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Eiswind - Gladow, S: Eiswind

Titel: Eiswind - Gladow, S: Eiswind
Autoren: Sandra Gladow
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doch herausfindet? Sie wird völlig mittellos sein. Das Kind eines Mannes, der einen Mordversuch begangen hat und ins Gefängnis kommt, wird keinerlei Versorgungsansprüche haben. Wie soll es für sie weitergehen? Erst die Mutter und dann den Vater auf so grausame Art zu verlieren …« Anna war selbst verblüfft, dass sie in dieser Situation fähig war, einen derartigen Gedanken zu formulieren.
    Tiedemann stockte kurz. Dann zog er statt einer Antwort sein Messer.
    Sie schrie, als sie die Klinge vor sich aufblitzen sah. »Was habe ich Ihnen denn getan?«, rief sie, um Zeit zu gewinnen.
    Er ließ das Messer wieder sinken. »Ich habe gedacht, Sie wären anders als die anderen.« Es war fast nur ein Flüstern. »Aber Sie haben sich wirklich mit jedem eingelassen, der Ihnen über den Weg gelaufen ist«, fügte er voller Bitterkeit hinzu. »Ich habe gehört, wie Sie diesem verheirateten Mann das Herz gebrochen und parallel mit diesem Polizeicowboy geflirtet haben.«

    Die Augen des Oberstaatsanwaltes glühten vor Hass, sodass Anna das Blut in den Adern zu gefrieren schien. Dunkel rief sie sich ihr Zusammentreffen mit Georg in ihrem Büro in Erinnerung. Sie hatte doch gespürt, dass sie jemand belauschte! »Das geht Sie nichts an«, brachte sie schwach hervor.
    Statt einer Antwort berührte er mit seiner eiskalten, zitternden Hand ihren Hals. Er sieht komplett verrückt aus, dachte Anna.
    Seine Augen fixierten sie. »Mich hat schon einmal eine Frau gedemütigt und im Stich gelassen, diesmal werde ich es nicht ungestraft geschehen lassen, dass man mein Leben noch einmal zerstört.«
    Tiedemann hob das Messer und holte aus. Anna schrie. Doch dann blitzten in weiter Ferne die Lichter von Suchscheinwerfern auf und brachten ihre Lebensgeister zurück. Es war Hilfe in der Nähe! Wahrscheinlich war sogar Kommissar Bendt dort.
    Oberstaatsanwalt Tiedemann schrak zusammen. Auch er hatte die Lichter gesehen. Wie von Sinnen nutzte Anna die Schrecksekunde, stieß ihn mit aller Kraft zurück und rannte los.
    Der Regen peitschte ihr ins Gesicht, während sie sich ihren Weg durch den Wald bahnte. Sie wollte einen Haken schlagen, um zu ihren Rettern gelangen zu können, musste aber erst mal einige Entfernung zwischen sich und Tiedemann bringen. Keuchend rannte sie durch das Geäst über den sumpfigen Waldboden, immer verfolgt vom Lichtschein seiner Taschenlampe, dem es zu entfliehen galt. Er war so dicht hinter ihr,
dass sie seinen keuchenden Atem hören konnte. Es musste ihr gelingen, in das Dunkel des Waldes abzutauchen, aber das schien unmöglich.
    Ihr Atem ging schwer, während sie sich durch die Wildnis arbeitete, und ihr war unendlich übel. Äste schlugen ihr in das Gesicht und gegen ihre Beine. Tränen rannen ihr über die Wangen, während sie vorausstolperte. Vor ihren Augen begann alles zu verschwimmen. Sie betete, nicht ohnmächtig zu werden. Immer wieder fing der Lichtschein seiner Taschenlampe sie ein. Sie fühlte sich hilflos wie eine Maus, mit der eine Katze ihr erbarmungsloses Spiel trieb.
    Das Gelände war uneben, und mit Schrecken hatte sie im Schein der Lampe rechter Hand eine Böschung wahrgenommen. Inzwischen hatte sie schon so viele Haken geschlagen und mehrfach die Richtung gewechselt, dass sie nicht mehr wusste, wo sich die Böschung befand, geschweige denn, wo sich ihre Retter aufhielten.
    Anna kämpfte verzweifelt mit den Tränen und horchte erst dann auf, als sie hinter sich Tiedemann fluchen vernahm. Seine Taschenlampe erlosch plötzlich. Sie schöpfte Hoffnung. Vielleicht war er gestürzt? Erneut stolperte sie voran.
    Es war jetzt stockdunkel. Die Lichter der Einsatzfahrzeuge, die in den Feldweg eingebogen waren, konnte sie nicht mehr sehen. Sie musste herausfinden, wo sich die Straße befand! Anna drehte sich um und stellte fest, dass der Lichtstrahl der Taschenlampe wieder durch das Geäst streifte, allerdings ohne sie ausgemacht zu haben.

    Sie suchte erschöpft und zitternd Schutz hinter einer großen Tanne und horchte in die Dunkelheit. Doch sie vernahm nichts außer dem Heulen des Windes. Vielleicht hatte er sie verloren? Anna wartete angespannt und betete, dass sie recht haben möge.
    Eines war gewiss – ihr Auto hatte man sicher längst gefunden. Die Chancen standen gut, dass die Polizei in Kürze den Wald durchkämmen würde, um sie und Oberstaatsanwalt Tiedemann ausfindig zu machen. Es würde nicht lange dauern, und es würde vor Einsatzkräften nur so wimmeln.
    Als Hubert plötzlich neben ihr
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