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Elantris

Elantris

Titel: Elantris
Autoren: Brandon Sanderson
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geplant.«
Lachend warf Raoden ihm das Fleisch zu.
Galladon fing es begierig auf. Doch obwohl seine Hand sich reflexartig Richtung Mund bewegte, hielt er inne. Sorgfältig ließ er das Fleisch in einer Tasche verschwinden und erhob sich. »Wie soll ich Euch ... wie soll ich dich nennen?«
Raoden stockte. Wahrscheinlich ist es am besten, wenn die Leute nicht gleich wissen, dass ich aus dem Königshaus stamme. »Ach, weißt du, >Sule< finde ich völlig in Ordnung.«
Galladon lachte in sich hinein. »Ein Geheimniskrämer, was? Na, dann wollen wir mal. Es ist Zeit für deine erste große Besichtigungstour.«
Kapitel 2
    Als Sarene von Bord des Schiffes ging, erfuhr sie, dass sie Witwe war. Natürlich waren das schockierende Neuigkeiten, doch nicht so niederschmetternd, wie sie hätten sein können. Schließlich war sie ihrem Ehemann noch nie zuvor persönlich begegnet, ja, als Sarene ihr Heimatland verlassen hatte, waren Raoden und sie lediglich verlobt gewesen. Sie meinte, dass man mit der Hochzeit bis zu ihrer Ankunft warten würde. Zumindest in ihrer Heimat mussten beide Partner anwesend sein, wenn sie miteinander verheiratet wurden.
    »Diese Klausel des Ehevertrags hat mir nie sonderlich behagt, Mylady«, sagte Sarenes Begleiter, eine Lichtkugel von Melonengröße, die neben ihr herschwebte.
Ärgerlich klopfte Sarene mit dem Fuß auf den Boden, während sie den Packleuten zusah, wie diese ihr Gepäck auf eine Kutsche luden. Der Ehevertrag war ein fünfzigseitiges Ungetüm von einem Dokument gewesen, und eine der vielen Bedingungen besagte, dass ihr Verlöbnis auch dann rechtlich bindend war, wenn entweder sie oder ihr Verlobter vor der eigentlichen Hochzeitszeremonie versterben sollte.
»Es ist eine relativ übliche Klausel, Ashe«, sagte sie. »Auf diese Weise wird der einer politischen Eheschließung zugrunde liegende Staatsvertrag nicht ungültig, wenn einem der Beteiligten etwas zustößt. Ich habe allerdings noch nie erlebt, dass man sich auf die Klausel berufen hat.«
»Bis heute«, erwiderte die Lichtkugel mit tiefer Stimme, wobei sie jedes einzelne Wort deutlich aussprach.
»Bis heute«, gab Sarene zu. »Woher sollte ich denn wissen, dass Prinz Raoden im Laufe der fünf Tage sterben würde, die wir gebraucht haben, um das Fjordische Meer zu überqueren?« Sie hielt inne und runzelte nachdenklich die Stirn. »Zitiere die Klausel für mich, Ashe. Ich muss ihren genauen Wortlaut wissen.«
»>Sollte der Fall eintreten, dass der Gütige Domi einen Teil des oben erwähnten Paares vor dem festgesetzten Hochzeitstermin zu sich nach Hause beruft<«, sagte Ashe, »>so gilt die Verlobung als gleichwertig mit einer Eheschließung in sämtlichen rechtlichen und sozialen Belangen.«<
»Hieb- und stichfest, was?«
»Ich fürchte ja, Mylady.«
Geistesabwesend legte Sarene erneut die Stirn in Falten und verschränkte die Arme. Sie tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Wange, während sie weiterhin die Packleute beobachtete. Ein hoch gewachsener, hagerer Mann leitete die Arbeit mit gelangweiltem Blick und resignierter Miene. Der Mann, ein arelischer Hofdiener namens Ketol, war der einzige Empfang gewesen, den König Iadon ihr zugestanden hatte. Es war Ketol gewesen, der ihr »die bedauerliche Nachricht« mitgeteilt hatte, dass ihr Verlobter »unerwartet an einer Krankheit verstorben« sei, während sie unterwegs gewesen war. Er hatte die Erklärung in demselben teilnahmslosen, desinteressierten Tonfall abgegeben, in dem er den Packleuten Befehle erteilte.
»Also laut Gesetz«, stellte Sarene klar, »bin ich jetzt eine arelische Prinzessin.«
»Richtig, Mylady.«
»Und die verwitwete Braut eines Mannes, dem ich nie zuvor begegnet bin.«
»Auch das ist richtig.«
Sarene schüttelte den Kopf. »Vater wird sich kaputtlachen, wenn er von der Sache Wind bekommt. Das wird mir noch ewig nachhängen.«
Verärgert pulsierte Ashe ein wenig. »Mylady, der König würde ein solch ernstes Ereignis niemals auf die leichte Schulter nehmen. Der Tod von Prinz Raoden hat die königliche Familie von Arelon zweifellos in großen Kummer gestürzt.«
»Ja. Sogar in so großen Kummer, dass sie sich nicht einmal dazu überwinden konnten, ihre neue Tochter zu begrüßen.«
»Vielleicht wäre König Iadon persönlich gekommen, wenn er im Vorhinein von unserer Ankunft gewusst hätte ...«
Sarene blickte finster drein, doch das Seon hatte nicht ganz unrecht. Ihre frühzeitige Ankunft, etliche Tage vor den eigentlichen Vermählungsfeierlichkeiten, war
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