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Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Titel: Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)
Autoren: Bärbel Wardetzki
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Partner Sicherheit, denn es liefert die verlässliche Basis, die narzisstischen Beziehungen häufig fehlt. Die Beziehung ist dann kein Spiel mehr, sondern wird von beiden ernst genommen.

Das Zauberwort
    Sind die Paare erst einmal in einem alten Muster verhaftet, ist ein Dialog in der Regel nicht möglich, denn die Partner prallen mit ihren gesamten Emotionen aufeinander. In diesem Fall ist es wichtig, die Heftigkeit zu stoppen, um einen möglichen destruktiven Streit zu vermeiden, der alles nur schlimmer macht.
    Das alte Muster war bei Johanna und Sebastian folgendes: Johanna spricht Sebastian an, weil sie durch sein Verhalten verletzt ist, er fühlt sich sofort kritisiert und zieht sich gekränkt zurück. Sie steht wie vor einer Wand und explodiert irgendwann, woraufhin er sich noch mehr abschottet.
    Was hilft, um das destruktive Muster zu stoppen?
    • Erkennen Sie, dass Sie in einer altbekannten Konfliktsituation sind.
    • Machen Sie ein »Zauberwort« aus, das einer von beiden spricht, wenn Sie merken, dass Sie in einem bekannten destruktiven Muster verfangen sind. Spricht einer das Zauberwort, müssen sich beide daran halten, nicht weiterzumachen. Reden Sie über etwas anderes und verschieben Sie die Klärung auf einen späteren Zeitpunkt. In der Rückschau können Sie erforschen, wer wodurch getriggert wurde und was Sie in diesem Moment gebraucht hätten. So ein Zauberwort sollte lustig sein, vielleicht etwas absurd, um der Situation die existenzielle Schwere zu nehmen. Ein Paar fand das Wort »Bratpfanne«, weil es sie an einen Streit erinnerte, über den sie heute beide herzhaft lachen können und in dem die Bratpfanne eine wichtige Rolle spielte. Sie könnten aber auch »Spinat« wählen oder »Blumenkohl« oder »Regenschirm«. Völlig egal. Nur wirken sollte es.
    • Erst, wenn sich die Gemüter abgekühlt haben, können Sie anfangen, über sich zu sprechen und sich gegenseitig zuzuhören. Vermeiden Sie Wertungen, denn hier gibt es kein Richtig oder Falsch. Hören Sie nur zu, ohne gleich zu handeln oder sich zu rechtfertigen. Das Ziel ist, Verständnis für den anderen zu entwickeln statt lautstarker Streitereien oder Rechthaberei.
    • Die Schwierigkeit bei narzisstischen Paaren ist, dass eine Innenschau und Selbstreflexion aus zwei Gründen fast unmöglich ist. Zum einen müssten sie sich Fehler eingestehen, was ihr Selbstbild trübt. Zum anderen haben sie ein Defizit, sich wahrzunehmen, und schämen sich, ihre Gefühle und Wünsche dem Partner/der Partnerin preiszugeben. Das macht sie verletzlich und hilflos. Sicherlich hat diese Scheu, sich emotional mitzuteilen, mit negativen Erfahrungen zu tun, wie früher ihre Gefühle beantwortet wurden. Bietet die jetzige Situation jedoch genug Sicherheit, können sie wagen, sich zu öffnen. Ansonsten sollten sie sich professionelle Unterstützung holen, um sich zu schützen.

Der liebende Blick ist nicht eitel
    Den liebenden Blick haben wir schon bei Ovid kennengelernt. Er ist beziehungs- und liebesstiftend. Statt im narzisstischen Sinne nur darauf zu achten, was am anderen falsch oder richtig, hässlich oder schön ist, verkörpert der liebende Blick keine Wertigkeit, sondern Zugewandtheit. Nicht das perfekte Aussehen schafft Liebe, sondern die Art, wie ich jemanden betrachte.
    Wie viele Paare schauen sich seit langem nicht mehr direkt in die Augen! Sie schauen aneinander vorbei, sehen sich nicht, beurteilen sich nur. Der liebevolle Blick geht über die eigene Person hinaus in die Zweiheit, zum anderen, den wir brauchen, um wir selbst zu werden, der uns aber auch erweitert. Im narzisstischen Horizont gibt es nur das Ich oder die Verschmelzung, nicht das Wir. Und das macht narzisstische Beziehungen so schwer oder sogar unmöglich. Gelingt es, dieses Wir herzustellen, diesen liebenden Blick auf den anderen zu entwickeln, eröffnen sich neue Welten. Dieses Wir, das Einlassen auf den anderen, ist der Schlüssel. Ich habe es immer wieder während meiner psychotherapeutischen Arbeit erlebt, wie durch ein verständnisvolles Miteinander, einen wohlwollenden Blick auf den anderen die perfekte äußere Fassade bricht und sich der Teil des Menschen zeigt, den er bisher immer verborgen hat. Wenn er seinen Schmerz, seine Ängste, seine Sehnsüchte und seine Liebe zulässt und spürt, ist das sehr anrührend und geht zu Herzen. Dieser Mensch wird weicher, sein Gesicht öffnet sich, der Blick sucht die anderen und es entsteht Verbundenheit. Vielleicht mauern sich
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