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Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Titel: Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)
Autoren: Bärbel Wardetzki
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bekommen oder wenn, dann nur im Streit als Vorwurf. Das minimiert die Selbstachtung und verstärkt den Widerstand, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Wohlwollende Konfrontation dagegen hat eine Chance, angenommen zu werden. Sie beruht auf »narzisstischer Unterfütterung«, auf dem Anerkennen der Person, ihrer Stärken, Kompetenzen und positiven Seiten. Auf diese Weise wird ein Boden bereitet für Vertrauen, weil es dem Gegenüber das Gefühl gibt, trotz Kritik nicht abgelehnt, sondern angenommen zu werden. Und genau das ist der sehnlichste Wunsch von Menschen. Wenn er erfüllt wird, ist es möglich, sich gemeinsam den Schwächen zuzuwenden, ohne das Selbstwertgefühl zu stark anzugreifen.
    Zur konstruktiven Konfrontation gehören auch klare Absprachen über den Ablauf der Therapie wie Einhalten der Termine, Pünktlichkeit, pünktliche Zahlung der Rechnungen etc. Narzissten neigen in ihrer Grandiosität dazu, uns ihre Bedingungen aufdrücken zu wollen. Nach dem Motto »Ich bin ein besonderer Klient, ich erwarte eine besondere Behandlung!« Wenn Therapeuten sich breitschlagen lassen, Termine außer der Reihe zu vergeben, also an Tagen oder zu Zeiten, zu denen sie gewöhnlich nicht arbeiten, dann sind sie im Bann des fremden Selbst. Sie laufen Gefahr, sich von außen definieren zu lassen, wie sie ihre Therapeutenrolle umzusetzen haben. Daraus resultieren bei den Therapeuten Vorsicht, Unsicherheit und der Zweifel, nicht kompetent genug zu sein. Stellen sich diese Gefühle und negativen Gedanken beim Therapeuten ein, ist es an der Zeit, sich Supervision zu holen, um aus der Dynamik auszusteigen, die der Klient/die Klientin unbewusst inszeniert.
    Die narzisstische Dynamik umfasst die Themen Macht, Ohmacht, Kontrolle und Konkurrenz. Die Klienten werden vermeiden, Macht abzugeben, und versuchen in allem, was passiert, die Kontrolle zu behalten. Das ist für sie vor allem am Beginn der therapeutischen Arbeit notwendig, um die Funktionsfähigkeit ihrer Person aufrechtzuerhalten. Kontrolle muss jedoch dort enden, wo sie den Fortgang der gemeinsamen Arbeit behindert. Vor allem im Coaching, wenn es nicht um Therapie, sondern um Beratung und Reflexion eigenen Handelns geht, treten die Klienten in ihrer Berufsrolle an. Haben sie eine einflussreiche Stellung mit hoher Entscheidungsbefugnis und Macht, werden sie als solche auch im Coaching bestimmen wollen, wie es abzulaufen hat. Im Grunde machen sie dann dasselbe, was sie auch außerhalb unserer Praxis tun. Doch nur, wenn sie den Generaldirektor oder die Managerin vor der Tür lassen und als die kommen, die sie sind, können sie etwas verändern. Auch Personen aus dem therapeutisch-beraterischen Umkreis, Coaches oder Supervisoren, haben es nicht leicht, sich auf einen persönlichen Prozess einzulassen, weil sie jetzt sozusagen auf der anderen Seite sitzen. Das kann im schlimmsten Fall als Kränkung erlebt werden, weniger als Hilfe.
    Prüfen und Testen des Gegenübers, Konkurrenz im Sinne von Besser-sein-Wollen als der andere, niederschmetternde Abwertung oder in den Himmel-gehoben-Werden sind narzisstische Themen im Kontakt. Da verwundert es nicht, dass Therapeuten und Coaches die Arbeit mit narzisstischen Klienten oft als schwierig und anstrengend empfinden. Denn es ist eine Herausforderung an die Stabilität unseres eigenen Selbstsystems, nicht in einen Konkurrenz- oder Machtkampf mit den Klienten einzutreten, auch wenn sie ihn anbieten. Wenn wir von uns und unserer Arbeit überzeugt sind, dann werden wir durch Kritik nicht so schnell getroffen. Allerdings wirkt die Abwertung oder die Idealisierung auch bei Therapeuten. Nicht in sie einzusteigen ist oft schwierig. Erschwerend kommt hinzu, wenn Klienten und Therapeuten unterschiedlichen Geschlechts sind. Männer haben häufig mehr Widerstand, sich von einer Frau etwas sagen zu lassen als von einem Mann. Somit ist der Kontakt mit narzisstischen Männern für mich als Therapeutin in der Regel schwieriger als mit Frauen. Umgekehrt können narzisstische Klientinnen den männlichen Kollegen mit Verführung auf die falsche Fährte führen und auf diese Weise von sich ablenken.
    Es gibt sogenannte »Beziehungstests«, denen Therapeuten unterworfen werden. Sie sollen den Klienten zeigen, ob wir sie ernst nehmen, respektieren und als gleichwertig behandeln. 49 Nur dann können sie Vertrauen aufbauen und sich einlassen. Das tun alle Menschen mehr oder weniger bewusst. Im Rahmen der narzisstischen Dynamik bezieht sich der Test
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