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Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Titel: Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)
Autoren: Bärbel Wardetzki
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Gefühle hat und ein bindungsängstlicher Sebastian jede Frage schon als Forderung hört, so lange werden sie sich nicht verständigen können, weil sie auf ihre gegenseitigen Vorstellungen, Befürchtungen und Projektionen reagieren. Das verstärkt Johannas Angst, zu fordernd zu sein und Sebastian damit zu vertreiben, was bisher auch meist passierte. Und Sebastian wird sich noch mehr zurückziehen aus Angst, sonst vereinnahmt zu werden. Das Grundproblem dabei ist, dass jeder nicht auf sich selbst schaut, sondern auf den anderen: Johanna ist mehr im Kontakt mit der erwarteten Reaktion von Sebastian als mit ihren Vorstellungen und Gefühlen. Und Sebastian entfernt sich von sich durch den Blick auf Johanna, was sie wohl von ihm wollen könnte. Wobei ich hinzufügen möchte, dass die Rollen von Johanna und Sebastian genauso gut andersherum denkbar sind. Und obwohl beide ihre Aufmerksamkeit auf den anderen richten, sind sie dennoch nicht mit diesem in Kontakt. Denn sie schauen nicht wirklich auf den anderen, sondern mehr auf ihre eigenen Befürchtungen und Ängste. Ihre Art, auf den anderen zu schauen, bedeutet nicht Interesse für dessen Wohlergehen, sondern stellt Kontrolle dar. Es ist der selbstbezogene Versuch, die eigene Haut zu retten.
    Zur Lösung dieses Problems gehört, zuerst den Kontakt zu sich selbst herzustellen und wahrzunehmen, was jeder braucht und will bzw. nicht will. Was ihnen wichtig ist, welche Gefühle sie zu ihrem Partner/ihrerPartnerin haben und was sie bisher alles verschwiegen haben.
    Am Beispiel von Johanna und Sebastian sehen Sie deutlich, wie entscheidend es für eine Beziehung sein kann, über das zu sprechen, was wichtig ist, Wünsche zu äußern und Grenzen zu setzen. Das gilt im Grunde für jedes gute Zusammenleben. Die Alternative dazu kann nur sein, nichts zu sagen und sich gekränkt aus dem Kontakt zu ziehen, es dem anderen aber irgendwann heimzuzahlen. Das führt unweigerlich zum Unfrieden mit dem anderen und mit sich selbst. Unfrieden aber macht Spannungen, die unterschwellig den Kontakt vergiften. Wenn Sie nicht sagen, was Sie wollen und nicht wollen, können Sie nur hoffen, dass es der andere irgendwann von alleine merkt. Doch darauf haben schon Heerscharen vergebens gewartet.
    Beziehung ist ein Sich-Aufeinander-Beziehen und das geht nur, wenn beide miteinander kommunizieren, sei es verbal oder nonverbal. Und das gelingt umso besser, je mehr Sie in Kontakt mit sich sind, sich ernst nehmen, Ihre Gefühle, Wünsche und Grenzen beachten und wertschätzen.
    Das bedeutet konkret:
    • Sprechen Sie über das, was Ihnen wichtig ist, und äußern Sie Ihre Wünsche.
    • Setzen Sie Grenzen, wo Sie das Verhalten des anderen nicht akzeptieren können/wollen.
    • Wehren Sie sich gegen verletzendes Verhalten des/der anderen. Sie müssen nicht alles hinnehmen.
    • Stehen Sie zu sich und dem, wie Sie sind.
    • Fragen Sie nach, statt das Verhalten oder die Worte des anderen zu interpretieren.
    • Entwickeln Sie Einfühlung und Interesse für Ihr Gegenüber.
    • Vermeiden Sie Manipulation, Rache und Neid.
    Diese Vorschläge mögen Ihnen vielleicht etwas simpel vorkommen, sie beinhalten aber, dass Sie anfangen, Ihren Blickwinkel zu verändern und autonom zu werden. Autonomie bedeutet, dass Sie entscheiden, wie Sie Ihr Leben gestalten wollen. Keiner kann Ihnen das vorschreiben, auch der Partner/die Partnerin nicht. Es geht nicht darum, egozentrisch nebeneinanderher zu leben, sondern egoistisch im Sinne von »auf mich bezogen«, selbstbestimmt zusammen zu sein. Wenn jedem das Recht gegeben ist, seinen Freiraum zu haben und seine Wünsche zu erfüllen, erhöht es die Zufriedenheit der Partner. Braucht einer von beiden mehr Freiraum als der andere, muss das nicht Lieblosigkeit bedeuten, sondern kann Anlass geben, um sich über das Thema Nähe und Distanz auszutauschen. Unvereinbare Positionen können letztlich nur akzeptiert werden, doch gibt es einen Spielraum, in dem Kompromisse und Absprachen wirken. Das geschieht dadurch, dass Sie den Wünschen des anderen entgegenkommen und zwar so weit, wie es für Sie akzeptabel ist. Wenn jeder sagen kann, was er braucht, und das Gegenüber die Freiheit hat, diesen Wunsch zu erfüllen oder abzulehnen, wird der Anpassungsdruck sinken. Die Freiheit, Ja und Nein sagen zu können, schafft oft ungeahnte Nähe, weil es die Angst nimmt, manipuliert zu werden, die eine Grundangst von narzisstischen Menschen ist.
    Auch das klare Ja zur Beziehung schafft für beide
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