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Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Titel: Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)
Autoren: Bärbel Wardetzki
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sarkastischen Abwertungen konfrontiert wird, oftmals sogar vor Dritten. Durch die Beschämung des anderen können sie ihr eigenes gekränktes Selbst aufrichten. Denn nun sind sie in der überlegenen Position. Verzeihen hieße, den anderen straffrei davonkommen zu lassen, Rache dagegen gibt die eigene Verletzung und Frustration dem anderen zurück.
    Aber auch Gleichgültigkeit und Abwehr unterlaufen jede Liebesbeziehung. Werden narzisstische Partner kritisiert, etwas falsch gemacht zu haben, können sie sich in der Regel nicht damit auseinandersetzen und ihren Fehler einsehen, vielleicht sogar korrigieren. Stattdessen ziehen sie sich zurück und weichen aus. Sie ertragen es nicht, etwas nicht gut gemacht zu haben, denn in dem Moment bricht ihr Selbstwertgefühl zusammen. Sie schämen sich dafür, zeigen aber nach außen nur Gegenwehr in Form von Rechtfertigung oder Schuldzuweisung an den anderen.
    Das Fehlen der Fähigkeit, ein Wir-Gefühl zu etablieren, ein gemeinsames Erleben, ein »Wir-Uns-Erleben« 12 , bei dem jeder sowohl mit sich selbst in Kontakt ist als auch mit dem andern fühlt, ist ein wichtiger Faktor für das Scheitern von narzisstischen Beziehungen.

7. Wer gibt sich für wen auf?
    Ein Grundthema narzisstischer Beziehungen heißt: Wer gibt sich für wen auf?
    Der Paartherapeut Jürg Willi hat diese Thematik unter dem Begriff der narzisstischen Kollusion bereits Mitte der 70er-Jahre beschrieben. Aktualität besitzt dieses Konzept bis heute. Unter Kollusion versteht er das gemeinsame Konfliktthema eines Paares. Wird dieses nicht gelöst, kann das Paar sich nicht positiv entwickeln, sondern ist absorbiert von dem Konflikt. Die Partnerschaft engt sich auf den Grundkonflikt ein und die Partner agieren entsprechend konflikthaft.
    »Das narzisstische Beziehungsthema: Es kreist um die Frage, inwieweit erfordern Liebe und Ehe, dass ich mich für meinen Partner aufgebe, und inwiefern kann ich in einer Paarbeziehung ich selbst bleiben? Inwiefern müssen wir uns gegenseitig abgrenzen, und inwiefern können wir miteinander verschmelzen? Inwiefern soll sich der Partner mit mir identifizieren, nur für mich leben und mich in meinem Selbstgefühl aufwerten, und inwiefern kann ich beim Partner ein besseres Selbst entlehnen?« 13
    In diesem Zitat von Willi sind wesentliche Themen angesprochen, die Sie in diesem Buch beispielhaft bei den beschriebenen Paaren wiederfinden.
    • Einmal geht es um Unterwerfung unter die Erwartungen des Partners um den Preis der Selbstverleugnung. In diesem Fall bedeutet Liebe Selbstaufgabe. Es zählt nur das, was den anderen glücklich macht und zufriedenstellt, nicht das, was einem selbst guttut.
    • Ein anderes Mal liegt der Schwerpunkt der Beziehung darauf, sich mit dem Partner/der Partnerin zu schmücken, um sich auf diese Weise aufzuwerten.
    • Bei einem anderen Paar dominiert die Frage, wie nah oder fern sie sich sein können. In der Regel wechselt bei narzisstischen Paaren die symbiotisch verschmelzende Nähe mit einer fast unüberwindlichen Distanz ab. Entweder möchten sie ganz nah sein, bis die Angst eintritt, vereinnahmt zu werden, oder ganz fern, verbunden mit depressiven Verlassenheitsgefühlen.
    In allen Fällen erwarten die Partner voneinander, in einer bestimmten Weise zu sein. »Einfach« so zu sein, wie jemand ist, ist keinem erlaubt, auch wenn viele die Sehnsucht danach spüren.
    Das gilt aber nicht nur für Zweierbeziehungen, sondern gleichwohl für Freundschaften und Familienbeziehungen. Auch hier müssen die Beteiligten sich entscheiden, ob sie sich für den anderen aufgeben oder ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen umsetzen wollen.
    In meinem Frauen-Seminar mit dem Titel »Wer gibt sich für wen auf?« formulierten die Teilnehmerinnen folgende Nöte:
    • Ich traue mich nicht, meine Bedürfnisse zu zeigen.
    • Er ist so dominant, ich werde bei ihm zum kleinen Mäuschen.
    • Ich stelle meinen Partner auf den Sockel, wenn ich ihn liebe.
    • Ich passe mich immer seinen Wünschen und Bedürfnissen an und weiß gar nicht mehr, was ich selber will.
    • Ich trau mich gar nicht mehr, mich auf einen Mann einzulassen, weil ich mich dann sofort verliere.
    • Ohne ihn bin ich bei mir, aber ist er da, schaue ich nur darauf, dass für ihn alles passt.
    Die Liste ließe sich lange weiterführen, aber ich denke, diese kleine Auswahl von Aussagen beschreibt die Situation der betroffenen Frauen sehr gut: Sie fühlen sich klein, machen sich sogar kleiner, als sie sind, ordnen
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