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Eistochter

Eistochter

Titel: Eistochter
Autoren: Dawn Rae Miller
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dich niederstrecken, sobald sie dich sieht.«
    Was haben wir getan? Meine Hände zittern. Magie strömt in meinen Körper und erfüllt ihn bis in den letzten Winkel mit einem Kribbeln. Ich hebe die Hand, um nach den Sängern zu schlagen. Ich werde jeden einzelnen von ihnen vernichten, bevor er Gelegenheit hat, Beck wehzutun.
    Er schlingt die Arme um mich und verstellt mir die Sicht auf sie. »Es ist nicht ihre Schuld. Bestrafe sie nicht für etwas, das ich getan habe.«
    Die Luft um uns herum schimmert und wird ruhig. Die Hexen setzen ihren stummen Sprechgesang fort, aber jetzt wirken sie lebhafter.
    Wir haben keine Wahl mehr.
    »Wir müssen weg.« Beck ergreift meine Hand. Er führt mich durch die Menschenmenge, die die Tür versperrt. Ich folge ihm, obwohl ich immer noch verärgert über ihn und erzürnt über unsere Situation bin und nicht weiß, was wir als Nächstes tun sollen. Es wäre alles so viel leichter, wenn es nur um mich ginge! Aber jetzt hat Beck sich selbst ebenfalls zur Zielscheibe gemacht, und anders als ich muss er befürchten, dass sich auch noch seine eigenen Leute gegen ihn wenden könnten.
    Beck führt uns so schnell wie möglich die Treppe hinunter und durch die Haustür. Obwohl es früh am Morgen ist, ist es stockdunkel. Der Regen prasselt von der Seite auf uns ein und brennt auf meiner Haut wie die Stiche von tausend zornigen Wespen. Ein unheimliches Heulen umtost uns.
    »Kannst du dem Einhalt gebieten?« Beck zeigt auf den Sturm.
    »Nein. Ich weiß nicht, wie.«
    Über das Heulen hinweg höre ich einen Sprechgesang. Ich reiße die Augen auf und starre Beck und Bethina mit offenem Mund an.
    Sie hören es auch.
    Ein langer gezackter Blitz durchzuckt den Himmel. Jeder Teil meines Körpers rät mir, hierzubleiben und zu kämpfen. Wenn wir jetzt fliehen, werden wir für immer auf der Flucht bleiben müssen. Diese sogenannten Lichthexen – die Splittergruppe – werden Jagd auf uns machen, bis sie uns vernichtet haben, das haben sie deutlich gezeigt.
    »Wir sollten dem jetzt ein Ende setzen«, schreie ich in den Sturm.
    »Nein. Du musst weg.« Bethina stößt mich von der Veranda auf den Rasen. Vor mir sehe ich nichts als Regen. Der Waldrand ist völlig verschwunden. Ich zögere und mache einen Schritt zurück zum Haus. Verwirrung verzehrt mich – ich weiß nicht ein noch aus. Ich muss jetzt stark sein und gegen den wachsenden Drang ankämpfen, um mich zu schlagen, aber die Versuchung, ihm nachzugeben, ist groß.
    Energie sticht auf mich ein. Ich balle die Faust und öffne dann langsam die Finger.
    »Lark, hör auf. Das lasse ich nicht zu.« Beck packt meine Hand. »Das bist nicht du.«
    Wärme und Klarheit durchströmen mich. Beck hat recht. Wenn ich ihnen etwas antue, auch nur einem von ihnen absichtlich Schaden zufüge, dann bin ich alles, wofür sie mich halten – böse, außer Kontrolle, ein Monster. Und genau dagegen kämpfe ich an.
    Ich halte mir die Hände wie ein Visier vor die Augen, um den Regen abzuhalten, aber das funktioniert nicht.
    »Wohin?«, rufe ich.
    Zur Antwort packt Beck mich an der Hand und läuft in den Sturm. Ich kann nichts sehen, bis auf ein schwaches Leuchten seitlich von mir. Ich kneife die Augen zusammen, um das seltsame Objekt zu identifizieren.
    Ein zweites Licht scheint daneben auf.
    »Lauf!«, schreie ich.
    Vom Ostrasen stürmt eine wachsende Gruppe Lichthexen auf uns zu. An vorderster Linie führt Eamon den Angriff an. Auf der offenen Wiese bieten wir ein leichtes Ziel, selbst im strömenden Regen.
    Ich renne hinter Beck her, aber er ist mir gute drei Meter voraus. Hinter mir kämpft sich Bethina durch den Regen. Der durchweichte Rasen bietet keine Trittsicherheit, und ich rutsche aus und lande auf Händen und Knien. Bethina erreicht mich, bevor ich mich wieder aufrappeln kann.
    »Ruf Beck. Sag ihm, dass er herkommen soll. Ich brauche ihn«, befiehlt sie.
    »Aber wir können nicht stehen bleiben! Sie sind fast schon hier!« Die Luft um uns herum bebt und zuckt.
    Bethina streckt die Hand aus, als wollte sie etwas fangen. »Wir haben keine Zeit mehr! Ihr werdet es nicht schaffen. Ruf Beck. Sofort !« Sie zieht sich Richtung Ostrasen zurück.
    Durch den heftigen Regen sehe ich Beck schemenhaft auf mich zurennen.
    »Was ist los?«, ruft er. Als er in meine Nähe kommt, erzittert die Luft erneut. Beck sprintet auf mich zu und wirft sich vor mich, als wäre sein Körper ein Schutzschild.
    Ein Blitz erhellt den Himmel und schlägt nahe beim Ostrasen ein. Ein
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