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Eistochter

Eistochter

Titel: Eistochter
Autoren: Dawn Rae Miller
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sehen, wie gut der Blitz getroffen hat.
    Bethinas Körper liegt zusammengesunken am Boden. Beck wiegt sie auf seinem Schoß. Die Luft um mich herum bebt und zuckt.
    Ein Feuerring breitet sich langsam um Beck und Bethina aus.
    Mein Schrei durchzuckt die Luft: »Nein!«
    Ich war das. Meine außer Kontrolle geratene Magie hat Bethina getroffen. Ich war das, nicht Eamon, nicht die Dunkelhexen. Ich. Zorn erfüllt mich und lässt noch die feinste Verästelung meiner Nerven erzittern. Wie konnte ich das nur zulassen? Wie?
    Erneut schlägt ein Blitz ein, diesmal noch näher am Haus. Das Feuer schlängelt sich auf die vordere Veranda zu und sucht hungrig nach Nahrung.
    »Lark!« Annalises eiskalte Stimme klingt eindringlich, ja sogar panisch. »Du musst mitkommen.«
    Ich bin von dem Anblick, der sich mir bietet, wie gebannt. Beck drückt sich Bethinas schlaffen Körper eng ans Herz und wiegt sich vor und zurück. Dunkelhexen schwärmen an ihm vorbei, ignorieren ihn und legen Summer Hill in Schutt und Asche. Eine Explosion von tief innen im Haus lässt mich auf die Fersen zurückwanken. Orangefarbene Flammen verschlingen das obere Stockwerk, und Schreie erfüllen die Luft, als Lichthexen vor der heranrückenden dunklen Armee fliehen.
    Das ist alles meine Schuld.
    Ohne Vorwarnung richten sich Becks Augen auf mich, zwei leuchtende Kugeln voller Entsetzen. Tausend Messer durchdringen mich und zerreißen mir das Herz. Becks Gefühle übermannen meine eigenen.
    Er wusste, wozu ich in der Lage bin. Er wusste es und hat doch nicht daran geglaubt.
    Wir sehen einander in die Augen, und im Kopf höre ich seine zitternde Stimme: Es ist nicht deine Schuld. Es ist nicht deine Schuld. Er schreit es wieder und wieder.
    Ich konzentriere mich und verschließe meinen Verstand vor ihm. Sein verzweifeltes Wehklagen verklingt. Zum ersten Mal in meinem Leben schließe ich Beck aus. Das Gold in seinen Augen glänzt heller und fordert mich heraus, als Erste den Blick abzuwenden. Sein Blick verrät im Gegensatz zu seinen Worten, wie verletzt er ist.
    Ich falle schluchzend auf die Knie. Der Regen brennt in meinem Gesicht, aber das ist mir gleichgültig – der körperliche Schmerz ist im Vergleich zu dem in meinem Herzen nur ein lästiges Ärgernis. Ich stütze mich auf die Hände und schreie. Der Sturm verschluckt das Geräusch und peitscht noch heftiger auf mich ein.
    Zwei Füße erscheinen neben meinem Kopf, und eine Hand streckt sich zu mir herunter. Kyra.
    »Rühr mich nicht an! Ich will nicht, dass du mich manipulierst!«, kreische ich.
    Sie zuckt zurück. »Ich kann dich nicht manipulieren, Lark. Das kann niemand außer ihm.«
    Ihm. Beck. Mein Dunkles Herz, eine bebende Masse der Zerstörungswut, wirbelt unter der Belastung des ständigen stechenden Drucks.
    »Ich kann Beck nicht im Stich lassen«, schreie ich. »Sie werden ihn töten!«
    Annalise packt mich am Arm und reißt mich auf die Beine. Sie starrt mir in die Augen. »Was habt ihr beiden getan?«
    »Wir haben uns aneinandergebunden.«
    Annalise schüttelt den Kopf, und ein Luftstoß entfährt ihren Lippen. »Ich kann mir jetzt keine Gedanken um ihn machen. Nur um dich.«
    »Aber …«
    »Hör auf zu widersprechen und tu, was man dir sagt.«
    Ich zögere. Henry hat gesagt, ich müsste mit ihnen gehen. Bethina hat es auch gesagt. Aber jede Faser meines Körpers schreit mir zu, so schnell wegzurennen, wie ich nur kann.
    Und dennoch tue ich es nicht.
    Kyra steht vor mir, die Hände in die Hüften gestemmt. »Wenn er in deiner Nähe ist, wirst du ihn töten, und wer weiß, was Malin tun wird, jetzt, da ihr für immer aneinandergebunden seid? So hat er wenigstens eine Chance. Wir haben den Befehl, Eamon zu töten. Beck ist hier sicherer.«
    Sie wollen, dass ich Beck verlasse. Es bricht mir das Herz. Wie soll es ohne ihn schlagen? Ich kann ihn nicht verlassen. Ich kann mich nicht einfach so von ihm abwenden.
    Aber ich kann auch nicht bei ihm bleiben. Ich bin zu gefährlich.
    Das eine, das niemand je bezweifelt hat, ist, dass ich versuchen werde, ihn zu töten. Meine Liebe reicht nicht aus, Beck zu beschützen. Genau, wie die Liebe meiner Mutter nicht genug war, um meinen Vater zu behüten. Genau, wie Liebe allein Bethina nicht retten konnte. Beck wird sterben, wenn er in meiner Nähe ist.
    Wenn die Armee meiner Mutter sich durchsetzt und Eamon tötet, dann ist Beck bei den Lichthexen sicherer, bei seinen eigenen Leuten, weit weg von mir. Sie tun ihm vielleicht nichts an, aber ich werde es
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