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Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Titel: Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)
Autoren: Bärbel Wardetzki
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zu baden und seine Kleider zu verbrennen. Frau Pearce entrüstet sich über die beiden Junggesellen: »Man kann ein Mädel doch nicht so wie einen Kieselstein am Strande auflesen.« Ob er sich Gedanken darüber gemacht habe, was nach Abschluss des Experiments aus dem Mädchen werde, fragt sie Higgins. Der versteht nicht, was sie meint. Als Oberst Pickering ihn fragt: »Glauben Sie nicht, Higgins, dass das Mädel auch etwas empfinden könnte?«, antwortet er gereizt: »O nein, das glaub ich nicht. Keinesfalls hat es Gefühle, über die wir uns Gedanken zu machen brauchen.«
    Nach einigen Wochen kündigt Henry Higgins seiner 60-jährigen Mutter den Besuch seiner Schülerin an. Eliza spricht sehr gepflegt und achtet darauf, nichts Falsches zu sagen. Dann aber passiert es doch: »Meine Tante starb an Influenza, so hieß es. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass man die alte Frau abgemurkst hat.«
    Nach dem Besuch wirft Frau Higgins Oberst Pickering und ihrem Sohn vor, sich keine Gedanken über Elizas Zukunft zu machen: »Ihr seid aber wahrhaftig zwei rechte Kinder. Ihr spielt mit einer lebendigen Puppe.«
    Professor Higgins lehrt Eliza zwar korrekt zu sprechen, aber wie man sich in gehobenen Kreisen benimmt, schaut sie zum Glück nicht ihm, sondern dem höflichen Oberst Pickering ab, zu dem Eliza einmal sagt: »Sehen Sie, wenn man davon absieht, was ein jeder sich leicht aneignet: sich anziehen, richtige Aussprache und so weiter, dann besteht der Unterschied zwischen einer Dame und einem Blumenmädchen wahrhaftig nicht in ihrem Benehmen, sondern darin, wie man sich gegen sie benimmt.« Higgins aber weist sie auf etwas hin, was ihn von Pickering unterscheide: Während dieser ein Blumenmädchen wie eine Herzogin behandele, verhalte er sich gegenüber einer Herzogin nicht anders als gegenüber einem Blumenmädchen: »Das große Geheimnis besteht nicht darin, Eliza, ob man schlechte oder gute oder ganz besondere Umgangsformen hat, sondern nur darin, dass man für alle menschlichen Wesen die gleichen Umgangsformen an den Tag legt.«
    Schließlich naht der Tag, an dem Higgins das umerzogene Blumenmädchen bei einem Gartenfest, einem Dinner und in der Oper als Herzogin ausgibt. Eliza macht ihre Sache so gut, dass er schon befürchtet, sie werde auffallen. »Weißt du«, sagt er zu Oberst Pickering, »es gibt viele echte Herzoginnen, die es überhaupt nicht treffen. Sie sind so dumm zu glauben, dass der Stil bei Leuten ihres Ranges von selber käme und so lernen sie ihn niemals.« Er gewinnt die Wette. Auf den Gedanken, Eliza zu loben und sich bei ihr zu bedanken, kommt er nicht. Wütend wirft sie ihm deshalb zu Hause die Pantoffeln an den Kopf: »Zwischen Ihresgleichen und meinesgleichen kann von Gefühlen keine Rede sein.« Noch in derselben Nacht läuft sie davon, und am nächsten Morgen sucht sie bei Frau Higgins Zuflucht.
    Eliza wirft Higgins vor, immer nur an seine Wette gedacht, sich aber nie um sie gekümmert zu haben. Welche Unannehmlichkeiten ihr daraus entstünden, sei ihm gleichgültig. Higgins verteidigt sich: »Wäre die Welt jemals erschaffen worden, wenn ihr Schöpfer Angst vor den unangenehmen Folgen gehabt hätte?« Eliza würde gern wieder Blumen auf der Straße verkaufen, aber sie weiß, dass dies nicht mehr möglich ist. In die gehobene Gesellschaft gehört sie jedoch trotz ihrer geschliffenen Sprache und des über ihren Vater hereingebrochenen Geldsegens ebenso wenig. Sie ist deklassiert, sozial entwurzelt.
    Im Nachwort verrät George Bernard Shaw, dass Eliza Doolittle und Freddy Eynsford Hill heirateten und im Gewölbe eines Bahnhofes unweit des Victoria-und-Albert-Museums ein Blumengeschäft eröffneten. Anfangs blieb ihnen kaum genug, um davon zu leben, aber sie büffelten abends Buchhaltung, bis sie auch davon so viel verstanden, dass sie ihr Geschäft erfolgreich führen konnten.
    Zit. nach Inhaltsangabe und Kommentar: © Dieter Wunderlich 2002

Die Geschichte von Pygmalion nach Ovid
    Die Geschichte von Pygmalion geht auf die antike Fassung von Ovid zurück (Metamorphosen Buch 10, Vers 243 ff). Hier eine kurze Zusammenfassung:
    Der Künstler Pygmalion von Zypern ist aufgrund schlechter Erfahrungen mit Frauen, die sich prostituierten, zum Frauenfeind geworden und lebt nur noch für seine Bildhauerei. Ohne bewusst an Frauen zu denken, erschafft er eine Elfenbeinstatue, die wie eine lebendige Frau aussieht. Er behandelt das Abbild immer mehr wie einen echten Menschen und verliebt sich schließlich in
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