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Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Titel: Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)
Autoren: Bärbel Wardetzki
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und meistert ihr Leben. Nur Beziehungen sind ihr Problem. Bisher sind alle Partnerschaften zerbrochen, denn entweder sind die Männer gegangen oder sie hat sich abrupt getrennt. Die Dauer der Beziehungen wurde immer kürzer und die Verzweiflung bei der Trennung immer größer. Denn jede Enttäuschung aktivierte die alten Wunden und rührte an dem Gefühl, als Frau versagt zu haben. Die Partner, die sie sich wählt, entsprechen einem bestimmten Muster: Sie müssen attraktiv sein, einen guten Beruf haben so wie sie, dürfen finanziell nicht von ihr abhängig sein und müssen charmant und intellektuell sein. Da »die biologische Uhr tickt«, wie sie es nennt, wird es Zeit, einen Mann für sich und einen Vater für ihr Kind zu finden. Der Zeitdruck, unter dem sie steht, ist sicherlich nicht förderlich, um sich nicht in die nächstbeste Beziehung zu stürzen und wieder enttäuscht zu werden.
    Sie forciert die Suche, zugleich ist sie aber aufgrund ihrer bisherigen Beziehungserfahrungen sehr misstrauisch. Besonders belastet sie die Erinnerung an ihren letzten Freund, den sie liebte und mit dem sie sich eine gemeinsame Zukunft vorstellte, der sie aber von einem Tag auf den anderen verließ. Das sollte ihr nicht wieder passieren.
    Wie könnte sie das verhindern? Entweder den idealen Mann finden oder sich auf keinen mehr wirklich einlassen. Woran erkennt sie den idealen Mann? Er gibt ihr all das, was die anderen nicht konnten: Er liebt sie bedingungslos, versteht sie immer, geht auf sie ein, kann sich in sie einfühlen und enttäuscht sie nicht. Auch sollte er mit ihr so viele Gemeinsamkeiten haben, dass es zu keinen Auseinandersetzungen kommt. Wenn beide dasselbe wollen, dann ist es harmonisch. Wenn sie mich wirklich liebt, ist alles ganz einfach, wie im siebten Himmel.
    Sie lernte Justus kennen, der äußerlich gar nicht ihren Vorstellungen entsprach. Die erste Entscheidung hieß daher für sie: Der kommt als Partner nicht infrage, aber ich nehme ihn als Abenteuer. Sie versicherte mir, dass sie kein wirkliches Interesse an ihm habe, aber da gerade kein anderer Mann da war, wollte sie die Liebesaffäre genießen.
    Das klingt sehr ausbeutend, denn der Mann scheint gar nicht wichtig zu sein, nur das, was er ihr gibt. Das Ausbeuterische ist jedoch im Grunde die Abwehr, die narzisstische Menschen gegen die Angst vor Nähe aufbauen. Wenn Sylvia leugnet, wie wichtig ihr der Partner ist, dann muss sie nicht spüren, dass sie Angst hat, sich einzulassen und vielleicht wieder enttäuscht, verletzt oder verlassen zu werden. Und wenn sie sich für ihn entscheidet, was ist dann mit all den anderen Männern, die sie nicht mehr kennenlernen kann, vielleicht ist da noch ein besserer dabei?
    Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich da nicht was Bessres findet … ein altes Sprichwort, das Narzissten gerne zitieren, um ihre Bindungsprobleme zu legitimieren. Als würde es darum gehen! Es geht vielmehr um die Befürchtung, was passiert, wenn sie sich auf Nähe einlassen und zu einem Menschen Ja sagen.
    Denn dadurch begegnet sich der Mensch selbst, da er durch sein Gegenüber gespiegelt wird und Seiten an sich erfährt, die er allein nicht erfahren würde. Diese Tatsache macht Beziehungen so wertvoll und spannend, aber auch bedrohlich. Denn der Mensch wird auch mit seinen Beziehungsdefiziten konfrontiert, seinen tiefen Sehnsüchten und narzisstischen Anteilen: seinen hohen Ansprüchen, seinen Wünschen nach Einssein, seiner Angst vor Auseinandersetzung, seiner Furcht, nicht zu genügen, und der Gefahr, der andere genüge ihm nicht.
    Aus der vorübergehenden Liebesaffäre zwischen Sylvia und Justus entwickelte sich nach und nach eine beginnende Partnerschaft. Zuerst war er die treibende Kraft, umwarb sie und signalisierte ihr sein Interesse. Sie war zurückhaltend und etwas ablehnend, denn er kam ihr viel zu schnell viel zu nah. Dennoch blieb sie und brach nicht gleich ab, obwohl das ihr geläufiges Muster ist. Allmählich wurde es immer schwieriger zwischen ihnen, weil sie erkannte, dass er negative Seiten hatte, die sie kaum ertragen konnte. Er sagte ihr nie, dass er sie liebe, und nahm ihr dadurch die Sicherheit, die sie von ihm gebraucht hätte, um Vertrauen aufzubauen und sich einzulassen. Stattdessen wurde sie eifersüchtig, wenn er anderen Interessen nachging und sie sich dadurch zurückgesetzt und unwichtig fühlte. Sie war in ihrem Wunsch nach Beachtung und Einzigartigkeit gekränkt und reagierte darauf mit Vorwürfen. Nicht selten
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