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Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Titel: Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)
Autoren: Bärbel Wardetzki
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Beziehung. Ihre Vorstellung ist, dass die Partnerschaft sich positiv verändert, wenn sie sich ändern. Da sie die Schuld für die gemeinsamen Probleme vorwiegend bei sich selbst suchen, glauben sie, die Beziehung retten zu können, wenn sie sich anders verhalten, nicht so empfindlich sind, selbstbewusster werden und sich besser abgrenzen.
    Leider erweist sich dieser Wunsch in den meisten Fällen als Trugschluss. Wenn der Partner nicht mitmacht, wird es zu keiner dauerhaften Lösung kommen. Trotzdem ist der Schritt in die Therapie nicht nutzlos, denn er setzt ein Signal, dass es so, wie bisher, nicht weitergehen kann. Die Therapie, Beratung oder das Coaching führen zu mehr Klarheit über sich selbst, über die Beziehung und die Partnerin/den Partner. Der eigene persönliche Prozess, der stattfindet, ist eine Hilfe, sein Leben anders und erfüllter zu gestalten. Wenn Sie diesen Weg nicht für Ihren Partner/Ihre Partnerin einschlagen, sondern für sich selbst, werden Sie profitieren und eventuell sogar eine Lösung für Ihre Beziehungsfrage finden. Ob sie darin besteht, dass Sie sich trennen, eine vorübergehende Beziehungspause einlegen oder sich entscheiden, zusammenzubleiben, ist im Vornhinein nicht abzusehen. Ihre Verhaltensänderung bewirkt zumindest, dass »etwas« anders wird und das hat Auswirkungen auf Sie beide:
    • Im positiven Fall lässt sich Ihre Partnerin/Ihr Partner mit Ihnen zusammen auf etwas Neues ein.
    • Im negativen Fall lehnt sie/er alles ab, was mit Therapie zu tun hat.
    »Hast du diese Idee schon wieder von deiner Therapeutin?« heißt übersetzt: »So ein Quatsch, da mach ich nicht mit. Ich lass mir doch nicht vorschreiben, wie ich mein Leben zu leben habe!« Mit dieser Haltung wird sich nichts zum Guten wenden, im Gegenteil, das alte Beziehungsmuster wird sich nur noch verstärken. Und der Graben zwischen Ihnen beiden wird immer tiefer.
    An einem solchen Punkt entschloss sich Johanna, sich von Sebastian zu trennen. Sie hatte es satt, ständig auf seine Launen Rücksicht zu nehmen, sich nach seinen Stimmungen zu richten, ihn wie ein rohes Ei zu behandeln und auf so vieles zu verzichten, was sie sich von einem Partner wünschte. Alle Appelle an ihn, mehr Einfühlung zu zeigen, mehr Gemeinsamkeit herzustellen, sich ihr zu öffnen und nicht nur an sich zu denken, waren verhallt, und er änderte nichts. Ihre Gefühle für ihn lagen allmählich auf Eis, und es schien keinen Weg zu ihm zurück zu geben. Als sie ihm eröffnete, dass sie sich trennen wolle, bemühte er sich plötzlich mehr um sie und zeigte ihr, wie sehr er unter einer möglichen Trennung leiden würde. Aber alle seine Versuche, mehr Nähe herzustellen, fanden bei Johanna keinen Widerhall mehr. Sie gab ihm zwar noch eine Chance, aber eher halbherzig. Als sie nach Wochen wieder einmal bei ihm übernachtete und er sich einfach umdrehte und einschlief, war bei ihr das Maß voll. Doch statt wie früher neben ihm zu liegen, zu leiden und sich mies zu fühlen, weckte sie ihn auf und konfrontierte ihn mit seinem Verhalten: »Genau das ist es, was mich wahnsinnig macht. Statt mich in den Arm zu nehmen, legst du dich einfach hin und pennst weg. Da kann ich genauso gut heimgehen.« Sie stand auf und zog sich an. Doch an der Tür zögerte sie, weil es für sie nicht passte, im Zorn einfach zu gehen, wie sie es schon so häufig getan hatte. Sie kehrte um, und statt ihm Vorwürfe zu machen, sagte sie ihm, wie es ihr im Moment geht, was sie vermisst und was sie so traurig, wütend und verzweifelt macht. Er hörte ihr zu und war sehr aufmerksam. Es war, als verstehe er plötzlich, was sie ihm schon immer zu erklären versuchte. Die Klarheit, mit der sie zu ihm sprach und die Angst, sie am Ende wirklich zu verlieren, rüttelten ihn wach. Nicht Vorwürfe kamen bei ihm an, sondern die Direktheit ihrer Empfindungen und Aussagen. Am Ende kamen sie überein, eine Paartherapie zu beginnen, da sie es allein nicht schaffen würden.
    In diesem Fall war es Johanna, die durch ihr Verhalten einen Wandel hervorrief. Sie hatte in ihrer eigenen Therapie gelernt, mehr auf sich zu hören und Sebastian nicht mehr zu schonen. Ihre Angst, er könne sich eine andere Partnerin suchen, hatte sie bisher davon abgehalten, ihm klar zu sagen, was sie will und was sie nicht mehr bereit ist, auszuhalten. Doch ihre Direktheit führte, entgegen ihrer Befürchtung, zu einer positiven Entwicklung.

Dialogbereitschaft
    Solange Johanna keine Sprache für ihre Bedürfnisse und
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