit den Augen.
    »Ja, der arme Kerl. Er hasst seinen Wolfsteil. Wegen seiner Phobie hat ihn sein Clan verstoßen. Er hat fast sein gesamtes Leben unter Menschen verbracht und glaub mir, er lebt schon ziemlich lang. Das färbt ab. Eigentlich tut er mir leid.«
    Irgendwie reagierte Wladimir nie so, wie ich es erwartete, und langsam begann mich das zu nerven.
    »Darf ich dich mal was fragen, Wladi? Wieso bleibst du bei deiner Todessehnsucht nicht einfach hier draußen stehen, wenn die Sonne aufgeht? Damit wäre die Sache doch erledigt, oder?«, fragte ich ziemlich giftig.
    Er wandte mir sein bleiches Gesicht zu und sah mich ernst an. »Erstens: Nenn mich bitte nicht Wladi, mein Name ist Wladimir. Zweitens: Denkst du wirklich, eure Namensvetter-Erzengel hätten es uns so einfach gemacht, unserem Schicksal zu entrinnen? Sie haben uns verflucht,
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